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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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getan?«
    »Allison?«, fragte Nikola. »Was tun Sie da?«
    Allison drehte den Kopf und sah direkt in das helle Licht, ohne auch nur zu blinzeln. Ihre Miene verfinsterte sich, aber ich war sehr sicher, dass das nichts mit der Tatsache zu tun hatte, dass sie geblendet wurde.
    »Was tun Sie?«, fragte Nikola noch einmal.
    »Haben Sie das gewusst?«, fragte Allison.
    »Was gewusst?«
    »Natürlich haben Sie es gewusst!«, fuhr Allison fort, plötzlich nur noch einen Deut davon entfernt zu schreien. »Sie müssen es gewusst haben! Das hätte er nie und nimmer allein …«
    »Ich verstehe nicht, wovon Sie reden, Allison«, unterbrach Nikola sie. »Ist alles in Ordnung?« Ohne eine Antwort abzuwarten, kam er noch einen Schritt näher und ließ sich genau wie ich in die Hocke sinken, nur auf Allisons anderer Seite – und ohne dass seine Kniegelenke knackten.
    »Sie haben es gewusst«, sagte Allison noch einmal. Aber sie klang jetzt eher verzweifelt.
    Nikola streckte nun genau wie sie die Hand aus und tastete mit den Fingerspitzen über das schmutzige Metall der Pumpe. Er runzelte die Stirn, sah aber anders als Carter eher nachdenklich als erschrocken aus, und ich konnte ihm ansehen, wie er sich selbst in Gedanken eine Frage stellte und die Antwort dann fast erschrocken von sich wies.
    Da ich das sichere Gefühl hatte, weder von ihm noch von Allison eine Antwort zu bekommen – ganz gleich auf welche Frage –, tat ich dasselbe wie sie und legte die flache Hand auf das Metall. Der hämmernde Rhythmus wurde jetzt, wo ich ihn nicht nur hörte, sondern auch unter der Handfläche spürte, noch unangenehmer. Das Metall pochte nicht nur wie ein rasendes eisernes Herz und war unangenehm klebrig, sondern auch überraschend warm, beinahe schon heiß.
    »Was ist das?«, fragte ich mit wenig Hoffnung, eine Antwort zu erhalten.
    »Ich fasse es nicht!«, sagte Allison empört. »Er hat es wirklich getan! Und ich habe ihm vertraut! Und Ihnen auch, Nikola!«
    »Das allein ist noch kein Beweis«, widersprach Nikola.
    »Kein Beweis wofür?«, fragte ich. »Redet mit mir, verdammt!«
    »Ach nein?«, fauchte Allison. »Und wie nennen Sie das?«
    Ihre Hand fiel mit einem hörbaren Klatschen auf den dicken Gummischlauch, der wie der Saugrüssel eines bizarren Urzeitinsekts aus der Vorderseite der Pumpe wuchs und im Boden verschwand. Ich verstand weder, was sie meinte, noch den Grund für Nikolas plötzlich betroffene Miene, als er dasselbe tat. Da ich nicht nur die Hoffnung aufgegeben hatte, überhaupt noch eine Antwort auf gleich welche Frage zu bekommen, sondern auch nicht mehr sicher war, dass sich die beiden meiner Anwesenheit überhaupt noch bewusst waren, tat ich es ihnen gleich und legte die Hand auf eines der anderen dicken Gummirohre. Es war so heiß, dass ich mich beherrschen musste, um sie nicht gleich wieder zurückzuziehen, und es fühlte sich auf sehr unangenehme Weise lebendig an. Etwas bewegte sich unter dem spröde gewordenen Material.
    »Es muss eine andere Erklärung geben«, meinte Nikola ohne die mindeste Überzeugung. »Das glaube ich nicht. Das alles ist immer noch kein Beweis.«
    »Natürlich nicht«, spottete Allison. »Sie wollen einen Beweis? Dann sehen Sie sich die Schweinerei dort hinter der Tür an! Sie waren doch gerade da, oder?«
    »Auch auf die Gefahr hin, penetrant zu wirken«, sagte ich, »aber könnte mir vielleicht jemand erklären, was das alles hier bedeutet?«
    Nikola stand mit einem Ruck auf und wischte sich die Handfläche am Hosenbein ab. Mit der anderen Hand nahm er seine Lampe auf und ging zu der Tür zurück, die ich gerade erst verriegelt hatte. Ich wünschte mir, er würde das nicht tun. Aber jetzt erhob sich auch Allison und folgte ihm, und ganz davon abgesehen, dass ich noch immer von demselben irrationalen Unbehagen getrieben wurde, ganz bestimmt nicht im Dunkeln und allein zurückbleiben zu wollen, wollte ich noch viel weniger vor Allison als Feigling dastehen. Also entschied ich mich schweren Herzens, der wirklich langen Liste von Dingen, die ich in meinem Leben besser nicht getan hätte, noch einen weiteren Posten hinzuzufügen, und folgte ihnen.
    Nikola stieß ein erschrockenes Japsen aus, als er die Tür öffnete und ein Schwall des grässlichen Gestanks zu uns herauswehte, hob aber darüber hinaus nur die freie Hand vor den Mund und ging weiter. Allison folgte ihm sofort. Verwundert bemerkte ich, dass nun auch sie eine Lampe in der rechten Hand hielt, wenn auch eine, die ihre Umgebung in

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