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Irrfahrt und Heimkehr des Odysseus

Irrfahrt und Heimkehr des Odysseus

Titel: Irrfahrt und Heimkehr des Odysseus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Fuehmann
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Eurymachos, dass du meiner so spottest; ach, käme doch nur Odysseus zurück, dann würde dir das Tor, so weit es auch ist, viel zu eng sein, wenn du in hohem Bogen ins Freie hinausflögst!«
    Diese kühne Rede ergrimmte Eurymachos; er bückte sich nach einem Schemel und schleuderte ihn auf Odysseus, der aber wich schnell dem Wurf aus, so dass der Schemel einen Weinkrug zerschlug. Die Freier sprangen auf und redeten lärmend durcheinander; Telemach aber überschrie sie alle und gebot ihnen, nun, ehe sie voll kom men trunken wären, nach Hause zu gehn und zu ruhn. Die Freier murrten; allein die Verständigsten unter ihnen, an der Spitze Amphinomos, fürchteten, dass sie im Rausch übereinander herfallen könnten, darum un ter stützten sie die Worte Telemachs, und so gingen sie denn alle in ihre Gemächer außerhalb des Königspalastes, und es war still in der Halle, und Telemach blieb mit Odysseus allein.
Odysseus bei Penelope
    Als die Freier gegangen waren, schafften Telemach und Odysseus alle Waffen aus dem Saal hinauf in den Söller; nur zwei Schwerter, zwei Speere und zwei Schilde, die in der Nähe des Tores hingen, ließen sie zurück. Telemach legte sich zur Ruhe; Odysseus aber setzte sich neben das Feuer und überdachte noch einmal seinen Plan. Hier erblickte ihn Penelope, die aus ihrer Kammer getreten war, nach dem Fremden zu sehen. Sie ließ sich von der Schaffnerin ihren schafsfellgepolsterten Sessel aus Silber und Elfenbein ans Feuer rücken, dann setzte sie sich neben den Fremdling und begann ihn zu fragen, aus welchem Geschlecht er stamme und wie sein Name sei. Odysseus bat sie, nicht weiter in ihn zu dringen; die Erinnerung an sein verlorenes, einst so mächtiges Königreich schmerze ihn zu sehr und rühre ihn zu Tränen und mache seine Stimme zittern, sprach er, und er sprach dies mit zitternder Stimme und war den Tränen nah.
    »So lasst uns denn, edler Fremdling, gemeinsam weinen und seufzen und über Vergangenes jammern«, sprach Penelope, »denn auch mein Herz ist von Trauer erfüllt, wenn ich an die Zeit meines Glücks zurückdenke! Ach, der beste Gemahl war mein Eigen, Odysseus, Sohn des Laertes, der tapferste aller griechischen Krieger und der gerechteste aller Könige! Vor zwanzig Jahren ist er nach dem fernen Troja gezogen, und nimmer kehrt er zurück, das Gesindel zu züchtigen, das sich in seinem Palast mit Prassen und Schwelgen und Schänden breitmacht und sein blühendes Königreich verheert! Schäme dich denn nicht, deine Tränen strömen zu lassen, und gib mir ungescheut Kunde von deiner Herkunft und Art!«
    So sprach die Königin, und Odysseus erzählte ihr eine schnell erfundene Geschichte, in der er sich als kretischer König ausgab; er erzählte und hörte kaum, was er redete, so sehr musste er sich bezwingen, seine Tränen nicht fließen zu lassen, und sein Auge blieb auch fest wie Horn oder Erz. Penelope aber weinte, als sie den erdichteten Jammer hörte, und ihre Tränen wurden zum Strom und rannen ihr über die Wangen wie die Schneebäche im Frühling über die Hänge der Berge, als der Bettler erzählte, er habe den göttergleichen Odysseus vor Troja getroffen und an seiner Seite gekämpft.
    »Zu viele haben dergleichen berichtet und mich doch schändlich betrogen«, sprach schließlich, nachdem sie ihre Tränen gestillt hatte, die Fürstin; »ich muss dich prüfen, Vater, ehe ich dir glauben kann. Sag mir darum: Wie war der Teure gekleidet, und wer waren seine Begleiter?«
    »Schwer ist es, Herrin, nach zwanzig Jahren sich solcher Einzelheiten noch zu entsinnen«, erwiderte Odysseus, »aber sofern mich mein Gedächtnis nicht täuscht, trug der König einen Mantel aus schwerem, purpurgefärbtem Pelz, doppelt mit einer goldenen Spange geschlossen und mit seltsamem Stickwerk, einen Jagdhund und ein gerissenes Reh darstellend, verziert; unter diesem Mantel umschloss seinen Leib ein weißschimmernder Rock aus feinster schneeiger Wolle, und in seinem Gefolge gewahr te ich einen älteren Herold, bucklig und schwarz von Gesicht wie ein Mohr und mit lockigem Haupthaar; Eurybates war sein Name, und Odysseus schätzte ihn vor allen andern und suchte mit Freuden seinen Rat.«
    »O Götter«, rief Penelope aus, »die Beschreibung stimmt Wort für Wort: Ich selbst habe ihm diese Kleidung gewebt und die goldene Spange in den Mantel geheftet. Ach, warum kehrt er nicht wieder, der der Beste auf Ithaka war!«
    Und sie begann wieder zu jammern und zu schluchzen, allein der Fremde schwor ihr mit

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