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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht nur, sondern legte zusätzlich noch einen schweren eisernen Riegel vor. Ich blickte fragend.
    »Es ist schon fast Nacht«, sagte sie, »und das hier ist eine unsichere Gegend. Wir wollen doch keine bösen Überraschungen erleben, oder?«
    »Sagten Sie nicht, wir wären hier so sicher wie in Abrahams Schoß?«, erinnerte ich sie.
    »Das war vorhin.« Allison lächelte spitzbübisch und machte eine Geste zur Straße jenseits des Gitters. »Und da draußen.« Sie wandte sich um und eilte mit schnellen Schritten los, bevor ich noch etwas sagen konnte.
    Ich holte sie erst ein, als sie die erste der großen Metall- und Glashallen erreicht hatte, und die Hand auf den schmiedeeisernen Griff legte. Ich machte noch einen schnellen zusätzlichen Schritt, um ihr zuvorzukommen und die Tür zu öffnen, stellte mich dabei aber so ungeschickt an, dass ich beinahe über meine eigenen Füße stolperte und nur deshalb nicht mitsamt der Tür nach innen fiel, weil Allison gedankenschnell zugriff und mich mit beiden Händen auffing; und nebenbei auch mit ganz erstaunlicher Kraft.
    »Nicht so stürmisch, mein lieber Mister Devlin«, spöttelte sie. »Dazu kennen wir uns nun wirklich noch nicht gut genug.«
    Ich machte mich so hastig aus ihrer unfreiwilligen Umarmung los, dass ich um ein Haar schon wieder das Gleichgewicht verloren hätte und mich mit meinen hektischen Versuchen, meine Balance zurückzugewinnen, wohl endgültig zum Hampelmann degradierte, zumindest dem amüsierten Funkeln in ihren Augen nach zu schließen.
    »Ist alles in Ordnung, Quinn?«, fragte sie. »Haben Sie sich wehgetan?«
    Ich fand nicht nur endlich meinen festen Stand wieder, sondern konnte sogar selbst spüren, wie meine Ohren rot aufleuchteten. »Nein«, antwortete ich hastig. »Und sollte nicht eigentlich ich es sein, der Ihnen diese Frage stellt?« Inzwischen war mir die Situation so peinlich, dass ich am liebsten im Boden versunken wäre.
    »Ja«, sagte Allison. »Dann schlage ich vor, dass wir es wie der gute Mann in der Pförtnerloge halten und einfach so tun, als wäre gar nichts passiert … der sich im Übrigen wahrscheinlich gerade an der Fensterscheibe die Nase platt drückt und sich fragt, was wir hier tun, nachdem wir uns gerade in den Armen gelegen haben.«
    Sie lächelte spitzbübisch. »Warten Sie kurz.« Ich hörte, wie ihre Hand hinter mir suchend über die Wand patschte, dann ertönte ein schweres Klacken, das in der Dunkelheit sonderbar lang widerzuhallen schien. Nichts geschah. Allison gab einen Laut irgendwo zwischen Unwillen und Überraschung von sich, und das sonderbare Klacken widerholte sich, aber das war auch schon alles.
    »Sie müssen den Generator abgeschaltet haben, wahrscheinlich um Treibstoff zu sparen, der ja schließlich Geld kostet«, sagte sie mürrisch. »Das ist typisch. Wussten Sie, dass sie im Winter nur gerade so viel heizen, dass ihnen ihre kostbaren Öle und andere Ingredienzien nicht einfrieren? Wie es den Arbeitern hier ergeht, ist den feinen Herren in ihren behaglich beheizten Büros vollkommen egal!«
    Ich hütete mich, darauf zu antworten; einmal ganz davon abgesehen, dass ich gar kein vernünftiges Wort hätte hervorbringen können. Mein Herz schlug so hart, dass ich es bis in die Finger und Zehenspitzen fühlte, und die Angst schnürte mir schier die Kehle zu. Natürlich kannte ich ihren Grund und wusste somit, dass sie vollkommen irrational war. Aber so ist das nun einmal mit irrationaler Angst: Sie lässt sich mit reiner Logik nicht bekämpfen.
    »Lassen Sie mich vorausgehen, Mister Devlin«, sagte Allison. »Ich weiß, Sie sind ein Gentleman alter Schule und vermutlich der Meinung, dass sich das nicht gehört, aber wir wollen doch nicht, dass Sie sich am Ende noch verletzen. Ich kenne mich hier aus … und keine Sorge, ich werde es niemandem verraten.«
    Die letzte Bemerkung, fand ich, war im höchsten Maße überflüssig. Das, was sie davor gesagt hatte, dafür umso weniger.
    »Und Sie wissen wirklich nicht, was hier produziert wird?«, fragte ich, nachdem wir die große Halle zu einem Gutteil durchquert hatten.
    »Irgendetwas Technisches«, antwortete Allison, ohne auch nur zu mir zurückzusehen. Ihr Fuß stieß gegen irgendetwas, das mit einem hellen Scheppern davonflog. »Ich bin eine Frau. Ich kenne mich mit so etwas nicht aus.«
    »Aber Sie wollten hier jemanden treffen, der uns weiterhelfen kann«, erinnerte ich sie; hauptsächlich, um überhaupt etwas zu sagen und meiner eigenen Fantasie nicht

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