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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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verschwunden war, würde vermutlich ganz in der Nähe sein Auto abgestellt haben – in einem Forstweg oder an einem Ausranker. Bis die Streifen oder der Hubschrauber anrückten, würde er längst über alle Berge sein – und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Viel mehr versprach sich der erfahrene Kriminalist von einem neuerlichen Zeugenaufruf. Vielleicht hatte ja droben auf der Neidlinger Steige ein vorbeikommender Autofahrer zufällig eine verdächtige Person oder ein verdächtiges Fahrzeug gesehen.
    Häberle ging, nachdem Linkohr das Telefongespräch beendet hatte, vorsichtig an der rückwärtigen Hausfassade entlang. Er orientierte sich an der Wand und bekam ein Geländer zu fassen, das offenbar in einen Kellerabgang führte. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt. Die Sehkraft reichte aus, um zu erkennen, dass die hell gestrichene Tür, die rund einen Meter tiefer lag, offen stand. Häberle hielt inne und deutete auf den Treppenabgang: „Da ist er raus.”
     

12
    Das Verbrechen auf der Hahnweide war sogar dem ›Nachtmagazin‹ im Ersten Deutschen Fernsehen eine kurze Meldung wert gewesen. Allerdings nur, weil dabei ein gestohlenes Flugzeug eine Rolle gespielt hatte, wie es zur allgemein grassierenden Furcht vor Terroranschlägen aus der Luft passte. Auch der Mann, der mit sorgenvoller Stirn einen heißen Arbeitstag lang im Tower des kleinen Konstanzer Flugplatzes gesessen war, obwohl nur selten eine Maschine kam oder ging, hatte die Fernsehnachrichten gehört. Schlagartig wurde ihm wieder bewusst, dass er heute schon einmal bezweifelt hatte, ob von Bedeutung sein würde, was ihm aufgefallen war: Dass just heute wieder die attraktive Blondine angeflogen war und sich nach einer Maschine von der Hahnweide erkundigt hatte. Die beiden Frauen, das wusste er, trafen sich offenbar häufig in Konstanz. Ein paar Mal hatte er sogar einen Mann gesehen, der sie am Eingang zum Flugplatz abgeholt hatte.
    Der Flugleiter, mit grüner kurzer Sporthose und einem weißen Unterhemd bekleidet, das den Bauch einzuzwängen schien, blickte in Gedanken versunken durchs Fenster zum Himmel hinauf, der in einer Sommernacht, wie dieser, nie richtig dunkel wurde.
    Der Mann trommelte mit den Fingern der linken Hand auf die hölzerne Platte des Couchtisches, stand dann auf und holte sich das Mobilteil des Telefons, das in einem Regal der locker gestalteten Schrankwand lag. Noch während er wieder zu seiner Couch zurück ging, über der ein ziemlich naturgetreues Gemälde des Bodensees mit Blick zur Insel Mainau hing, drückte er die Nummer der Telekom-Auskunft. Er ließ sich gleich mit der Polizei in Kirchheim/Teck verbinden. Dort meldete sich eine Männerstimme, der er sein Anliegen vortrug. Er wurde sogleich zur ›Sonderkommission Hahnweide‹ weitergeleitet, wo sich ein Kommissar meldete, dessen Namen er nicht verstand.
    „Weber aus Konstanz”, meldete sich der Flugleiter, „bin ich richtig, wenn’s um die Sache auf der Hahnweide geht?”
    „Ja, selbstverständlich”, bestätigte der Kommissar.
    „Ich hab’s mir lang überlegt, ob es was bringt, mich zu melden. Aber nachdem die Sache auch im Fernsehen gekommen ist, denk’ ich, es kann ja nichts schaden, wenn ich Sie mal anrufe.”
    „Schießen Sie los”, ermunterte ihn die Stimme, „macht ja nichts, wenn es uns nicht weiterhilft. Wir sind momentan auf jeden Hinweis angewiesen.”
    „Also, Sie müssen wissen, ich bin der Flugleiter am Flugplatz in Konstanz, sitze im Tower und bin für an- und abfliegende Maschinen verantwortlich”, begann er zu erzählen, „ich hab’ ja heut’ gewusst, was auf der Hahnweide los war. Wir wurden entsprechend unterrichtet, per Fax.” Der Kommissar zeigte sich zwischendurch immer wieder mit einem „mhm” an den Schilderungen interessiert.
    „Mir ist dann halt aufgefallen, dass heut’ am frühen Nachmittag eine Pilotin gekommen ist, die sich mit einer anderen treffen wollte, die eigentlich hätte von der Hahnweide kommen sollen. Als ich ihr dann gesagt hab’, was geschehen ist und dass deshalb heute von der Hahnweide überhaupt niemand würde kommen können, war sie ziemlich schockiert. Umso mehr noch, so hatte ich den Eindruck, als ich ihr das Kennzeichen des vermissten Flugzeuges genannte hab. Gerade damit sei doch immer ihre Freundin geflogen, hat sie gesagt.” Weber hatte sich konzentriert, um den Ablauf so kurz wie möglich zu schildern.
    „Und dann ist sie wieder weggeflogen?”, fragte der

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