IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
Betonoberfläche zu ziehen.
V I E R
Einen panischen Moment lang glaubte Jack, dass sein letztes Stündchen geschlagen hatte. Die Hände umklammerten ihn mit einer solchen Kraft, dass seine Beine schon fast taub waren. Seine linke Ferse wurde immer weiter in Richtung Boden gezogen und gegen den Beton gepresst. Der Schmerz war nahezu unerträglich – als wenn man seinen Fuß ungeschützt an einen sich drehenden Schleifstein hielt. Er schrie, trat um sich und wand sich, doch die Hände zogen ihn erbarmungslos weiter, bis beide Fersen den Boden erreicht hatten.
Seine Finger tasteten nach dem Holzgeländer. Das erste Mal verfehlte er es, doch dann streckte er sich bis zum Äußersten und es gelang ihm, sich mit den Fingerspitzen an der untersten Wandhalterung festzuhalten, an der das Geländer befestigt war. Er dehnte sich weiter, bis er es endlich schaffte, seinen Griff zu fixieren.
Karen schrie: »Jack! Jack!«, doch der Schmerz in seinen Füßen brachte ihn an den Rand einer Ohnmacht, sodass er sie kaum hören konnte.
Er trat immer und immer wieder um sich. Einen Moment lang lockerte sich der Griff um einen seiner Knöchel. Er bekam den rechten Fuß frei und schlug nach der Hand, die seinen linken festhielt. Die staubige, graue Fratze grinste jetzt noch irrer, als ob ihr der Kampf unbändigen Spaß bereitete, als ob sie sich an dem Schmerz regelrecht aufgeilte. Dann öffnete sie ihren Mund weit und stieß einen Laut aus, der Jack bis ins Mark erschütterte.
Es klang wie der gleichzeitige Schrei von 300 mit einem Flugzeug abstürzenden Menschen. Wie eine U-Bahn, die auf altertümlichen Gleisen quietschend aus einem Tunnel brauste. Es klang nach entsetzlicher Angst, grenzenloser Wut und erbärmlicher Qual.
»Jack!«, kreischte Karen, deren Stimme durch den ohrenbetäubenden Lärm trotzdem kaum hörbar war.
Indem er mit dem rechten Fuß um sich trat, konnte sich Jack von den Händen befreien, die ihn festhielten. Er rollte sich von seinem Angreifer weg und stolperte erneut die Kellertreppe hoch, wobei er sich übel das Knie aufschlug. Karen schlang die Arme um ihn und half ihm so schnell sie konnte durch die Kellertür. Sie wollte schon aus dem Haus rennen, doch Jack hielt sie zurück: »Warte, langsam, warte!« Er schlug die Kellertür zu und drehte den Schlüssel herum.
»Das sollte ihn etwas aufhalten«, keuchte er.
»Aber er kam direkt aus dem Boden! «, kreischte Karen panisch. »Er kam direkt aus dem Boden! «
Jack zitterte. Er wusste nicht, wo er sich befand, geschweige denn, ob er ausharren oder wegrennen sollte. Er war sich auch nicht sicher, ob er rennen konnte, selbst wenn er gewollt hätte. Sein ganzer Körper kam ihm völlig unkoordiniert vor. Karen stand ein Stück entfernt und hatte die Arme eng um ihre Brust geschlungen. Angst und Unsicherheit standen ihr ins Gesicht geschrieben.
»Das war wohl das, was Randy gemeint hat«, sagte er, doch seine Stimme klang noch nicht mal wie er selbst. »Du weißt schon, Lester.«
»Aber wie konnte er aus dem Boden kommen? Wie konnte er das?«
Jack schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht. Aber er wollte mich auch hineinziehen. Zumindest hat er das versucht. Ich konnte es an meinen Füßen spüren, den Schmerz, meine ich. Ich habe noch nie zuvor solche Schmerzen gehabt. Und er wollte mich wirklich in den Boden zerren.«
»Das ist unmöglich! «, widersprach ihm Karen.
»Natürlich ist es unmöglich! Mit Logik nicht zu begreifen und wissenschaftlicher Unsinn. Menschen können nicht durch Wände gehen und auch nicht … aus dem Boden wachsen.«
»Was sollen wir bloß tun? «,wollte Karen von ihm wissen. »Meinst du, dass er Randy erwischt hat?«
Jack lehnte sich gegen die Kellertür und kniff die Augen zusammen, doch er konnte trotzdem nicht vermeiden, dass ein grünlich-graues, zementfarbenes Gesicht vor ihm auftauchte. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, was es mit Randy angestellt haben konnte.
»Jack, wenn er Randy erwischt hat …«, begann Karen.
Jack öffnete die Augen wieder. »Ich bete einfach zu Gott, dass das nicht der Fall ist. Weißt du, wie stark dieses Ding war? Randy hätte nicht den Hauch einer Chance, sich dagegen zu wehren.«
»Also was sollen wir tun?«
»Ich weiß es nicht. Die Polizei rufen, würde ich sagen.« Er wünschte sich, dass sein Zittern am ganzen Körper endlich aufhörte.
Randy, mein armer Randy! Ich bete zu Gott, dass das Ding dich nicht erwischt hat; und ich bete zu Gott, dass du
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