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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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paar Antworten von ihm verlangen.«
    »Nikola?«, fragte ich. »Ist er denn noch hier?«
    »Das nehme ich an«, antwortete Watson. »Ich habe einen Mann vor seiner Tür postiert. Und bis jetzt hat er noch keinen Alarm geschlagen.«
    »Vor seiner Tür«, wiederholte ich dümmlich und sah zur Tür meiner eigenen Luxusunterkunft.
    Watson deutete meinen Blick wohl richtig. »Er ist nicht hier unten untergebracht. Ich verstehe … Sie haben angenommen, er wäre ebenfalls … verschwunden .«
    Tatsächlich hatte ich Nikola dort unten in der Kanalisation nicht gesehen, aber selbstverständlich vorausgesetzt, dass er ebenfalls unter dem Einfluss des Hive stand und geflohen war.
    »Dann ist er noch hier?«, fragte ich, was sogar mir selbst überflüssig vorkam.
    »Das will ich doch hoffen«, entgegnete Adler grimmig. »Schon weil ich ebenfalls ein paar Antworten von ihm haben will. Und diesmal lasse ich mich nicht mit irgendwelchen Ausflüchten abspeisen oder mit pseudowissenschaftlichem Gebrabbel, das niemand versteht.«
    »Ich begleite Sie«, sagte ich.
    Erstaunlicherweise widersprach Watson mir nicht, sondern fragte mich besorgt: »Sind Sie dazu in der Lage?«
    »Nein«, antwortete ich, »aber ich muss mit Nikola reden.«
    »Da sind wir schon zwei«, sagte Adler grimmig. »Aber glauben Sie nicht, dass ich auf Sie warte.«
    Was er natürlich doch tat, schon weil wir ein halbes Dutzend weiterer verschlossener Türen hinter uns bringen mussten und Watson nicht im Traum daran dachte, ihm seinen Schlüsselbund auszuhändigen, sondern ganz im Gegenteil mehrmals demonstrativ wartete, bis ich zu ihm und der kleinen Armee aufschloss, die sich in Adlers Gefolge befand. Ich kannte nicht alle Gesichter der uniformierten Männer und hatte mir auch vorher nicht die Mühe gemacht, sie mir einzuprägen, war aber sicher, dass es mehr geworden waren. So viel zu Adlers eiserner Entschlossenheit, nicht noch mehr Menschenleben in Gefahr zu bringen.
    Das Zimmer, in dem Nikola untergebracht war, befand sich nahezu am anderen Ende des weitläufigen Gebäudetrakts, sodass wir gute zehn Minuten brauchten, um es zu erreichen. Ich bereute meinen Entschluss schon auf halber Strecke, denn mir fiel jeder Schritt ein wenig schwerer als der vorherige. Der hämmernde Schmerz in meinem Kopf war zwar auf ein erträgliches Maß zurückgegangen, doch dafür konnte ich nun regelrecht spüren, wie meine Kräfte versiegten. Aber ich musste mit Nikola sprechen, nicht nur um mich davon zu überzeugen, dass er noch da war, sondern weil er auch der Einzige war, der mir vielleicht sagen konnte, was mit Allison passiert war.
    Ich erkannte Nikolas Zimmer sofort, als wir den entsprechenden Gang betraten. Dieser Teil des Arkham-Instituts war elektrisch beleuchtet, und in dem hellen und fast schattenlosen Licht der Glühbirne war der Constabler gut zu erkennen, der auf einem Stuhl vor der Tür saß und sich so postiert hatte, als wäre er in die Lektüre einer zerknitterten Gazette vertieft. Bevor er eingeschlafen und mit dem Gesicht auf besagte Gazette gesunken war, hatte diese Maskerade vielleicht sogar funktioniert. Wäre ich nicht viel zu nervös und angespannt für solcherlei Gefühle gewesen, dann hätte ihn mir das wahrscheinlich auf Anhieb sympathisch gemacht.
    »O’Brien!«, brüllte Adler, noch bevor er den ersten Fuß in den Korridor gesetzt hatte. »Nennen Sie das Ihren Dienst versehen, Sergeant? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«
    Zumindest sein Gleichgewichtssinn hätte den bedauernswerten Mann um ein Haar verlassen, als er so hastig aufsprang, dass sein Stuhl mit einem lautstarken Poltern umfiel und er sich auch noch in seiner Gazette verhedderte, von der mir überhaupt erst jetzt auffiel, dass er sie falsch herum hielt.
    Adler stürmte so schnell durch die Tür, dass Sergeant O’Brien kaum Zeit fand, zur Seite zu springen. An Adlers Schatten erkannte ich, wie er mitten in der Bewegung und einen Herzschlag lang erstarrte. Was er danach schrie, verstand ich nicht, aber ich stürmte dennoch auf der Stelle los. Irgendwie brachte ich sogar das Kunststück fertig, noch vor Watson und O’Brien durch die Tür zu stürzen.
    Adler hatte darauf verzichtet, das Licht einzuschalten, doch der Raum war dennoch so hell erleuchtet, dass ich blinzeln musste. Was ich in diesem schon fast unangenehm hellen Licht sah, gefiel mir jedoch keineswegs. Adler stand mit aufgerissenem Mund und Augen da und starrte auf Nikola hinab, der nur mit einer knielangen Hose und

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