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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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noch mehr Spielraum zu geben.
    »Vorher möchte ich Ihnen aber noch etwas zeigen«, antwortete sie geheimnisvoll.
    »Etwas, das uns auf der Suche nach Jacobs weiterhilft?« Ich schüttelte den Kopf und fuhr fort, bevor sie antworten konnte. »Was wollen Sie mir denn zeigen, Miss Carter? Sie haben zu viele Sherlock-Holmes-Geschichten gelesen, fürchte ich.«
    »Also, mir gefallen sie«, sagte Allison.
    »So wie sehr vielen anderen auch«, bestätigte ich, machte aber ein eher bekümmertes Gesicht. »Das ist ja gerade das Schlimme. Ich habe nur ein einziges dieser Bücher gelesen, und ich muss gestehen, dass es faszinierend geschrieben ist und eine spannende Geschichte hat. Aber dennoch hat Mister Doyle uns wirklichen Detektiven damit einen ziemlichen Bärendienst erwiesen.«
    »Weil Mister Holmes seine Fälle immer löst?«, neckte sie mich.
    Ich blieb ernst. »Weil Detektivarbeit nicht so funktioniert. Und echte Kriminalistik erst recht nicht. Man sitzt nicht da und wartet auf einen Geistesblitz oder darauf, dass die Bösen einen dummen Fehler machen. Meistens ist es einfach nur harte Arbeit. Fleiß, Geduld, gutes Sitzfleisch und Beharrlichkeit … und ein kleines bisschen Glück. Das ist auch schon das ganze Geheimnis.«
    »Jetzt machen Sie mir meine ganzen schönen Illusionen kaputt«, schmollte Allison.
    Was ganz genau meine Absicht gewesen war. Wahrscheinlich war es gar nicht mehr nötig, doch ich fuhr trotzdem fort. »Wenn die Polizei hier schon alles abgesucht hat, dann gibt es nichts mehr, was ich noch finden könnte, glauben Sie mir.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie eine so hohe Meinung von Ihren ehemaligen Kollegen haben.« Allison klang ein wenig enttäuscht. »Stanley war der Meinung, Sie hätten eher ein Problem mit ihnen.«
    »Ich hatte ein Problem mit einem ganz bestimmten Polizisten«, bekannte ich. Der unglücklicherweise nicht nur korrupt und skrupellos gewesen war, sondern in meinem letzten Jahr bei der Belfaster Polizei auch noch mein Vorgesetzter. Aber ich sah keine Veranlassung, mit einer vollkommen Fremden darüber zu reden, was Carter letzten Endes ja immer noch für mich war. »Das heißt nicht, dass ich sie alle verachte oder gar unterschätze. Sie haben sehr fähige Männer dort.«
    »Und ich hoffe doch inständig, dass ich einen davon bei mir habe.«
    »Jetzt wollen Sie sich bei mir einschmeicheln«, vermutete ich.
    »Vielleicht. Aber ganz abgesehen davon müssten wir hier richtig sein …« Allison hatte eine weitere Tür erreicht und drückte die Klinke herunter, ohne sich die Mühe des Anklopfens gemacht zu haben.
    Der Raum dahinter war zwar unerwartet groß und von gleich drei hell brennenden elektrischen Lampen beleuchtet, kam mir aber auf den ersten Blick trotzdem eher winzig vor, denn er war hoffnungslos vollgestopft und noch hoffnungsloser unordentlich. Irgendwann einmal war das hier wohl ein Büro gewesen, denn es gab einen von Papieren, Aktendeckeln und Blaupausen nur so überquellenden Schreibtisch und einen mindestens genauso überladenen Aktenschrank – aber beides verschwand schier unter dem Ansturm der vielen Tische, Borde, Beistellschränkchen und Werkbänke, auf denen sich unzählige Dinge stapelten. Drahtrollen und gläserne Spulen, Holzteile und Schrauben, Werkzeuge unterschiedlichster Größe und Ausführung, Rollen mit Lötzinn, Kisten und Kartons voller Schrauben, Klemmen und sonderbar futuristisch anmutende elektrische Bauteile, dazwischen winzige Hämmer, gleich neben solchen, die eher an den Gürtel eines einäugigen nordischen Gottes gehörten, polierte Kupfer- und Messingteile, aber auch große rostige Klumpen, die wie nach fünfhundert Jahren angespültes Treibgut aussahen, halb zusammen- (oder auch auseinander-) gebaute Apparaturen, deren Bedeutung ich nicht einmal zu erraten wagte, und und und …
    Ja , irgendwann einmal war das hier wohl wirklich ein Büro gewesen, jetzt aber ähnelte es mehr der Bastelstube eines Erfinders.
    »Nun ja«, sagte ich.
    Allison zwang sich, ein halb verlegenes Lächeln aufzusetzen. »Das hier ist sein … Konstruktionsbüro.«
    Ich sah noch einmal demonstrativ in die Runde und korrigierte meine allererste Einschätzung: das Labor eines verrückten Erfinders.
    »Jedenfalls scheint Ihr Freund nicht hier zu sein.« Ich fühlte mich beengt und wollte möglichst schnell wieder hier heraus.
    »Ja, das … scheint mir auch so.« Allison sah sich bekümmert um, als vermutete sie ihren unordentlichen Bekannten irgendwo versteckt unter

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