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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Adler verzog sein geschwollenes Gesicht zu einer fragenden Grimasse. »Wieso?«
    »Ist das nicht offensichtlich?«, fragte Watson zwischen zwei paffenden Zügen.
    »Nein«, antwortete Adler. Ich warf dem Buch hinter Watson einen fragenden Blick zu, und er reagierte darauf, indem er nach dem Roman griff und ihn so umdrehte, dass man den Titel nicht mehr lesen konnte.
    »Wie geht es Fred?«, fragte O’Brien.
    »Ihrem Kollegen?« Watson paffte erneut und warf ihm einen fast dankbaren Blick zu. »Den Umständen entsprechend. Ich fürchte, er hat sich einen Schädelbruch zugezogen.«
    » Zugezogen würde ich das nicht nennen, Doktor«, sagte Adler feindselig. »Jemand hat ihm den Schädel eingeschlagen, trifft es schon eher.«
    »Wie auch immer.« Watson sog erneut an seiner Pfeife und bemühte sich um einen beruhigenden Tonfall, als er an O’Brien gewandt fortfuhr. »Doktor Jefferson operiert ihn gerade. Machen Sie sich keine Sorgen. Er ist in besten Händen. Er wird wieder gesund, keine Angst.«
    O’Brien machte keinen wirklich beruhigten Eindruck. »Meinen Sie nicht, dass er besser …«, begann er unbehaglich und brachte den Rest der Frage dann zwar nicht über die Lippen, aber Watson nahm ihm die Mühe ab.
    »… in einem richtigen Krankenhaus aufgehoben wäre?«, fragte er und schüttelte auch gleich den Kopf. »Vor einem Jahr hätten Sie diese Frage durchaus zu Recht stellen können, aber inzwischen haben sich die Dinge hier geändert. Und Doktor Jefferson ist ein ausgezeichneter Arzt.« Damit schien das Thema für ihn erledigt zu sein, denn er wartete eine mögliche Antwort erst gar nicht ab, sondern stand auf und trat ans Fenster, um etliche paffende Züge lang wortlos auf den Hof hinabzusehen.
    Und natürlich war es Adler, der das Schweigen als Erster und auf seine gewohnt charmante Art brach. »Was gibt es dort draußen eigentlich so Spannendes zu sehen, Doktor?«, polterte er. »Die Antworten auf alle unsere Fragen?«
    »In der Tat«, sagte Watson, blies eine weitere graublaue Rauchwolke gegen die Fensterscheibe und drehte sich erst dann zu uns um. »Zumindest auf die, die mich am meisten beschäftigt hat. Wollen Sie uns amüsieren und raten, welche es war, Captain?«
    Für einen so distinguierten Mann wie Watson war das überraschend forsch, fand ich, und auch ein bisschen leichtsinnig. Ich war nicht sicher, ob es klug war, Adler zu provozieren, wenn er in einer derart gereizten Stimmung war.
    »Ich habe keine Lust auf Spielchen«, polterte Adler dann auch prompt. »Verdammt, einer meiner Männer ist tot, zwei weitere schwer verletzt, und der Professor ist verschwunden! Ich habe für einen Tag genug Spaß gehabt! Wir müssen etwas tun!«
    »Und Sie fragen sich gar nicht, warum?«, wollte Watson wissen. Adler starrte ihn nur an, und Watson fuhr mit einem resignierenden Seufzen fort: »Ich meine, warum sie diesen riskanten Überfall überhaupt gewagt haben? Immerhin hat es sie zwei ihrer … sagen wir: Männer … gekostet.«
    »Weil der Professor recht hatte und seine Maschine funktioniert?«, fragte O’Brien.
    Watson nahm die Pfeife aus dem Mund und sah ihn eindeutig überrascht an. Adler enttäuschte mich auch diesmal nicht, indem er ein übertrieben abfälliges Schnauben ausstieß. »Hören Sie auf mit Nikola«, fauchte er. »Ihm haben wir diese ganze Katastrophe doch zu verdanken!«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte ich.
    »Haben Sie nicht zugehört?«, fuhr mich Adler an, unüberhörbar froh, ein neues Opfer gefunden zu haben. »Er gehört zu ihnen! Sie hat es doch gesagt!«
    »Und jetzt meinen Sie, er hätte uns verraten?«, fragte Watson. Er klang ein bisschen amüsiert.
    »Das habe ich nicht gesagt! Ich bin nicht dumm, Doktor Watson, auch wenn ich keinen Doktor vor meinem Namen trage. Immerhin hat seine Maschine zwei von diesen Bestien erledigt. Im Übrigen haben Sie vollkommen recht, Doktor. Ich glaube keine Sekunde lang, dass sie uns heute ganz zufällig angegriffen haben. Weil sie nämlich ganz genau gewusst haben, was er sich da in seinem Keller zusammenbastelt, genau wie sie über alles andere Bescheid wissen, was wir tun und reden.«
    »Sie meinen, wir sind irgendwie noch immer mit dem Kollektiv verbunden?« Meine Stimme klang nicht annähernd so spöttisch, wie ich es gerne gehabt hätte, und auch Watsons Stirnrunzeln hätte nach meinem Dafürhalten deutlich zweifelnder ausfallen können. Dass ich prinzipiell nichts gut fand, was Adler sagte oder tat, bedeutete nicht, dass er nicht

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