Iron Witch
und alt aus, und irgendwie wirkten sie alle weniger stark als vorher. Schwächer sogar. Vielleicht hatte die Königin doch nicht übertrieben, was ihren Verfall betraf.
Donna schrie auf, als sie Navin erkannte. Einer der Waldelfen trieb ihn auf die Lichtung. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt, und er sah abgekämpft und erschöpft aus. Aber er war hier . Sie sehnte sich danach, zu ihm zu laufen, wusste zugleich, dass selbst der Versuch vergeblich wäre. Noch nicht , dachte sie. Geduld .
Seine dunklen Augen leuchteten auf, als er sie sah. Donna bemühte sich ein beruhigendes Lächeln aufzusetzen, aber es war nur ein halbherziger Versuch, ihre Kehle hatte sich verengt, und es fiel ihr schwer, den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken.
»Donna, du hättest nicht zurückkommen dürfen«, rief Navin mit einer bemerkenswert starken Stimme.
Sie schüttelte den Kopf. »Sei nicht bescheuert. Ich würde dich niemals allein lassen!«
Er hatte sein ihr so vertrautes schiefes Grinsen im Gesicht. »Ja richtig, Underwood. Das hast du mir auch Samstagabend gesagt, bevor du mich ohne mit der Wimper zu zucken der Freak-Truppe überlassen hast.«
Donna musste lachen, sie konnte sich nicht beherrschen. Die Erleichterung, dass er tatsächlich Witze machte – auch wenn sie schlecht waren –, war einfach wunderbar.
Die Waldkönigin schritt zu ihrem Thron. Hoheitsvoll ließ sie sich darauf nieder und wartete, dass ihre Untertanen sich um sie herum versammelten. Zwei Elfen stießen Navin nach vorne, bis er direkt neben dem hölzernen Thron stand. Die Kreatur, die anscheinend die Aufsicht über Navin hatte, legte seine langen, dürren, wurzelähnlichen Finger auf dessen Schulter und drückte ihn runter auf die Knie.
»Hast du es mitgebracht?« Das braune Gesicht der Königin wirkte faltiger als vorher, ihre schwarzen Augen glanzlos und eingefallen. Es war nicht schwer zu erkennen, dass Aliette erschöpft aussah. Donna wurde plötzlich bewusst, dass die Elfen, die sich in ihrer Eisenwelt so mühelos bewegten und in der Lage waren, aufwendige Tarnungen aufrechtzuerhalten, ihre Kraft wohl von der Königin bezogen. Die Waldkönigin war ihre Hauptenergiequelle – aber woher nur nahm sie ihre Kraft?
»Ich habe es, Eure Majestät.« Donnas Stimme klang klar und deutlich. Sie musste an ihre Mutter denken und wollte einen Blick von den Haarlocken an Aliettes Gürtel erhaschen, aber es war zu dunkel, um irgendetwas deutlich zu erkennen.
Die Königin beugte sich nach vorne und konnte ihre Ungeduld kaum noch zügeln. »Dann gib es mir, Mädchen, und du kannst den Jungen nehmen und gehen.«
Xan schaute besorgt in Donnas Richtung, aber sie warf ihm einen ihn beruhigenden Blick zu; sie wusste, wie wichtig es ihm war, auch Maker zu befreien.
»Wir gehen nicht ohne Navin und Maker«, sagte sie mit fester Stimme.
Xans Hand, die er auf ihre Hüfte gelegt hatte, ermutigte und bestärkte sie.
»Wenn ich mich richtig erinnere, war das nicht Teil der Abmachung«, schnarrte die Waldkönigin. Die Elfen, die im Kreis um sie herum standen, gaben laute klackende Geräusche von sich und krümmten sich nach vorne, jederzeit bereit zum Sprung. Feindselig starrten sie Donna aus ihren schwarzen Augen an.
Donna schluckte ihre Angst herunter und fragte: »Ihr habt doch nicht allen Ernstes geglaubt, ich würde Maker hier zurücklassen? Entweder wir gehen unbeschadet mit beiden, oder Ihr bekommt rein gar nichts von mir.«
Aliette lächelte spöttisch. Mehr denn je glich ihr rissiges Gesicht der Rinde eines alten Baumes. »Und was – du dummes Kind – sollte mich davon abhalten, dir das Elixier einfach wegzunehmen?«
»Ich weiß, dass es außer dem, was ich gefunden habe, nichts mehr davon gibt. Das sind die letzten Tropfen von diesem Elixier des Lebens. Wenn Ihr mich dazu zwingt, das schwöre ich Euch, dann bekommt Ihr es niemals.«
Die Augen der Königin verengten sich zu schwarzen Schlitzen und ihr lippenloser Mund verzog sich zu einer hässlichen, wutentbrannten Scharte. »Wie kannst du es wagen, mir zu drohen?«
Ihre Stimme strapazierte Donnas Nerven und schlug ihr auf den Magen; die Schmerzen in ihren Händen wurden stärker, aber sie zwang sich, nicht das kleinste Anzeichen von Angst zu zeigen.
Sie trat nach vorne in Richtung der Königin und schüttelte dabei Xans Hand ab, der versuchte, sie zurückzuhalten. »Entweder Ihr lasst uns alle gehen oder ich zerstöre es.« Verzweifelt hoffte sie, überzeugend zu klingen und betete, dass die
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