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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Augenblick lang unbeobachtet lassend.
    »Dreist und hungrig«, murmelte er und versperrte den Pfad.
    Er und seine Pferde schienen vergessen. Die Abstrusen fielen in schweigender Raserei über die beiden Getöteten her. Sie stritten sich um die Fleischfetzen und blockierten den Pfad. Der Geruch der Abstrusen und des Blutes regte die Pferde auf. Sie stiegen hoch, wieherten laut und zerrten an ihren Stricken. Vorsichtig und leise auf sie einredend zog sich der Alleshändler zu ihnen zurück, legte aber die Wurfmesser nicht aus den Fingern.
    Durch die magischen Mauern hatte er die Abstrusen in ein Gebiet abdrängen können, das seitlich neben dem Wagen und den Tieren an das offene Moor angrenzte. Noch war es nicht sinnvoll die Pferde anzuschirren, aber vermutlich würde ihm nichts anderes übrigbleiben. Ein neues Geräusch traf seine angespannten Sinne: ein dumpfes, unrhythmisches Poltern und Hämmern.
    »Aus dem Schrein? Das muß dieser junge Körper sein…«, sagte er sich. Aber jetzt mußte er dieses Geräusch vorläufig vergessen. Wachsam blieb er stehen. Einige Stunden wurden aus diesem Warten. Die Abstrusen hatten die beiden Körper völlig zerfetzt und buchstäblich mit Fell und Fleisch aufgefressen. Jetzt tranken sie Trichterblüten-Wasser und warfen sich mit prallen Bäuchen ins feuchte Unterkraut. Necron spannte seine Armbrust wieder und legte einen weiteren vergifteten Bolzen in die geölte Laufrinne. Dann ging er tatsächlich daran, die Pferde locker einzuschirren. Immer wieder warf er prüfende Blicke hinüber zu der dezimierten Schar der Abstrusen. Sie waren ruhig, aber instinktiv wußte der Alleshändler, daß sie noch einmal angreifen würden.
    Das Hämmern aus dem Innern des Schreins hatte aufgehört.
    Unendlich langsam verstrichen die Stunden. Zweimal legten sich breite, dahintreibende Streifen von hellem, sonnenähnlichem Licht über das Moor. Das Treibende Land erhielt in dieser kurzen Zeit ein gänzlich verändertes Aussehen. Die Blätter der zahllosen Pflanzen, sonst fahl und weißlich, schienen in den wenigen Momenten grün und prall zu werden. Aus abgestorbenenHölzern wurden phantastische Gestalten, die Knochengerüsten ähnelten. Die unaufhörlich platzenden Blasen schillerten und leuchteten. Das Licht entzündete die Gaswolken, die aus den Blasen hochwirbelten. Aus dunklen Vögeln wurden Geschöpfe mit leuchtendem Gefieder und langen, gelben Schnäbeln. Selbst die Schwärze des Morasts veränderte sich und wurde grau, gelb und schäumend weiß. Der letzte Lichtfunken der zweiten Helligkeit scheuchte die Abstrusen aus ihrem Verdauungsschlaf auf.
    »Necron«, sagte der Alleshändler zu sich selbst, »es wird nicht mehr lange dauern, und die Abstrusen stürzen sich wieder auf deine schönen und starken grauen Pferde.«
    Die Tiere standen im Geschirr, nur die Zügel waren noch nicht an den Trensen befestigt. Bisher hatten sie die Reise ausgezeichnet überstanden. Aber nicht immer langte Necron mit sechs Pferden dort an, wo er neue Zugtiere eintauschen konnte. Einmal hatte er sich sogar mit nur zwei Tieren dorthin geschleppt.
    Die Abstrusen wurden unruhig.
    Der Freßrausch hatte zwar ihren nagenden Hunger gestillt, aber die blutigen Brocken waren es gewesen, die sie aufgestachelt hatten. Die Halbtiere rannten hin und her und durcheinander. Ihr Schnattern und Grunzen wurden lauter und dräuender. Ganz plötzlich, wie auf ein geheimnisvolles Kommando, formierten sie sich und stürzten auf die Pferde los. Necron war wachsam geblieben und senkte die Armbrust. Die Sehne summte bösartig auf, und der Bolzen bohrte sich mit einem häßlichen Klatschen in den ersten Angreifer. Ein Messer wirbelte durch die Luft und traf den zweiten. Der dritte Abstruse schnellte sich vom Pfad in die Höhe und segelte mit vier ausgestreckten Klauen auf Necron zu. Der Arm des Händlers beschrieb in der Luft einen Halbkreis. Waagrecht zischte die Klinge des Dolches durch den letzten Reflex des scheinbaren Sonnenlichts und schnitt dein Angreifer die Kehle auf. Mit einem dumpfen Laut brach der Abstruse vor Necrons Stiefeln zusammen.
    Necron bewegte sich auf den zusammengebrochenen Körper des zweiten Angreifers zu und brachte seinen Wurfdolch in Sicherheit. Hinter ihm scheuten die Pferde.
    Wieder war der Angriff zusammengebrochen. Aber noch folgte eine lange, finstere Nacht. Schon während die Abstrusen ihre Artgenossen zerfetzten und sich schmatzend über sie hermachten, entfachte Necron das Feuer zu wilden, hochzüngelnden

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