Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
ihm unbekannt. Er war völlig ratlos und wand sich unter dem Ansturm der Drohungen.
    Der Rachedämon hörte nicht auf, ihm Verwünschungen entgegenzuschleudern.
    »Ich bin das Werkzeug der Menschen und ganz besonders eines Menschen, dem du übel mitgespielt hast. Niemals hast du gedacht, daß du für deine Untaten büßen mußt. Nun aber hat dich das Schicksal eingeholt.
    Am Schlachtfeld traf dich ein vergifteter Pfeil. Er versetzte dich in Lähmung, und es war ein leichtes, deinen Geist in den Doppelgänger-Körper zu versetzen. Noch kurz bevor der Kopf fiel, schrie dein zweiter Körper den Menschen in Hadam zu, daß der wahre Shallad Hadamur ist, und daß du ein Betrüger und Verräter wärest. Dann fiel dein Kopf, und dein Selbst kam zurück in deinen ersten Körper. Du mußtest glauben, in die Gefangenschaft der Vogelreiter des Shallad geraten zu sein – aber in Wirklichkeit war der andere Körper längst dort.
    Für Hadamur und den Rest der Welt gilt Luxon als tot.
    Croesus, Arruf oder Luxon… oder welchen Namen du noch getragen haben magst: sie alle sind ausgelöscht.
    Und nun gehörst du mir ganz allein.
    Mir, dem Rachedämon Achar.
    Meiner Rache wirst du nicht entgehen können. Deine List wird dir nichts nützen, denn ich lasse dich keinen Augenblick lang aus meinen Augen und den Krallen der Rache. Wir sind noch nicht miteinander fertig, auch wenn ich dich jetzt wieder allein lasse.
    Ich gehe…«
    Das gestaltlose Wallen vor Luxons innerem Auge löste sich auf und verschwand. Er war abermals mit seinen Qualen allein.
    Verzweifelt sagte sich Luxon, daß er sich im Lauf seines Lebens wahrlich genügend Feinde geschaffen hatte. Seine Zeit in Sarphand war voller Abenteuer, die er auf Kosten anderer überstanden hatte. Aber auch ihn hatten die Schicksalsschläge heimgesucht, weitaus mehr als das, was er anderen angetan hatte.
    Viele Namen fielen ihm ein.
    Aber wer von denjenigen, die er betrogen hatte, haßte ihn derart abgrundtief? Wer hatte die Möglichkeit, sich mit einem Rachedämon zu verbinden? Wie mächtig war dieser Dämon wirklich? Er zweifelte nicht daran, daß es sich mit seinen beiden Körpern und dem Austausch seines Ichs so verhalten hatte, wie es Achar erklärt hatte. Eine winzige Hoffnung flackerte in ihm auf: sein Selbst und sein Körper waren vereint! Zwar war sein Verstand nahe daran, in das Reich des Wahnsinns zu stürzen, zwar lag der Körper starr und regungslos da, als sei er zu Eis gefroren. Aber die Zeit mochte vergehen, die Umstände würden sich ändern.
    Zum Schlechteren, Luxon! sagte er sich bewußt.
    Der einzige Mensch, dem gegenüber Luxon keine Schuldgefühle hatte, war Kalathee. Sie würde ihm helfen. Aber wo war sie? Verirrt und verschwunden in den unergründlichen Verstecken dieser dämonenerfüllten Welt zwischen Wahn und Wirklichkeit?
    Irgendwann später – er hatte nicht das geringste Zeitgefühl – sagte sich Luxon, daß aus jener Zeit, als er noch Zauberlehrling und Köder für die Dämonen des gräßlichen Magiers Echtamor war, sich Achar an seine Fersen geheftet haben mußte. Dies würde viele rätselhafte Vorgänge erklären.
    Aus dieser Zeit, die so weit zurücklag, daß er selbst die furchtbarsten Erlebnisse inzwischen mit der Verklärung seiner schwindenden Erinnerung umgab, mußte etwas an ihm kleben geblieben sein wie giftiges Pech.
    Achar, der Rachedämon, war ihm aus dieser Zeit bis hierher und heute gefolgt. Heute? Wann war heute?
    Nach einer schweigenden, von zunehmender Furcht ausgefüllten Zeitspanne, wich die Lähmung von seinem Körper. Er durchlebte, hin und her gerissen zwischen Verzweiflung und Hoffnung, wie sich sein Körper zu bewegen begann, wie er den Befehlen gehorchte, wie neues Leben diese furchtbare Stille und Regungslosigkeit zu erfüllen begann wie Wasser, das unendlich langsam in ein Gefäß hineinlief.
    Als er erkannte, daß er in einer sarggroßen Höhlung lag, die immer wieder erschüttert wurde, packte ihn die Panik. Lebendig begraben? Er hämmerte mit den Fersen und den Fäusten gegen die Wand seines Gefängnisses. Er bekam keine Antwort, sein schwarzes Gelaß öffnete sich nicht.
    Erschöpft hörte Luxon auf.
    Sehr viel später, nachdem er wirre Geräusche und ein lang anhaltendes Knallen gehört hatte, konnte er wieder so viel Kraft aufbringen, um ein zweitesmal gegen die Wände zu hämmern.
    Über seinem Kopf knirschte, nachdem das Ding, in dem er transportiert wurde, angehalten hatte, ein Schlüssel in einem Schloß. Dämmeriges

Weitere Kostenlose Bücher