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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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besser« zu knurren, sich eine neue Waffe zu besorgen und auf den nächsten Mann anzulegen. Dann begannen sich die Einzelteile auf dieselbe unheimliche Art wieder zusammenzufügen, wie wir es schon einmal beobachtet hatten – nur dass es jetzt sogar noch erschreckender wirkte, da sich vor unseren Augen praktisch ein kompletter Körper wieder zusammensetzte.
    »Was zum Teufel …?«, ächzte Adler.
    »Das habe ich befürchtet«, sagte Watson. »Sie entwickeln sich weiter. Sogar noch schneller, als ich angenommen habe.«
    »Was soll das bedeuten?«, blaffte Adler. »Verdammt, Doktor, hören Sie endlich mit diesem Wissenschaftskauderwelsch auf, und reden Sie so, dass auch ein normaler Mensch es versteht!«
    »Und ich dachte, das tue ich schon die ganze Zeit.«
    Adlers Augen begannen kleine giftige Blitze in Watsons Richtung zu versprühen, doch sogar er sah wohl ein, dass wir zurzeit wichtigere Probleme hatten, denn er wandte sich wieder den Maschinenmännern zu und hob seine Waffe, und hinter uns traten seine restlichen Constabler vor und brachten ihre Gewehre in Anschlag. Eine beeindruckende Feuerkraft. Und vollkommen nutzlos, nach allem, was wir gerade gesehen hatten.
    Die Maschinenmänner mussten das wohl ganz genauso sehen, denn die gesamte Front begann nun langsam in unsere Richtung vorzurücken. Adler schoss zwei von ihnen ins Gesicht, was sie immerhin so lange aufhielt, wie sie brauchen würden, um sich wieder zusammenzusetzen, und sprang einem dritten entgegen, um ihm den Gewehrkolben über den Schädel zu ziehen. Der Metallmann fing den Schlag einfach mit dem hochgerissenen Unterarm auf, ohne auch nur mit der eisernen Wimper zu zucken, und riss Adler die Waffe aus den Händen. Überrascht hatte auch der Captain seine liebe Mühe, sich mit hastigen Sprüngen rückwärts in Sicherheit zu bringen, um nicht seinerseits gepackt zu werden.
    Wieder flackerte das Licht, und einer der Constabler nahm das zum Anlass, einen weiteren Metallmann in Stücke zu schießen und ihn auf diese Weise mindestens zehn Sekunden lang aufzuhalten, wenn nicht gar zwanzig, doch der Ring aus leeren Gesichtern und ausgestreckten Armen schloss sich unerbittlich enger um uns. Zwei, drei weitere Schüsse krachten, und ebenso viele Eisenmänner explodierten in staubige Wolken und begannen sich unverzüglich wieder zusammenzufügen.
    »Hört auf zu schießen!«, brüllte Adler. »Spart Munition! Wir ziehen uns zurück!«
    Ich fragte mich zwar, wohin, war aber auch der Allererste, der seinem Befehl nachkam und hastig wieder in den eisernen Gang zurückwich, wobei ich die hartnäckige Stimme in meinem Hinterkopf ignorierte, die darauf beharrte, dass es sich weniger um eine Zuflucht als vielmehr um eine Todesfalle handelte. Wohin sollten wir schon fliehen?
    Adler – Mut hatte er, das musste ich ihm lassen – bildete die Nachhut und versuchte sogar, dass Schott hinter sich zu schließen, was angesichts dessen geschätztem Gewicht von ungefähr tausend Pfund einigermaßen lächerlich war. Er konnte sich gerade noch unter einer zuschnappenden Eisenhand wegducken. Diesmal sah ich ganz deutlich, wie langsam und schwerfällig die Bewegung war.
    Aber vielleicht lag dieser Eindruck auch nur am Licht, das mittlerweile ununterbrochen flackerte.
    »Doktor, verdammt, tun Sie etwas!«, brüllte Adler.
    Ich war gewiss nicht der Einzige, der sich vergeblich fragte, was Watson denn bitte schön tun sollte … und auch ganz bestimmt nicht als Einziger erstaunt, als er tatsächlich etwas tat . Watson bedeutete Mulligan mit einem Blick, sich an seiner Stelle um den Jungen zu kümmern, trat zwischen Adler und mich und richtete den Strahl seiner Rühmkorff-Lampe auf die Mauer aus ausdruckslosen Gesichtern, die sich kaum noch eine Armeslänge vor dem Schott befand und immer näher kam. Das blaustichige Licht ließ sie noch bleicher und weniger menschenähnlich erscheinen, und nun erkannte ich ganz deutlich, wie ruckhaft und mühsam die Bewegungen der stummen Armee waren.
    »Und jetzt?«, polterte Adler.
    Watson verzichtete auf eine Antwort und hob seine Lampe noch einmal höher – jetzt erlosch auch die allerletzte Bewegung auf der anderen Seite der Tür. Da fiel mir auf, dass in der großen Halle nur noch Gas- und Petroleumlampen brannten, kein einziges elektrisches Licht mehr.
    »Was … haben Sie … getan?«, murmelte Adler verdutzt.
    »Sie haben mich doch selbst aufgefordert, etwas zu tun, Captain«, antwortete Watson, wobei ich sein breites Grinsen regelrecht

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