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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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alarmierten Ruck aufsehen ließ. Der Effekt war so schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war, doch ein einziger Blick in Watsons Gesicht machte mir klar, dass hier nicht der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen war, und auch Mulligan blickte stirnrunzelnd auf die Rühmkorff-Lampe in seinen Händen hinab.
    »Adler, tun Sie das nicht!«, sagte ich fast verzweifelt.
    »Was?« Adler lachte böse. »Um mein Leben kämpfen? Oh doch, mein lieber Devlin, ganz genau das werde ich tun. Und Sie werden es auch, wenn der Moment gekommen ist, glauben Sie mir.«
    »Niemand will euch etwas zuleide tun«, sagte Chip.
    Niemand beachtete ihn, allein schon, weil das Schott immer noch weiter aufschwang und uns einen Blick auf den dahinterliegenden Maschinenraum gewährte.
    Und mindestens fünfzig Männer, die in einer mehrfach gestaffelten Reihe im Halbkreis vor unserer improvisierten Zuflucht standen. Einige wenige hatten sich mit schweren Schraubenschlüsseln, Brechstangen oder anderen Werkzeugen bewaffnet, die meisten aber standen mit leeren Händen da und starrten uns einfach nur an, was unheimlich genug war.
    »Sie können schon einmal Ihre Patronen zählen, Captain«, sagte ich. »Für die erste Reihe dürften sie reichen.«
    Das war wenig hilfreich, wie ich auch an Watsons tadelndem Blick ablesen konnte. Adler reagierte nicht einmal darauf, sondern zielte nur sorgfältig über den doppelten Lauf seiner Büchse hinweg.
    Watsons Lampe blinzelte noch einmal, und auch das Licht draußen in der Halle flackerte kurz und ließ eine lautlose Welle schattenhafter Bewegungen durch den großen Raum laufen. Als sie verebbte, machte einer der Männer einen Schritt in unsere Richtung, und Adler schoss.
    Er feuerte nur einen Lauf ab, und er zielte immerhin nicht auf das Gesicht des Mannes, sondern seinen Unterschenkel. Schienbein und Wade des Maschinendoppelgängers verschwanden in einer grafitgrauen stiebenden Wolke, und die ganze Gestalt kippte schwerfällig nach vorn und schlug schwer auf dem stählernen Boden auf.
    Unverzüglich setzte sich ein zweiter Angreifer in Bewegung, und Adler schoss auch ihn auf ähnliche Weise nieder und tauschte seine leer geschossene Waffe mit der, die er dem Constabler neben sich aus den Händen riss.
    »Ich kann das noch die ganze Nacht über machen«, sagte Adler grimmig. »Es liegt ganz bei euch, Freunde.«
    Das war nicht nur grotesk, sondern einfach nur noch kindisch, und es zeigte auch keinerlei sichtbare Wirkung. Ganz im Gegenteil setzten sich nun gleich drei weitere Männer in Bewegung. Adler hob sein Gewehr und visierte den ersten an. Aber er drückte nicht ab, denn in diesem Moment flackerte das Licht noch einmal und deutlich stärker als zuvor. Es dauerte nicht lange, nicht einmal eine ganze Sekunde, und als es vorbei war, rückten die drei Gestalten unverzüglich weiter vor. Adler drückte zweimal kurz hintereinander ab. Zwei weitere Maschinenmänner fielen mit zerschmetterten Kniegelenken zu Boden, und Adler ergriff mit fliegenden Fingern das Gewehr, das sein Constabler inzwischen wieder nachgeladen hatte, und legte auf den dritten Angreifer an.
    Doch was dann geschah, ließ ihn innehalten. Mit einem Mal begann sich einer der niedergeschossenen Männer zitternd zu regen. Umständlich setzte er sich auf und sah auf sein linkes Bein hinab, das unterhalb des Knies in vollkommen unmöglichem Winkel abgeknickt war. Er blinzelte ein paarmal und griff dann mit beiden Händen zu, um es wieder zu richten.
    Ich fragte mich, was das nutzen sollte. Das Kniegelenk war ein einziger Wust aus zerborstenem Metall und zerfetzter künstlicher Haut, aus dem Funken und schmieriger grauer Rauch quollen, eigentlich war es ein kleines Wunder, dass die Schrotladung das Bein nicht ganz abgerissen hatte.
    Da begann das zerschmetterte Kniegelenk zu brodeln, als hätte sich das Metall verflüssigt, und plötzlich kehrte jedes herausgesprengte Teil wie von einem eigenen Willen beseelt an seinen angestammten Platz zurück, fügten sich zerborstene Teile und zerrissene Verbindungen wieder zusammen und hörten Funken auf zu sprühen. Nach kaum einer Minute sah das Bein – bis hin zu der vermeintlichen Hose, in der es steckte – wieder vollkommen unversehrt aus, und der Mann erhob sich langsam.
    Ungefähr zur Hälfte, dann schoss ihm Adler gleich zwei Schrotladungen in Gesicht und Brust und sprengte sie regelrecht in Stücke.
    Diesmal blieb er liegen.
    Wenigstens so lange, wie Adler brauchte, um »Das gefällt mir schon

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