Irrfahrt durch die Düsterzone
Flammen. Dann sprang er zum Kutschbock und zog, nachdem er in seinen Effekten gewühlt hatte, einen prallgefüllten Beutel heraus. Er nestelte an den Schnüren, griff hinein und streute einen Kreis eines Gewürzes um den Wagen und die Tiere. Ihm blutete fast das Herz. Diese zermahlenen Kräuter und harten Blütenteile, im Reich der Verdammten magisch besprochen, stellten ein derart teures Gift dar, daß allein eine Fahrt mit einem solchen Beutel sich lohnen würde. Wo der silbern schimmernde Staub auftraf, welkten die Pflanzen, und die Gräser des Bodens vergilbten und verbrannten flammenlos zu weißer Asche. Der Staub war geschmacklos und selbst für die empfindlichsten Nüstern geruchlos. Fast ein Drittel des Beutels streute der Händler aus und wußte, daß er einige Stunden schlafen konnte – ein Abstruser oder ein anderes Lebewesen, das mit diesem Giftstaub in Berührung kam, starb nach drei Schritten. Sorgfältig verstaute er den Beutel wieder und fragte sich, was geschah, wenn die Angreifer über diesen giftigen Zingel sprangen?
Er wartete den Rest der Zeit ab, indem er sich auf dem schmalen, harten Kutschbock ausstreckte, in einer Hand ein Wurfmesser.
Immer wieder fuhr er aus unruhigem Schlaf auf, sah sich um und warf mehr Holz ins Feuer.
Etwa zwei Stunden, nachdem der neue Tag angebrochen war, bewiesen einige Rucke, die durch die Mondscholle gingen, daß sich die feste Kante des Landes näherte. Necron sprang vom Bock, schirrte die Pferde richtig ein und gab ihnen zu trinken, dann befestigte er die Zügel und entwirrte sie.
Die Abstrusen schrien zwar hinter den Pflanzenwällen, aber sie trauten sich nicht mehr in seine Nähe.
Als die gerundete Seite der Mondscholle am Rand des Sumpfes entlangschrammte, ließ Necron die Peitsche knallen, riß an den Zügeln, und die Pferde preschten los. Mit ungefähr zwanzig Sprüngen zogen sie den Schrein auf seinen breiten Kufen über den weichen Untergrund, über ein Stückchen Morast hinweg und auf das feste Gebiet. Hier gab es grauen Sand, und die Kufen rutschten gut. Rumpelnd, federnd, krachend und schaukelnd bewegte sich der Schrein geradeaus. Angefeuert von den gellenden Rufen des Alleshändlers, vom krachenden Peitschenknallen und vom Knirschen und Knarren des Wagens rasten die Tiere geradeaus. Als der letzte schaukelnde Ruck, der den Schrein beinahe umkippen ließ, vorbei war, riß Necron an den Seilen.
Die Knoten lösten sich, die Räder rollten über die Kufen hinweg, und die breiten Bretter wurden hinterhergezerrt. Fast augenblicklich vergrößerte sich die Geschwindigkeit. Aber erst nach einer halben Stunde etwa zog Necron an den Zügeln und ließ die Tiere langsamer gehen.
Er sprang ab und verstaute die Kufen. Die Abstrusen würden ihn zweifellos nicht mehr verfolgen.
Gerade, als er die dritte Kufe an der Seite des Schreins festzurrte, hörte er wieder das Poltern. Er öffnete das Schloß, steckte den Schlüssel weg und riß die Tür auf. Wie erwartet – der blondhaarige Körper.
Große Augen starrten ihn aus dem Fach an. Dann fragte der nun nicht mehr Scheintote deutlich:
»Wo bin ich?«
»In der Düsterzone und im Schrein des Alleshändlers«, erwiderte dieser.
»Ich bin Luxon, der Sohn des Shallad Rhiad. Lasse mich frei.«
Necron hob die Schultern und entgegnete wenig beeindruckt:
»Deinen Namen habe ich bereits gehört. Selbst wenn du Hadamur selbst wärest, würde es mich nicht beeindrucken. Für mich bist du nur eine Ware.«
Durch einige magische Beschwörungen und durch Berührungen an gewissen Körperstellen konnte er den Körper wieder in eine anhaltende Starre versetzen. Noch zögerte er. Der Fremde stieß hervor:
»Ware? Du handelst mit mir? Düsterzone… ich bin wirklich in die Hand eines Unholds gefallen. Lasse mich frei, und in Logghard wird man jeden Preis für mich zahlen, Händler!«
Necron schwieg. Daß ein Mann, der bewegungslos die Reise im Schrein bis hierher überstanden hatte, so schnell die richtigen Worte fand und die Lage begriff, in der er sich befand, war ihm noch niemals untergekommen. Aber dies setzte den Wert des Brutkörpers nur noch hinauf.
»Andere Werte gelten hier, Luxon – oder wie immer du dich nennst.«
»Aber Gold bleibt Gold. Bringe mich zum Kommandanten Gamhed von Logghard. Er wird dieses Fach mit Gold und Geschmeide füllen!«
»Ich bin nicht interessiert. In der Düsterzone sind andere Handelswaren weitaus wertvoller als dieses gelbe Metall. Hat er schwarzen Samt, beispielsweise, oder graue
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