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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unsere Kinder nicht im Stich.«
    »Dann haben wir wohl ein Problem, wie?«, mischte sich Adler in fast schon fröhlichem Tonfall ein. »Euer verlorener Sohn will nicht mit euch kommen, und ihr kommt nicht an uns heran. Sagte ich schon, dass man es bei uns ein klassisches Patt nennt?«
    Ich wünschte mir wirklich, er würde endlich die Klappe hatten, und Nikola erging es wohl ebenso. Er wirkte über die Maßen angespannt, enthielt sich aber jeden Kommentars.
    »Warum … tun Sie nichts, Professor?«, fragte Mulligan nervös. »Bitte!«
    »Ich wüsste nicht, was«, gestand Nikola.
    Seine mechanisierten Gegenspieler möglicherweise schon, denn sowohl die namenlose Frau als auch ihr ebenso unbekannter Begleiter traten nun langsam einen Schritt zurück und senkten die Köpfe. Ihre Blicke tasteten über das Durcheinander aus Gummischläuchen, Kabeln und Drähten überall auf dem Boden, und mich beschlich ein wirklich ungutes Gefühl. Spätestens in dem Moment, in dem die Hendricks-Kopie dasselbe tat, stutzte, einen halben Schritt zur Seite machte und sich dann in die Hocke sinken ließ, um mit ihrer vierfingerigen Skeletthand nach einem der Kabel zu greifen.
    »Nein!«, entfuhr es Nikola, und Adler brüllte nur einen Sekundenbruchteil später: »O’Brien! Schießen Sie!«
    Der Sergeant gehorchte, aber seine Reaktion kam genauso zu spät wie Nikolas schon fast verzweifelt anmutender Versuch, in seiner zentnerschweren Kettenrüstung loszustürmen und das Hendricks-Ding in die Arme zu schließen, um es ebenso zu verbrennen, wie er es mit der Spinne getan hatte.
    Das Krachen des Revolvers und das gewaltige Scheppern und Klirren, mit dem Nikola über seine eigenen Füße stolperte und der Länge nach hinschlug, ertönten nur einen Sekundenbruchteil nachdem sich Hendricks’ Metallklaue in das Kabel gebohrt hatte und zu einer zischenden weißen Flamme explodiert war.
    Das Licht flackerte und erlosch, aber es wurde nicht dunkel, denn Hendricks’ verbliebene Metallfinger begannen grellweiß zu glühen, und kaum weniger gleißende Flammen leckten an seinem Handgelenk und dem schwarzen Uniformärmel empor und setzten ihn prompt in Brand. Sämtliche Glühbirnen im Raum explodierten mit einem einzigen, peitschenden Knall und versprühten ein Feuerwerk aus blitzenden blauen und roten Funken, und an mindestens einem Dutzend Stellen brachen kleine, heftig rußende Brände aus. Alle schrien erneut sinnlos durcheinander, und ich sah erst jetzt, dass O’Brien auch dieses Mal wieder mit der schon gewohnten Präzision getroffen hatte.
    Die Kugel hatte ein münzgroßes Loch direkt über Hendricks’ Herz in die schwarze Uniform gestanzt, nur dass kein Blut aus der Wunde quoll, sondern ein Sprühregen gelber Funken, als wäre unter seiner Jacke eine Wunderkerze entzündet worden. Hendricks’ Hand war mit dem Stromkabel verschmolzen und brannte noch immer in einem weißen, hellen Feuer, und aus seinem Mund, der Nase und selbst den Ohren kräuselte sich grauer Rauch. Sogar seine Augen hatten sich verändert und glichen jetzt brodelnden schwarzen Seen, in denen es ununterbrochen aufblitzte und funkelte.
    O’Brien schoss noch einmal, verfehlte in seiner Aufregung aber diesmal sein Ziel, und die Kugel schlug nur Funken aus der Dunkelheit draußen auf dem Gang. Ich registrierte aus den Augenwinkeln, wie auch Adler plötzlich seine Waffe hob und wild genug damit herumzufuchteln begann, um nicht nur uns allesamt in akute Lebensgefahr zu bringen, sondern auch sich selbst. Der dritte Constabler zerrte ebenfalls an irgendetwas unter seiner Jacke, sicherlich auch an einer Waffe.
    Der Einzige, der einigermaßen schnell (wenn auch vielleicht nicht ganz klug) reagierte, war Mulligan, der vorsprang und seine improvisierte Brechstange auf Hendricks’ Eisenschädel krachen ließ. Das Ergebnis war ein weiterer und noch gewaltigerer Funkenschauer und ein gellender Schrei, mit dem Mulligan seine Waffe fallen ließ und ein halbes Dutzend Schritte zurückstolperte, bevor er unsanft auf dem Hinterteil landete.
    Jemand schoss – keine Ahnung, wer –, aber auch diese Kugel verfehlte ihr Ziel, und in all dem Chaos und Durcheinander registrierte ich erst jetzt, dass auch die beiden anderen Mechanischen längst aus ihrer Erstarrung erwacht waren und sich auf Nikola geworfen hatten. Die so zerbrechlich aussehende Frau hatte die Finger ihrer linken Hand in seine Kettenrüstung gekrallt und ihn scheinbar mühelos auf die Füße gezerrt, mit der anderen Hand und

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