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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Linkohr das Handy aus der Halterung zog, kam ein Anruf. Es war ein Kollege der Göppinger Dienststelle. „Interessante Mitteilung für euch”, sagte die Stimme, während sie sich auf den Weg in Richtung Fußgängerzone machten.
    „Ein Zeuge hat sich gemeldet”, fuhr der Kollege am anderen Ende der Leitung fort, „er hat im Radio von dem Mord an Mosbrucker gehört und sich sofort an heut’ Nacht erinnert.”
    „Lassen Sie hören”, entgegnete Linkohr während er dem Chef-Kriminalisten in Richtung Hauptstraßen-Baustelle folgte.
    „Der Zeuge klingt vielversprechend”, meinte der Kollege, „er ist auf der Faurndauer Straße stadteinwärts gefahren, als plötzlich von rechts aus der Grüninger-Straße ein Auto knapp vor ihm eingebogen und mit quietschenden Reifen Richtung Jebenhäuser Brücke gerast ist.” Linkohr konnte sich den Streckenverlauf vorstellen, zumal sie ihn gerade erst selbst zurückgelegt hatten. Die Grüninger-Straße, das wusste er noch aus seiner Zeit, als er bei der Bereitschaftspolizei in Göppingen in Ausbildung war, führte zum Berufsschulzentrum in die Öde hinauf.
    „Um welchen Fahrzeugtyp hat sich’s gehandelt?”, fragte er nach.
    „Das kann der Zeuge nicht so genau sagen. Einer aus der Golf-Klasse, vermutet er, vermutlich aber kein Volkswagen. Dunkel, sagt er. Es sei alles so schnell gegangen, er habe scharf abbremsen müssen und schon sei der Wagen davongeprescht.”
    „Und das Kennzeichen hat er natürlich auch nicht abgelesen?” Linkohr war die Enttäuschung anzumerken. Häberle hatte inzwischen bemerkt, dass es um einen interessanten Hinweis ging. Er verlangsamte seinen Schritt. Sie mussten auf der Hauptstraße über herumliegende Pflastersteine steigen.
    „Nein, hat er nicht”, bestätigte die Telefon-Stimme, „er hat nur gesehen, dass es ein Göppinger Fahrzeug war und glaubt sich an die weitere Buchstabenkombination ›ES‹ zu entsinnen.”
    „Okay, danke, dass Sie uns das gleich mitgeteilt haben”, beendete Linkohr das Gespräch und reichte das Handy an Häberle weiter, der es wieder in sein Hemdentäschchen steckte.
    „Was Spannendes passiert?”, fragte der Kommissar und der Kollege berichtete, was er erfahren hatte, um dies dann mit einem „Da haut’s dir’s Blech weg” abzuschließen.
    Sie hatten jetzt den Marktplatz erreicht, der noch bis vor kurzem von prächtigen Kastanien geprägt war. Statt ihrer gab’s hier jetzt viel Beton, Stein und eine Wasserrinne, womit man wohl das vermeintlich provinzielle Image abzulegen, versuchte. Häberle wunderte sich bei jedem neuerlichen Anblick der Baustelle immer wieder, dass es in Zeiten knapper Kassen möglich war, eine ganze City umzukrempeln.
    Auch Tommy Hausold war von diesem monatelangen Bauen nicht begeistert. Er und seine Kollegen aus dem Einzelhandel beklagten Umsatzverluste, weil die Kundschaft wegblieb. Sein Modehaus war eines der modernsten in der Stadt, präsentierte sich mit einer großen Schaufensterfläche und einer ansprechenden Dekoration. Das Innere strahlte eine gepflegte und gediegene Atmosphäre aus und war angenehm temperiert. Zwei Verkäuferinnen bedienten Kunden, während Hausold, der Geschäftsmann mit den graumelierten Haaren und der Stirnglatze hinter dem langen Kassen-Tresen hervorkam und die beiden Hereinkommenden begrüßte. „Guten Tag, die Herrn”, sagte er. Es schien so, als wüsste er, wen er vor sich haben würde.
    „Sie sind der Herr Hausold?”, fragte Häberle dezent.
    „Jawoll”, nickte der Angesprochene.
    Häberle ging noch dichter auf ihn zu und sagte mit gedämpfter Stimme: „Wir kommen von der Kriminalpolizei. Können wir uns kurz mit Ihnen unterhalten?”
    Hausold schien gar nicht erschrocken zu sein. Klarer Fall, dachte Häberle, die schöne Wirtin hat ihren Kungelkreis bereits vorgewarnt. Der Geschäftsmann bat die beiden Kriminalisten nach hinten in einen Besprechungsraum, der keine Fenster hatte. Auf dem großen ovalen Tisch lagen mehrere Hosen und Röcke, deren Säume mit Stecknadeln hochgesteckt waren. Offenbar alles Ware zum Abändern.
    Hausold schloss die Tür und bot den Männern Platz auf gepolsterten Chromstühlen an.
    Auch nachdem Häberle erklärt hatte, worum es ging und dass sie ihn, den Geschäftsmann, ebenfalls zum engeren Kreis der Wirtin zählten, blieb Hausold sachlich. Er spielte mit einem Kugelschreiber und erwiderte süffisant: „Es ist sicher nicht strafbar, mit der Frau Schneider befreundet zu sein. Welcher Art ihre Geschäfte sind”, fuhr

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