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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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und ging wie in Trance zum Fenster, das nur angelehnt war.
    Häberle kombinierte weiter: „Sie waren am Mittwochabend auch an den Bürgerseen, stimmt’s? Am Abend vor dem Mord! Sie und noch weitere Personen. Da wurden doch wieder Transaktionen eingefädelt, Transaktionen, die nicht hasenrein waren, weil man sie sonst ja in der Bank hätte machen können.”
    Obermayer schaute aus dem Fenster. Drunten auf der Kreuzung Lorcher-/Nördliche Ringstraße stauten sich die Autos vor dem Kreisverkehr.
    „Sie brauchen nichts zu sagen”, machte Häberle weiter, „mir ist inzwischen einiges klar geworden. Nur sollten Sie wissen: Hier geht’s um Mord. Sie und Ihre Freunde können meinetwegen eure Kohle dem Kaiser von China bringen, aber ich lass’ nicht locker, bis ich den Mörder hab’! Haben Sie mich verstanden?” Häberle drehte seinen fülligen Oberkörper zu dem jungen Mann um, der mit dem Rücken zu den Kriminalisten stand.
    Er schwieg noch immer und beobachtete die Autos.
    „Was war mit Mosbrucker?”, drängte Häberle, „warum wurde er erschossen? Hat er sein Geld zurück gewollt? Hat er gewusst, wer den Mord auf der Hahnweide begangen hat? Musste er deshalb sterben?” Der Kriminalist machte eine kurze Pause und ließ Obermayer nicht aus den Augen, „wollen Sie mit Ihrem Schweigen den Täter decken? Herr Obermayer, wenn Sie sich noch eine kleine Chance sichern wollen, Ihren Job bei der Bank zu behalten, dann helfen Sie uns.”
    Obermayer drehte sich langsam um. „Ich schwör’, ich hab’ mit dem Mord nichts zu tun”, sagte er mit weinerlicher Stimme.
    „Sondern?”, hakte Häberle sofort nach.
    „Okay”, stöhnte der Angesprochene und setzte sich wieder in seinen Sessel, „wir haben interessierten Geldanlegern die Möglichkeit geboten, es in der Schweiz in Sicherheit zu bringen oder anzulegen.”
    „Schwarzgelder”, kommentierte Häberle und verschränkte die Arme.
    „Woher es kam, haben wir nicht gefragt”, sagte der junge Banker, „wenn steuerliche Dinge bereinigt werden mussten, hat das die Svea, also die Frau Heinemann, geregelt. Die Elvira hat das Geld dann nach Konstanz geflogen und es einem Verbindungsmann aus der Schweiz übergeben.”
    „Dem Emil”, ergänzte Häberle zufrieden.
    „Ich kenn’ nur seinen Namen”, erklärte Obermayer.
    „Und wieso der komplizierte Weg mit dem Flugzeug?”, wollte der Kriminalist wissen.
    „Das war zum einen wohl eher ein Gag, halt die Freude am Fliegen, was ja beide Frauen begeistert”, machte der junge Mann weiter und überlegte, „aber es schien ihnen auch sicherer zu sein, als mit dem Auto. Seit die Steuerbestimmungen und die Gesetze über die Geldwäsche verschärft sind, muss im grenznahen Bereich, gerade entlang der Schweiz, mit Kontrollen gerechnet werden, sogar in den Zügen.”
    „Und da schien euch ein Sportflugzeug unverdächtig zu sein”, stellte Häberle fest und ergänzte: „Da kommt dann ein Schweizer daher, der als Händler für Fischereibedarf getarnt ist – am Bodensee ja auch nichts Außergewöhnliches –, nimmt die Knete in Empfang und schmuggelt sie wahrscheinlich in einem raffinierten Versteck in seinem Kombi zu den Eidgenossen rüber.”
    Der junge Mann nickte stumm und verlegen.
    „Und Mosbrucker hat wohl nicht nur mit russischen Aktien spekuliert, sondern auch mal Geld in die Schweiz bringen lassen”, resümierte Häberle, während ihn Linkohr begeistert beobachtete.
    „Ja”, sagte Obermayer einsilbig, „aber sich auch wohl auf angeblich tolle andere Anlageformen eingelassen, 25 Prozent Verzinsung und mehr.” Er stockte, fuhr dann aber fort: „Das haben aber allein die Elvira und die Svea zu verantworten. Da können Sie mir keinen Strick draus drehen.”
    Häberle kombinierte: „Und nun, in die Klemme geraten, wollte er von Ihnen einen offiziellen Kredit, und als dies nicht ging, forderte er sein angelegtes Geld zurück.” Der Kommissar beobachtete den jungen Mann und spürte, dass er mit seiner Logik richtig lag. Er machte weiter: „Weil das Geld nicht so schnell wieder zu beschaffen ist, warum auch immer, vielleicht, weil man anderes damit getan hat, als man den Anlegern glauben gemacht hat, weil man Löcher gestopft hat, um andere zu befriedigen, deshalb wurde die Sache brenzlig. Mosbrucker hat gedrängt, hat vielleicht sogar gewusst, wer hinter dem Hahnweide-Mord steckt – und musste sterben. Stimmt’s?”
    Obermayer fasste sich mit beiden Händen an den Nacken und schloss die Augen. Die drei Männer

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