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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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sie der Werkstatt-Leiter auf Herz und Nieren geprüft hatte. Das metallene Hallen-Tor war weit nach oben geschwenkt, so dass der Blick in den leeren Innenraum des Hangars fiel.
    Vom Flugfeld her dröhnte der Motor der Schleppmaschine herüber, die gerade wieder einen Segelflieger in die Lüfte brachte und hinüber zum Albtrauf zog, wo die Thermik um diese Uhrzeit besonders gut war. Dort, an den Hängen, stiegen in der Hitze des Tages die warmen Luftpakete auf. Die Burg Teck war in das sanfte Sommerblau gehüllt, das schon die ganze Woche über dem Nordrand der Schwäbischen Alb das Aussehen jener berühmten ›blauen Mauer‹ verlieh, von der die früheren Dichter geschwärmt haben.
    Auf den Wanderwegen rund um den Flugplatz waren unzählige Spaziergänger unterwegs, auf der Terrasse der kleinen Gaststätte, die sich zwischen Tower und dem angrenzenden Campingplatz befand, gab es keine freien Plätze mehr. Entlang der eingezäunten Piste spazierten überall Menschen, die das andauernde Starten und Landen fasziniert beobachteten. Während die schneeweißen, eleganten Segler mit der vorauseilenden und knatternden Schleppmaschine ins Himmelblau gehoben wurden, schwebten die Wiederkehrenden nur mit einem leichten Pfeifen und Rauschen heran und landeten sanft auf der Wiese.
    Beim Tower, wo die Zufahrtstraße vor einer Schranke endete, hatte sich ein gutes Dutzend Zuschauer eingefunden. Meist Wanderer mit Rucksäcken, aber auch ältere Herrschaften, die hier ihre Vierbeiner Gassi führten und sich an den Flugzeugen begeisterten. Die Sonne brannte diesen Zuschauern von rechts ins Gesicht. Um die Flugzeuge verfolgen zu können, die nach rechts, also nach Westen, starteten, mussten die Zuschauer, sofern sie keine Sonnenbrille trugen, ihre Augen zukneifen. Vom vollständig belegten Parkplatz, der hinter dem Tower und den großen Hallen lag, strömten immer noch weitere Menschen heran. Viele wollten vermutlich nur den Schauplatz des Verbrechens sehen, über das sie in den letzten Tagen in den Medien so viel gelesen und gehört hatten.
     
    „Der Obermayer hat ganz schön Schiss”, stellte Häberle fest, „der hat ja gezittert wie Espenlaub, haben Sie das gesehen?” Linkohr ging neben seinem Chef durch die Göppinger Innenstadt, vorbei an Stadtschloss und Kirche. Der Soko-Chef hatte beschlossen, die Wirtin der ›Down-Town‹ Kneipe aufzusuchen. Das Lokal war nur wenige Schritte von der Polizeidirektion entfernt.
    „Der hat Angst, den Job bei der Bank zu verlieren”, erwiderte Linkohr, als sie die kleine Gruppe uralter Kastanienbäume beim Bankhaus Martin erreichten. Diese grüne Insel hatte offenbar allen Modernisierungsplänen getrotzt und war nicht dem gnadenlosen Umkrempeln der einst ebenfalls beschaulich-grünen Innenstadt zum Opfer gefallen.
    Von Weitem erkannten die Kriminalisten bereits, dass sich die Gartenbewirtschaftung bei der ›Down-Town‹ Kneipe wieder großer Beliebtheit erfreute. Alle Plätze waren belegt, die Sonnenschirme der örtlichen Staufen-Brauerei aufgespannt. Doch statt der Wirtin war heute offenbar eine andere Bedienung zugange, stellte Häberle bereits beim Näherkommen fest. Die beiden Kriminalisten betraten deshalb das Lokal, dessen Eingangstür weit offen stand. Im stickigen Innern, wo die Luft nach abgestandenem Zigarettenqualm roch, saßen nur wenige Gäste. Häberle ging zielstrebig zur Theke, hinter der eine junge Bedienung mit augenfälliger Oberweite gerade Gläser abtrocknete. „Entschuldigung, wir hätten gern’ die Chefin gesprochen”, lächelte Häberle.
    Das Mädchen stellte ein Glas ab. „Tut mir leid, ist im Moment nicht da.”
    „Wo können wir sie erreichen?”, fragte Häberle.
    Das Mädchen stutzte. „Ist es denn so wichtig?”
    Häberle nickte. „Ja, eher eine private Angelegenheit.”
    Die Bedienung schien zu zweifeln, sagte dann aber: „Sie ist daheim. Wissen Sie, wo sie wohnt?”
    Der Kriminalist schüttelte langsam seinen Kopf. „Steht sicher im Telefonbuch, aber Sie können’s uns doch auch sagen?”
    Das Mädchen lächelte jetzt sogar. „Faurndauer Straße.”
    „Nummer?”
    Die Bedienung überlegte kurz, griff sich ein neues Glas zum Abtrocknen und nannte dann die Zahl. Häberle und Linkohr bedankten sich und verließen das Lokal. Sie gingen in der Gluthitze des Nachmittags zur Polizeidirektion zurück und fuhren dann mit dem Mercedes die zwei Kilometer bis zur besagten Adresse. Das Haus, in dem Elvira Schneider wohnte, war eher schmucklos. Eine

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