Iron Witch
weitergingen.
Xan führte sie vom Hauptweg ab, und sie kämpften sich durch dichtes Gebüsch und Farnpflanzen, die sie von ihrem ersten Ausflug wiedererkannte. Wie beim letzten Mal schob Xan das Gestrüpp beiseite, damit sie hindurchschlüpfen konnte.
Sie kamen auf der kleinen Lichtung an und blieben dicht beieinander stehen. Die Bäume ragten hoch über ihnen und warfen tiefe Schatten im Mondlicht.
Donna zitterte. Wie zuvor spürte sie diese bleierne Schwere auf ihren Schultern und den Druck in ihrem Kopf. Sie versuchte sich gegen den bevorstehenden Verwesungsgeruch der feuchten, moosigen Baumstämme zu wappnen und flach zu atmen. Aber es half nichts, und sie rümpfte die Nase.
Xan sammelte erneut Erde und Blätter vom kalten Boden auf und wiederholte das magische Ritual, das es ihnen ermöglichen würde, den Alten Pfad zu betreten. Donna wusste noch vom letzten Mal, dass, wenn er gleich seinen Kopf hob, seine Augen wieder in diesem Smaragdgrün leuchten würden. Je näher sie dem Herz des Waldes kamen, desto mehr verwandelte sich der Kerl in eine Fee.
Einerseits machte ihr dieser Gedanke Angst, andererseits erregte er sie aber auch.
Er stand vor ihr, die Hände voller Erde und Zweige. »Halt dich daran fest wie beim letzten Mal, Donna.«
Miteinander durch Natur und Magie verbunden sprach Xan die uralten Worte, die das Tor zum Elfenland öffnen würden. Seine Haut glänzte mit einem Goldschimmer, scheinbar im Wettstreit mit dem kühlen Mondlicht um sie herum, und seine Augen funkelten. Donna hielt den Atem an. Sie spürte den Sog der Macht in ihrem Inneren und wartete auf die Schmerzen in ihren Händen.
Plötzlich aufkommende Dunkelheit umhüllte sie und löste das ohnehin schon trübe Licht ab. Es roch nach Verwesung. Der Geruch ließ sie würgen, er kroch ihr zwischen die Lippen und den Hals hinunter.
Die erdrückende Dunkelheit verflog; Donna war erleichtert, wieder einen flüchtigen Schimmer Mondlicht durch die hohen Bäume zu sehen. Dann lag der mit Bäumen gesäumte Alte Pfad vor ihnen. Das grüne Blätterdach ließ den Pfad eher wie einen Tunnel erscheinen. Trotz Xans Protest übernahm sie jetzt die Führung, und unter ihren Füßen raschelten und knackten vertrocknete Blätter und Zweige. Sie liefen den Pfad entlang in Richtung der Lichtung, auf der Navin wartete. Bei dem Gedanken daran, den Dunklen Elfen gegenüberzustehen, wurde Donna übel und ihr Herz schlug nochmals schneller. Sie versuchte sich zu beruhigen, ihre Atmung zu verlangsamen und nur an ihren besten Freund zu denken. Er brauchte sie jetzt.
Endlich öffnete sich das Blätterdach, und sie standen auf der großen Lichtung. Donna verschlug es den Atem, als sie den Himmel wieder über sich sah. Er sah irgendwie ganz anders aus, als ob sich die Erde gedreht und sie auf einen anderen Kontinent versetzt hätte. Es war immer noch Nacht, und der Mond lugte hinter den Wolken hervor. Ringsherum leuchteten willkürlich einzelne Sterne, und alles sah ganz nah aus, als ob sie einfach ihre Hand ausstrecken und diesen samtigen Himmel berühren könnte.
Die Lichtung war verlassen. Der efeuberankte Thron stand in der Mitte und sah aus, als ob er seit Jahren nicht mehr benutzt worden war. Moos wucherte über die Seiten und den Sitz, und Donna fragte sich, ob es möglich war, dass die Zeit hier in einer anderen Geschwindigkeit verstrich. Es sah alles so unberührt aus, als ob die Zeit gerade zu stehen geblieben und die Luft seit Jahrhunderten von keinem Lebewesen mehr eingeatmet worden war. Es schien, als ob Donna und Xan mit ihrer bloßen Anwesenheit diese zeitlose Ruhe stören würden.
Sie drehte sich im Kreis, und ein ungutes Gefühl hatte ihren ganzen Körper im Griff und ließ ihren Mund austrocknen. »Das ist seltsam. Ich hab erwartet, dass es so sein würde wie beim letzten Mal. Ich dachte, sie würde hier auf uns warten.«
Xan nickte. »Und sie weiß es sofort, wenn jemand das Tor zwischen unserer Welt und dem Elfenland durchschreitet.«
Donna ging auf den Thron zu und spürte, wie sich Frust in ihr aufbaute. Spielte Aliette mit ihnen? Hatte sie gelogen? »Wir wissen nicht mal, wo sie Navin festhalten. Also, was sollen wir denn jetzt machen?«
Ein Mondstrahl fiel auf die andere Seite der Lichtung und sie sahen, wie die Königin, flankiert von ihren sechs Leibwächtern, die Lichtung betrat. Sie waren einfach aus dem Nichts zwischen den Bäumen aufgetaucht und kamen langsam auf sie zu. Im fahlen Mondlicht sah ihre grau-braune Haut kränklich
Weitere Kostenlose Bücher