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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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betraf, sondern den Einfluß der Magie, jenem unbegreiflichen Bestandteil der Düsterwelt – in den Gliedern. Rechts und links der schmalen Paßstraße ragten die selbst leuchtenden Kristallberge auf, größer als dreihundert Männer.
    »Es gibt keinen anderen Weg?« fragte Luxon, noch immer die Malbarte umklammernd.
    »Ich kenne keinen anderen. Wir müssen hindurch.«
    Die Flanken der Kristallberge leuchteten in Myriaden von kleinen und großen Sprüngen, ihre Oberflächen glichen ins Monströse vergrößerten Diamanten und schienen zu leben. Die zahllosen Kanten und Flächen schienen sich zu bewegen, zu heben und zu senken. Der Weg hindurch blieb zwar gleich breit, aber er schien sich trotzdem zu verkleinern, schien schmaler zu werden, immer schmaler am Grund der beiden scharfen Hänge, bis er aussah wie Garn, das man von einer Zaspel abrollte.
    »Weißt du von Gefahren, die uns drohen?« Luxons Neugierde entsprach dem Trieb, sein eigenes Leben zu sichern, selbst wenn es im Augenblick nicht so aussah, als wäre es noch sehr viel wert.
    »Ich kann weder ja noch nein noch vielleicht sagen«, antwortete der Alleshändler wahrheitsgetreu. »Aber wir sollten mit dem Schlimmsten rechnen.«
    »Ein hoffnungsvoller Nachmittag«, brummte der Sohn des Shallad.
    Der Schrein tauchte zwischen die Hänge und Abstürze ein. Von den überhängenden Kanzeln und Auswüchsen der Felsen wehte ein Wind, den man nicht spürte, riesige Schleier von strahlenden Kristallen herunter. Ab und zu löste sich ein langer, speerartiger Splitter der rätselhaften Substanz und fiel senkrecht herunter wie ein Geschoß. Die Hänge, voller Facetten und strahlender Farben in allen unterschiedlichen Helligkeiten, sandten ein zirpendes und gläsern klirrendes Geräusch, fast einen unirdischen Gesang, nach unten und in alle Richtungen aus. Es war, als wehte ein kristallener Wind durch die Schlucht, die sich im Zickzack durch das Gebirge erstreckte. Die Zugtiere wurden langsam aufgeregt und rissen immer wieder die Köpfe hoch. Sie bissen auf die Trensen und brachen immer wieder nach den Seiten aus.
    »Östlich vom Gebirge liegt Lazulis Burg. Er ist einer der wenigen wirklichen Feinde, die ich habe!« sagte Necron mit dumpfer Stimme.
    »Wer ist Lazuli?«
    »Ein mächtiger Hexer. Freund von Quida, der wahnsinnigen Hexe mit dem gefürchteten Bösen Auge. Lazuli meint, mit mir eine alte Rechnung begleichen zu müssen.«
    In das Singen, Zirpen und Knistern hinein, sich unter den Ausläufern der kristallen leuchtenden Nebelschleier duckend, erwiderte Luxon:
    »Du sprichst von den Dämonen, den Hexen und Hexern und allen Gestalten der Düsterzone, als wärest du mit ihnen verwandt und würdest sie kennen wie deinen Bruder.«
    »Ich habe keinen Bruder«, gestand Necron und lächelte kalt. »Aber ich kenne fast alles. Ich befreite einst die Valunen aus der Fron Lazulis. Seit dieser Zeit lieben mich die Dämonen in weitem Umkreis nicht sonderlich.«
    Luxons Staunen wuchs. Er sah, wie sich mehr dieser eiszapfenartigen, funkelnden Speere aus dem Kristallgebirge lösten und auf dem Weg zerschellten. Die Geräusche, die von den Pferden und den Rädern erzeugt wurden, hallten hart von den senkrechten Abstürzen wider. Eine kristallene Platte traf den rückwärtigen Teil des Schreines und zerbarst mit grauenhaftem Klirren und Prasseln. Unwillkürlich zog Luxon den Kopf ein.
    »Du mußt mit all dem dämonischen Zeug leben, nicht wahr?« erkundigte er sich.
    »Wahr gesprochen. Ich versuche es. Und wenn ich nur ein einzigesmal unachtsam bin, dann passieren Dinge wie im Wald, mit den Wegweisern.«
    »Dein Leben ist unvorstellbar hart!« gab Luxon widerstrebend zu. Necron bestätigte:
    »Mitunter.«
    Hin und wieder, wenn der kurvige Weg es zuließ, glaubten Necron und Luxon in weiter Ferne den Ausgang des Passes zu sehen. Die Neigung der Kristallwände war hier, fast in der Mitte des schimmernden und zirpenden Riesenbergs, fast senkrecht. Aus den Klippen hoch über dem Gespann lösten sich flache Scheiben, trudelten durch die Luft und verwandelten sich während des Absturzes in vogelähnliche oder fledermausähnliche Gebilde, die nur ein Ziel zu kennen schienen: die Zugtiere des Gespanns.
    »Es wird gefährlich, mein…«, sagte Necron laut. Er wollte »Freund« sagen, unterließ es aber. Luxon hatte die Betonung herausgehört und schöpfte ein wenig mehr Hoffnung. Falls sie dieses Gebirge überlebten.
    Ein gewaltiger, kristallener Blitz, aus einer Vielzahl von

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