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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bisschen.
    »Ich fürchte, wir sind auf uns allein gestellt, wenn wir Miss Carter und die anderen finden wollen.«
    »Sind Sie verrückt?«, fragte Adler. »Wissen Sie, wie groß der Hafen ist? Das ist eine ganze Stadt!«
    »Das ist wahr«, bestätigte ich und stand auf. »Aber es gibt jemanden, der weiß, wo wir sie finden.«
    Adler blinzelte: »Wie?«
    »Der Junge«, sagte Watson.
    Ich nickte. »Chip. Ja.« Immerhin hatte er gesagt, dass er sie finden konnte.
    »Sie meinen denselben Jungen, der Sie in eine Falle gelockt und auch noch zugegeben hat, dass er es gerne getan hat?«, vergewisserte sich Adler.
    »Ganz so hat er es nicht gesagt«, korrigierte ihn Watson, wofür ich ihm im Stillen zwar dankbar war, was bei Adler aber nicht besonders gut ankam.
    »Haarspalterei«, polterte Adler. »Sie wollen diesem Bengel tatsächlich alle unsere Pläne offenbaren?«
    »Was für Pläne?«, fragte ich spöttisch.
    Adler nahm meinen Einwurf nicht einmal zur Kenntnis. »Warum schicken Sie den Neumanns nicht gleich ein Telegramm, um unseren Besuch anzukündigen?«, fauchte er. »Oder benutzen Ihren schicken Telefonapparat, damit es schneller geht?«
    Watson musterte den Apparat so nachdenklich, als hätte Adlers Vorschlag ihn tatsächlich auf eine Idee gebracht, doch dann sog er nur wieder an seiner Pfeife und schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das Hive auf eine derart simple Technik angewiesen ist. Und warum nennen Sie sie Neumanns? Das ist ein ziemlich dummer Name.«
    »Der Professor nennt sie doch auch so!«
    »Nikola?« Watson dachte eine Weile nach und schüttelte dann mit einem angedeuteten Lächeln den Kopf. »Oh ja, ich erinnere mich. Aber nicht alle seine Ideen sind genial. Die meisten schon, wie ich zugeben muss, aber diese nicht.« Er winkte mit dem Pfeifenstiel ab, als Adler widersprechen wollte. »Sei’s drum. Uns bleibt nicht viel Zeit für Vorbereitungen. Vielleicht kann uns der Junge wirklich helfen, und …«
    »Ganz bestimmt nicht«, unterbrach ihn Adler in verändertem und plötzlich sehr ernstem Tonfall. »Wenn Sie recht haben, dann ist das vielleicht unsere einzige Chance, um die vermissten Personen zu finden und zu befreien. Ich werde sie nicht verschenken, nur auf die vage Möglichkeit hin, dass es dieser Junge ehrlich mit uns meint.« Er machte eine entschiedene Geste, um sein mangelndes Vertrauen zu unterstreichen, und der ehemalige Polizist in mir konnte nicht anders, als seiner professionellen Einschätzung beizupflichten, auch wenn sich alles andere in mir weigerte, seine Worte auch nur als bloße Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
    »Ich stimme Ihnen eingeschränkt zu, Inspektor …«
    »Captain.«
    »… und plädiere dafür, ihm nicht mehr zu verraten, als er sowieso schon weiß. Nicht, bevor das Gewitter wirklich da ist. Aber danach sollten wir sicher sein.«
    »Sollten reicht mir nicht, Doktor«, antwortete Adler, nicht nur zu meiner Überraschung mit jedem Wort sachlicher und ruhiger werdend. Ich musste mir widerwillig eingestehen, ihn wohl trotz allem noch immer unterschätzt zu haben. Gut, Adler war eben Adler, womit im Prinzip auch schon alles gesagt war, was es über ihn zu wissen gab, aber nun reagierte er so professionell, wie man es von einem Mann in seiner Position nur erwarten konnte. Das hätte mir gefallen sollen, tat es aber selbstverständlich nicht. »Die oberste Priorität ist die Sicherheit der Entführten. Mir ist nicht daran gelegen, noch mehr Menschen in Gefahr zu bringen.«
    »So wenig wie mir«, bestätigte Watson. »Aber wir sollten auch keine Möglichkeit ungenutzt lassen und …«
    Adler unterbrach ihn erneut. »Das verbiete ich, Doktor. Niemand wird irgendein Husarenstück versuchen und damit das Leben der Opfer und möglicherweise auch meiner Männer in Gefahr bringen.«
    »Dann haben Sie einen besseren Plan, nehme ich an?«
    Adler deutete mit einer Kopfbewegung auf den Telefonapparat. »Ich bin vielleicht nicht so vermögend und einflussreich wie Ihr geheimnisvoller Freund, aber ich weiß, was meine Männer können, und auch, dass ich mich auf sie verlassen kann. Eine Stunde ist mehr als ausreichend, um ein Dutzend guter Beamten zusammenzutrommeln und zum Hafen hinauszufahren.«
    »Um was zu tun?«, fragte ich.
    Adler erinnerte mich schon wieder an den alten Adler, indem er mich geschlagene fünf Sekunden lang ansah, als gäbe er mir ganz allein die Schuld an allem, was geschehen war. »Ich bin Polizist, Devin. Es ist mein Beruf, verschwundene Personen

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