IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
läuft irgendwo herum! Wir sind die Gänge Dutzende Male rauf und runter gelaufen! Wahrscheinlich ist er zum Auto zurückgegangen, um sich ein wenig hinzulegen. Wir haben noch gar nicht im Auto nachgesehen.«
»Den Keller haben wir auch noch nicht überprüft.«
Karen massierte sich kräftig den Arm – eine Geste unterdrückter Nervosität. »Jack, ich habe Angst!«, gab sie zu.
»Ich meine, was, wenn es Lester wirklich gibt?«
»Es dauert nicht lang, im Keller nachzusehen.«
»Jack, ich hasse Keller. Ich hasse sie wirklich.«
»Na gut, willst du vielleicht lieber hier auf mich warten?«
Karen sah sich um, sah auf die blinden, schweigenden Statuen, die an jedem Treppenaufgang aufgestellt waren. »Hier? In der Dunkelheit?«
»Dann warte eben draußen.«
Karen biss sich auf die Unterlippe. »Nein, ich komme mit. Solange die Taschenlampe ihren Geist noch nicht aufgibt.«
Die Kellertür befand sich auf der Westseite der Halle. Sie war breiter als die meisten anderen im Haus. Ihre Eichentäfelung war verblichen. Jack zog am Griff und erwartete, dass abgeschlossen war, hoffte es sogar, doch sie schwang ihnen federleicht entgegen. Feuchte, kalte Zugluft drang aus der Dunkelheit zu ihnen herauf und Karen zitterte am ganzen Körper.
»Meinst du wirklich, er steckt da unten?«
Jack richtete die funzelnde Maglite durch die Türöffnung. Das immer schwächer werdende Licht schälte eine Steintreppe und ein primitives Eichengeländer aus der Finsternis.
»Randy!«, rief er. Seine Stimme hallte nicht im Geringsten. Er hätte genauso gut in ein Kissen schreien können. »Randy?«
»Hier wäre er niemals freiwillig hinuntergegangen!«, meinte Karen und klammerte sich an Jacks Arm fest.
»Sonst ist er aber auch nirgendwo«, erwiderte Jack und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können.
»Er muss zum Auto zurückgelaufen sein. Hier hätte er sich nicht runtergetraut.«
»Karen, tut mir leid. Ich muss auf Nummer sicher gehen.«
Seine Begleiterin atmete tief durch. »In Ordnung. Ich kann dich ja verstehen. Tut mir leid.«
Sie blieben dicht beisammen und stiegen gemeinsam die Stufen herab. Im schwächelnden Lichtkegel erkannte Jack, dass der Keller riesig sein musste. Er erstreckte sich über die ganze Länge des Hauses und verfügte über eine gewölbte Decke aus Kalkstein, die von gewaltigen Steinsäulen abgestützt wurde.
Hier, direkt unterhalb der Halle, stand ein uralter Kenwood-Boiler, dessen Messingrohre grün korrodiert waren. Die Bedienelemente konnte man aufgrund einer dicken Schmutzschicht kaum noch erkennen. Der Rest des Kellers war vollgestopft mit Umzugskartons, zusammengerollten Seilen, eingetrockneten Farbeimern, verblichenem, braunem Packpapier, leeren Ballonflaschen, auf denen »Essig zum Einlegen« stand, Schachteln mit Nägeln, Kisten voller schmutzig aussehender Flaschen mit Leinsamenöl, durchgesessenen Sofas, demontierten Eisenbetten, verdreckten Matratzen, Fahrradreifen und einer Sammlung von 50 oder 60 schweren Akkumulatorenbatterien aus schwerem Glas.
Von Randy hingegen keine Spur.
»Ruf ihn. Ruf ihn noch mal«, ermutigte Karen Jack.
»Randy!«, schrie er. »Randy! Bist du irgendwo hier unten?«
Die Taschenlampe flackerte nun wiederholt kurz ganz hell auf, um dann noch schwächer zu werden. Irgendwo musste ein Kellerfenster offen stehen, denn es kam ein feuchter, kalter Luftzug bei ihnen an, der nach Regen roch. »Hier ist er nicht«, sagte Karen. »Wir sollten besser draußen nach ihm suchen.«
Als Jack gerade wieder die Treppe hochstapfen wollte, blieb sein Blick an einem beigefarbenen Klumpen ganz dicht an der Rückseite des Boilers hängen. Zuerst hielt er es für einen Pilz, doch als die Batterie der Maglite sich noch einmal kurz aufbäumte, erkannte er etwas, das seltsam vertraut schien.
»Warte!«, forderte er Karen auf und ging vorsichtig die restlichen Stufen hinunter durch den Raum. Er hielt geradewegs auf die Wand zu und richtete die Taschenlampe auf seine Entdeckung.
»Was ist denn das?«, wollte Karen wissen. Ihre Stimme klang vor Angst ganz gebrochen.
Jack berührte das Ding. Es war beigefarben, aus Wolle und formlos. Es besaß die Konsistenz einer Waffel. Es war die Kackwurst, die auf halber Höhe an der Wand hing und sich untrennbar mit ihr verbunden zu haben schien.
»Das ist Randys Kuscheltier!«, rief Jack Karen zu.
Langsam kam sie durch den Keller näher. Sie stellte sich neben ihn und starrte verwundert auf die Kackwurst.
»Was macht das denn
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