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Irrfahrt durch die Düsterzone

Irrfahrt durch die Düsterzone

Titel: Irrfahrt durch die Düsterzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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der?«
    Das seltsame Gespann sah ebenso mitgenommen und zerschrammt aus wie Miesel selbst. Die Böcke starrten vor Schlamm. Sie soffen Wasser, als ob sie seit Jahren keines mehr gesehen hätten. Auch Miesel wusch sein Gesicht und sah plötzlich ein wenig vertrauenswürdiger aus.
    »Eine der unzähligen Töchter des Hadamur hat sich in ihn verliebt. Und er wohl auch in Shezad. Seit dieser Zeit herrschen ungute Bedingungen. Ich bin mit sehr viel Mühe durch sein Land gekommen.«
    »Sie werden dich wegen der stinkenden Zugtiere verfolgt haben!« meinte Necron. »Deine Botschaft klang gut. Was hast du anzubieten?«
    »Einen herrlichen Körper!«
    »Einen Brutkörper also. Ich werde dich nicht reich entlohnen können, Miesel!«
    Miesel war in speckiges Leder gekleidet. Seine Dolche waren rostig und schartig. Kopfhaar, Bart und die nackten Arme Miesels starrten vor dunklem, verfilztem Haar. Der Ausdruck des spitzen Gesichts war verschlagen und listig, aber der Fledderer war stets für Necron ein guter Partner gewesen.
    »Ich bin gewohnt, von dir lausig schlecht bezahlt zu werden. Aber wenn du diesen blonden, breitschultrigen Leckerbissen siehst, wirst du deine Gewürzdosen ausleeren, du knauseriger Alleshändler!«
    »Abwarten!« versprach Necron.
    Miesel huschte zu seiner eingewickelten Ware. Sein Messer durchtrennte die faserigen Schnüre und die löchrigen Decken. Der Körper eines jungen Mannes schälte sich nach und nach aus der Umhüllung.
    »Die Beschwernisse der Reise durch Odams Land haben sich gelohnt. Eines der vielen Opfer aus der Schlacht um Logghard«, fuhr Miesel fort, seine Ware anzupreisen. »Einen großen Krug Wein will ich. Und zwei kleine Krüge trockenes Salz für die Zubereitung des Liebestrankes. Und…«
    »Er ist tot!« sagte Necron. Der Mann lag regungslos auf den Lederschnüren der Bahre. »Er ist nur als Brutkörper zu verwenden.«
    »Weit gefehlt, Schacherer!« begehrte Miesel in gespielter Entrüstung auf. »Er ist nur scheintot. Er hat sicherlich eine bessere Verwendung als die des Brutkörpers verdient.«
    »Schon möglich. Ein kleiner Salzkrug.«
    »Und noch einige magischen Nadeln, das Gewürz für meine Freunde, etwas von dem Schleifstaub für magische Dolche. Und zwei Dutzend vergiftete Pfeilspitzen. Das ist herzlich wenig für… sieh die Muskeln an, den breiten Brustkorb, die harten Gelenke.«
    »Ausnahmsweise keine der halb vermoderten Mumien, die du mir sonst andrehen willst!« knurrte Necron zustimmend. »Ein Dutzend Pfeilspitzen.«
    »Und einen neuen, scharfen Dolch. Siehst du das rostige Ding, mit dem ich mir den Weg durch Odams Besitz gebahnt habe?«
    »Du übertreibst, Miesel!« stellte Necron fest. Der Körper war in ein sackähnliches Gewand aus grauem, derbem Gewebe gekleidet. Eine Kordel war um die Hüften geschlungen. Nachdenklich betrachtete der Alleshändler seine Handelsware.
    »Ich mache dir, wenn du mir geholfen hast, ein gutes Angebot«, sagte er. »Ich nehme den bewegungslosen Hellhaarigen.«
    Sie schleppten den Körper auf den Schultern zum Schrein. Dort öffnete Necron ein Fach, das bald von dem regungslosen Findling ausgefüllt war. Sorgfältig drehte der Alleshändler einen komplizierten Schlüssel im schweren Schloß herum. Den Schlüssel trug er an einer dünnen Kette aus unzerreißbaren Gliedern.
    »Woher hast du ihn?«
    »Hörtest du nicht von dem Kampf zwischen Shallad Hadamur und den Männern aus der Ewigen Stadt?«
    »Man hat mir dies und das erzählt. Aber es interessiert mich nicht. Vom Schlachtfeld aufgelesen?«
    »So oder ähnlich«, murmelte Miesel und gab einem Bock, der sein Knie leckte, einen wuchtigen Tritt. Der Bock senkte den Kopf und rammte ein Horn in Miesels Schenkel. Der Fledderer lachte dröhnend.
    »Also!« sagte Necron, zog aus seinem Warenlager einen großen, scharfgeschliffenen Dolch hervor. Es war eine gute, ungebrauchte Waffe. Miesel wog sie fast andächtig in seinen Händen und nickte.
    »Du hast immer gute Waren. Deswegen werde ich dich auch nie betrügen!«
    »Zugegeben. Hier, der Wein!«
    Ein großer Krug, sorgsam in Stroh verpackt, wechselte den Besitzer. Ein kleiner Krug voll trockenem Salz, das geräuchert war, mit seltsamen Kräutern vermischt, magisch beschworen und auf langen Wegen aus dem Garten der Verdammten zu Necron gekommen, glitt in Miesels Finger. Die Pfeilspitzen folgten; eineinhalb Dutzend. Und schließlich, weil er gutgelaunt war, gab er Miesel noch einen kleinen Beutel des Schleifmittels und eine luftdicht mit

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