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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Häberle mit sonorer, beruhigender Stimme.
    Elvira Schneiders Gesicht hatte einen energischen Ausdruck angenommen. „Überlegen Sie genau, was Sie sagen – und vor allem, was Sie verbreiten. Ich hab’ ein Geschäft. Ich werd’ Sie wegen Geschäftsschädigung verklagen.” Sie ging um ihren Sessel, griff sich ins dunkelblonde Haar und setzte sich wieder. Linkohr verfolgte das Geschehen stumm.
    „Nun mal ruhig”, sagte Häberle und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück, „wo waren Sie vergangene Nacht?”
    Sie sprang erneut auf. „Das ist ein Verhör, ich hab’s gewusst”, sie überlegte kurz und atmete schnell, „ich muss Ihnen ohne einen Anwalt überhaupt nichts sagen.”
    Häberle blieb ruhig. „Stimmt. Aber wenn Sie nichts zu verbergen haben, dann wäre es schlicht und ergreifend nett, wenn Sie uns helfen würden. Mit Antworten auf ein paar informatorische Fragen.”
    Ihr war es sichtlich unangenehm, in so aufreizender Kleidung vor den beiden Kriminalisten zu stehen. Sie fingerte wieder am ausgefransten Saum ihrer Shorts.
    „Ich war in meinem Lokal”, sagte sie mit fester Stimme, „ja, ich war im Lokal.” Dann setzte sie sich wieder.
    „Den ganzen Abend, ununterbrochen? Wie lange?”, hakte Linkohr nach.
    „Bis Schluss war, gegen halb drei”, sagte sie unwirsch.
    „Und dann?”, hakte Häberle nach.
    „Bin ich heimgefahren, hierher.” Sie kniff die Augen zusammen und wirkte jetzt angriffslustig.
    „Allein?”, fragte Häberle.
    „Glauben Sie, ich schlepp’ nach so einem stressigen Tag noch einen Kerl ab?”, antwortete sie angewidert.
    Häberle lächelte verständnisvoll. „Okay, das war’s schon”, er stand auf und Linkohr tat es ihm nach, „ach ja”, sagte der Soko-Chef eher beiläufig, während er bereits zur Tür ging, „inzwischen wissen wir auch, wer mit Ihnen an den Bürgerseen gefeiert hat.”
    Sie war auch aufgestanden, verharrte jedoch im Weitergehen. „Was soll das heißen?”
    Häberle und Linkohr drehten sich um. Der Chef-Kriminalist lächelte: „Na ja, dieser Andy Obermayer und der Modemensch Hausold waren doch dabei, stimmt’s?”
    Elvira Schneider holte tief Luft und folgte den Männern auf den dunklen Flur. „Sie sollten sich davor hüten, die beiden in etwas hineinzuziehen. Ich sag’ Ihnen, Herr Kommissar, Sie sind auf dem falschen Dampfer. Sie verrennen sich in etwas, das es nicht gibt.”
    Häberle besah sich die gerahmten Fotografien. Trotz der schlechten Beleuchtung in dem fensterlosen Flur fiel ihm eines der Luftbilder besonders auf. Es zeigte den Blick aus dem rechten Flugzeugfenster auf eine Stadt, die sich an einem See an einen Berg schmiegte. Am äußerst rechten Bildrand war noch der Haarschopf einer Frau zu erkennen. „Sind Sie das?”, fragte Häberle beiläufig.
    Elvira Schneider stutzte. „Ja, warum?”
    „Nur so”, erwiderte Häberle und ging weiter zur Wohnungstür, „find’ es einfach toll, so über allem zu schweben. Man sagt ja wohl nicht umsonst: ›Nur Fliegen ist schöner‹.” Häberle drehte sich zu der schönen Wirtin um und musterte sie lächelnd von unten bis oben. Auch Linkohr grinste.
     
    „Da werden jetzt die Drähte glühen”, meinte Häberle, als sie wieder im Mercedes saßen, „die ist doch völlig neben der Kapp’”, womit Häberle zum Ausdruck brachte, dass ihr Besuch die Wirtin ziemlich verwirrt haben dürfte. Sein junger Kollege stimmte ihm zu.
    „Hat mich mein Gefühl getrogen, oder hat die tatsächlich so getan, als ob sie von Mosbruckers Tod noch nichts gewusst hat?”, wollte der Soko-Chef von seinem Mitarbeiter wissen. Dieser bekräftigte: „Jedenfalls hat sie so getan, ja.”
    „Ich werd’ das Gefühl nicht los, dass mit der schönen Wirtin etwas oberfaul ist”, resümierte Häberle und startete den Motor.
    „Und jetzt?”, wollte Linkohr wissen.
    „Ich will mir mal diesen Modehaus-Fritzen ansehen, diesen …”, er überlegte kurz, „diesen Hausold.”
    Häberle steuerte den Dienstwagen auf der Faurndauer Straße stadteinwärts, vorbei an der psychiatrischen Einrichtung „Christophsbad”, danach links über die Jebenhäuser Brücke in die City. Dabei entschied er, den Wagen wieder im Hof der Polizeidirektion abzustellen und jetzt, am frühen Samstagnachmittag nicht die Tortur auf sich zu nehmen, im innerstädtischen Baustellen-Wirrwarr einen Parkplatz zu suchen – oder gar in einem Parkhaus Gebühr zahlen zu müssen.
    Gerade, als sie im Hof der Direktion aus dem Mercedes stiegen und

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