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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Zugpferde?«
    »Er wird alles beschaffen können, was du begehrst.«
    Necron streckte seine Hände aus. Die Finger spreizten sich und berührten bestimmte Teile des Kopfes und Halses. Rasch murmelte Necron eine magische Beschwörung. Dann sagte er:
    »Später sehen wir weiter. Die Verdammten in ihrem Garten erwarten mich. Bis dorthin muß ich dafür sorgen, daß du meine Ruhe nicht über Gebühr störst. Ich denke, ich werde auf jeden Fall einen guten Preis für dich erzielen.«
    Er drückte zu. Fast sofort verfiel der kräftige, junge Körper wieder in die Starre der Regungslosigkeit. Necron schob den Körper tiefer ins Fach zurück und schloß die Klappe sorgfältig zu. Nachdenklich, aber nicht umgestimmt, schwang er sich wieder auf den Bock und trieb die Pferde an. Trödeln war der Untergang des reellen Geschäftsbetriebs, und es gab nicht viele Kunden, die so sicher waren wie die »Verdammten«.
    Hilflos und regungslos, aber bei vollem Bewußtsein, blieb Luxon im Dunkel zurück.
     
     
    4.
     
    Er lag in einem schaukelnden, pechfinsteren Sarg und vermochte nicht einmal einen Finger zu rühren.
    Aber Luxons Geist war keineswegs bewegungslos.
    Gespenstische und unbegreifliche Vorfälle lagen hinter Luxon. Er hatte begriffen, daß er noch lebte. Aber die Kette der abenteuerlichen Schritte, die ihn bis hierher gebracht hatten, war für ihn weder zu verstehen noch zu zerreißen.
    Er hatte seinen eigenen Tod in Hadam miterlebt.
    Als das Richtbeil des Henkers herunterzuckte und seinen Kopf von seinem Körper trennte, schlug die Finsternis über ihm zusammen. Aber er empfand das lautlose Dunkel und konnte feststellen, daß sein Verstand weiterlebte. Etwas fuhr wie ein Reißen, wie das Geräusch zerfetzenden Stoffes, durch Luxons Geist. Er wußte, daß er lebte, aber konnte sich weder bewegen, noch wußte er genau, ob sich sein Geist in einem Körper befand.
    Er konnte auch nicht ahnen, wieviel Zeit verstrich.
    Dunkel und Starre beherrschten ihn. Sein Verstand war mit sich selbst allein. Endlose Ströme von Überlegungen und Erinnerungen, von Mutmaßungen und Gedanken, von Selbstvorwürfen und einzelnen Szenen, in denen er sich ausmalte, wie es gewesen wäre, wenn… ein einzigesmal riß das Dunkel auf.
    Eine haarige Kreatur mit spitzem Gesicht beugte sich über Luxon. Ohne ihn aus der Bewegungslosigkeit zu befreien, sagte der Fremde:
    »Ich werde für dich einen sehr guten Preis bekommen. Viele gute Handelswaren!«
    Er kicherte und fügte dann hinzu:
    »Ich habe dich gefunden. Ich, Miesel, werde dich dem Alleshändler bringen. Er hat ganz sicher eine gute Verwendung für diesen starken, jungen Körper!«
    Zufrieden leckte sich Miesel über die Lippen. Dann senkte sich wieder jäh die Schwärze über Luxon.
    Wieder war er mit sich selbst allein. Er war sicher, daß er sich im Totenreich befand, denn, ohne Zweifel, er hatte seinen eigenen Tod miterlebt.
    Zeit verging… Stunden, Tage oder Monde?
    Ein Wesen ohne Körper, eine wallende Erscheinung, geisterte plötzlich vor seinem inneren Auge. Eine tonlose Gedankenstimme widerhallte in seinem gequälten Verstand.
    » Ich bin Achar, der Rächer! «schrie die Stimme.
    »Ich habe dich aus Schlamm und Schleim erschaffen. Ich war es, der deinen zweiten Körper dem Shallad Hadamur ausgeliefert hat. Du bist mein Feind, und ich habe dir all das angetan, um mich zu rächen und dich zu peinigen.
    Leicht wäre es gewesen, dich zu töten, Luxon.
    Aber nicht der Tod ist mein Ziel, sondern dein Leiden. Ich will dich leiden sehen, und indem ich dich quäle, werde ich fortfahren, mich an deinem endlosen Leiden zu erfreuen. Du besitzest wieder deinen Körper, in dem dein Verstand gewachsen und gereift ist. Nur dein Ebenbild wurde, nachdem es seinen Zweck den Menschen und Hadamur gegenüber erfüllt hat, geköpft.
    Dafür wird Hadamur mir einen Tempel weihen. Mir, Achar, der Rachedämon.«
    Luxon stöhnte auf.
    »Was habe ich dir angetan, daß du mich so sehr mit deinem Haß verfolgst?« wollte er lautlos willen.
    »Alles, was du anderen angetan hast, wird dir doppelt und dreifach, mit Zins und Zinseszins, heimgezahlt werden. Erst dann, wenn der Bann deiner Schmerzen und Demütigungen versiegt ist, wird der Tod dich erlösen. Aber unendlich viel Zeit wird bis dahin vergangen sein.«
    »Was wirfst du mir vor, Achar?« schrie Luxon. Er versuchte, in der wirbelnden Welt seiner Gedanken etwas zu erhaschen – aber der wallende Schemen ließ sich nicht erkennen. Der Klang der Geisterstimme war

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