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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ankommen würde?
    Einige Dutzend Bogenschüsse weit, entlang des Seeufers, gab es keine Schwierigkeiten auf dem Weg. Er wurde zwar nicht breiter, aber keine Gefahren tauchten auf. Erst als Necron die Griffe der Bremse packte, um den Hang zum Treffpunkt hinunterzufahren, schob sich aus der Dunkelheit des Waldes eine glühende, knurrende Erscheinung hervor. Auf den ersten Blick wirkte sie nur schwarz und drohend, mit großen, strahlenden Augen, die zwischen den Stämmen hervorstachen. Etwa ein Dutzend riesige, rote Lichter schoben sich näher heran, glitten wieder zurück, und das Wesen knurrte und fauchte ununterbrochen.
    »Ein Abstruser!« stellte Necron fest. Seine Furcht war nicht besonders groß, denn diese Bestie war ihm bekannt.
    Schnell griff er zu einem einfachen Illusionszauber. Er konzentrierte sich scharf, langte nach den ständig vorhandenen magischen Energien und leitete sie, durch die Kraft seines Willens und Verstandes umgeformt, auf den riesigen Abstrusen.
    Für die hungrige Nebelbestie erschien der Schrein mit den sechs Pferden an einer ganz anderen Stelle. Der Schrein bewegte sich auf den Abstrusen zu. Die sechs Pferde trabten direkt auf die formlose Gestalt zu. Mit heiserem Knurren und Fauchen schob sich der Abstruse zwischen den wuchtigen Stämmen hindurch.
    Als sich lange, schwarze Arme bildeten, an denen die leuchtenden Augen saßen, rasselten die Räder des Schreins längst den Hang hinunter. Lange Funkengarben lösten sich von den metallenen Bremsklötzen. Wütendes Kreischen erscholl weit im Rücken des Alleshändlers. Er löste die Bremse wieder, als die Pferde die Lichtung erreicht hatten.
    Er fuhr durch das schmale Tor bis in die Mitte des Kreises. Uralte Mauern aus gigantischen schwarzen Steinen bildeten eine hohe Abgrenzung. In den Fugen wuchs leuchtendes Moos. Fettes Gras stand im Innern des Steinkreises. Ein aus weißem Stein gehauener Dämonenkopf spie einen schmalen Strahl quellfrisches Wasser plätschernd in ein Becken aus weißen Kieseln.
    »Halt, meine Grauen!« rief Necron und sprang erleichtert vom Bock.
    An wenigen Stellen der Düsterzone gab es solche Schutzfelder. Sie waren uralt, und es ging die Legende, daß sie Überbleibsel aus einer Zeit waren, in der hier die Sonne strahlend geleuchtet hatte. Innerhalb der schwarzen Wallmauer war und blieb alles normal und vorhersehbar.
    Schweigend schirrte Necron die Pferde aus. Sie trotteten zum Wasser und soffen, dann weideten sie ruhig das hohe Gras ab.
    »Nun kann der Fledderer kommen!« brummte der Alleshändler und kontrollierte sorgfältig die Schlösser an den Fächern des Schreines. Die lange Fahrt bis nahe an die Grenze zu Prinz Odams Land hatte ihn ermüdet. Hier konnte er so lange bleiben, wie es ihm behagte.
    Er klappte das Sitzbrett des Kutschbocks hoch und zog die Lederbeutel heraus, in denen er seine Nahrungsmittel aufbewahrte. In guter Ruhe und froh, ohne ernsthafte Gefahren bis hierher gekommen zu sein, aß und trank er.
    Schließlich hängte er die Deichsel aus, keilte sie zwischen den Steinen des Durchgangs fest und streckte sich auf der Warmen, weichen Decke zwischen den Rädern des Schreines aus. Erst das Geräusch des merkwürdigen Gefährts, mit dem der Fledderer seine Beute herbeitransportierte, weckte ihn.
     
     
    2.
     
    Was bedeutete in der Düsterzone schon der Morgen?
    Es war ein wenig heller geworden. Über der ausgezackten Krone der Mauer wallten helle Nebel. Unsichtbare Tiere schrien außerhalb der Schutzzone. Necron öffnete die Augen und rümpfte sofort die Nase. Es stank scharf und stechend.
    »Die Böcke!« brummte er.
    Miesel rannte neben den beiden Schafböcken einher. Die Tiere, die er frisch geschoren hatte, trugen riesige, nach außen gedrehte Hörner. Sie waren zwischen langen Stangen festgebunden, deren Enden auf dem Boden schleiften. Auf der primitiven Bahre, die das Ende des roh gezimmerten Schlittens bildete, lag eine große, vermummte, in schmutzige Decken und Fetzen eingewickelte Last. Necron griff an seinen Messergürtel, lehnte sich an den Schrein und sah mit breitem Grinsen zu, wie der haarige, schmutzige Fledderer seine stinkenden Böcke ausschirrte. Die Bahre krachte dumpf ins Gras.
    »Du bist reichlich spät dran, Miesel!« sagte Necron und warf ihm den schlaffen Weinsack zu. Miesel ließ einen kräftigen Strahl in seine Kehle rinnen, rülpste laut und sagte abschätzig:
    »Alles wegen Prinz Odam. Er taumelt im Liebeswahn!«
    »Das darf nicht wahr sein. Odam? Ausgerechnet

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