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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Türchen der Schrankwand standen weit offen, Bücher, Broschüren und Zeitungen waren auf dem gesamten Teppichboden verstreut. Der Unbekannte, der vor wenigen Minuten hier gehaust hatte, war mit der Einrichtung nicht gerade zimperlich umgegangen. Alles deutete auf große Eile hin.
    Die beiden Kriminalisten hatten Mühe, nichts von dem, was am Boden lag, zu zertreten. Häberle ging wieder in den Flur zurück und öffnete eine weitere Tür. Zum Schlafzimmer. Als er das Licht angeschaltet hatte, blickten er und sein Kollege auf ein Bett, das vollständig zerwühlt war. Das Kissen mit den roten Herzen lag auf dem Boden, das Leintuch war an allen Seiten herausgerissen. Einige Kleidungsstücke hatte der Eindringling aus dem großen, mit Spiegeln versehenen Schrank ebenfalls auf den rötlichen Teppichboden geworfen, darunter ein überaus reizvolles Abendkleid, wie Häberle erkannte.
    Die beiden Kriminalisten wandten sich einem weiteren Raum zu, der vom Flur aus zu erreichen war. Es schien ein Arbeitszimmer zu sein. Auch hier dasselbe chaotische Bild. Aktenordner, Schnellhefter, ja selbst hunderte Blätter leeres Druckerpapier waren verstreut. Dann fiel Häberle das Ventilatoren-Geräusch des Rechners auf. Der Computer-Bildschirm stand auf dem Schreibtisch, der sich abseits des Fensters befand. Er war eingeschaltet, zeigte jedoch nur weiße Buchstaben- und Zahlenkombinationen auf schwarzem Grund. Als ob das Programm abgestürzt wäre.
    „Da haut’s dir’s Blech weg”, entfuhr es Linkohr, „da hat einer im Rechner rumgepfuscht.”
    „Ich würd’ eher sagen, er hat etwas beseitigt”, resümierte Häberle, um dann hinzuzufügen: „Das ist eineSache für unsere Spezialisten. Ich wette, unser Unbekannter hat die Festplatte formatiert oder zerstört. Die Daten sind futsch.”
    „Dann hat wohl die Frau Pulvermüller irgendetwas gespeichert gehabt, was unseren Täter verraten hätte.”
    „Es sieht verdammt danach aus.”
    „Und wir waren dem Kerl dicht auf der Spur”, meinte der junge Kollege mit ein bisschen Stolz in der Stimme.
    „Ja, waren. Das ist der richtige Ausdruck. Waren. Inzwischen aber dürfte er schon meilenweit weg sein.”
     
    Es hatte eine Zeit lang gedauert, bis die Streifenwagen die Neidlinger Steige erreichten. Die Polizisten aus Geislingen waren gerade in Böhmenkirch gewesen – ganz am anderen Ende ihres Revierbereichs, ihre Kollegen aus Göppingen hatten es mit einem streunenden Hund in Hohenstaufen zu tun gehabt und die Kirchheimer Streife mit einem Ehestreit irgendwo im Lenninger Tal. Für alle jedenfalls bedeutete der Einsatz in Wiesensteig einen langen Anfahrtsweg. Selbst das Autobahn-Polizeirevier im nahen Mühlhausen hatte keine Streife abziehen können, weil diese sich gerade zu einer Unfallaufnahme am Autobahnkreuz Ulm/Elchingen befand.
    Inzwischen waren zwei Streifenwagen bereits mehrfach die Neidlinger Steige auf- und abgefahren, ohne jedoch eine Spur des Geflüchteten zu entdecken. Wenn er tatsächlich, wie Häberle vermutete, den Steilhang hinter den Häusern hochgerannt war, hatte er in fünf, sechs Minuten die Straße erreicht. Und dort gab es jede Menge Möglichkeiten, ein Auto abzustellen. Vermutlich, so hatte Häberle den Beamten am Funk die Situation geschildert, war der Einbrecher von dort oben auch gekommen.
    In der noch immer schwülen Luft lag jetzt das Knattern eines Hubschrauber-Rotors. Die diensthabende Crew war sofort nach der Alarmierung in Stuttgart gestartet und an der Autobahn entlang Richtung Aichelberg geflogen, dort aber dann nach rechts in Richtung Weilheim und hinauf ins Neidlinger Tal abgebogen. Pilot und Co-Pilot trugen ihre Spezialbrillen, mit denen sie auch in dieser Dunkelheit, wie sie nach dem durchgezogenen Gewitter herrschte, das Gelände erkennen konnten. Die Alb hob sich aber auch ohne diese Sehhilfe als drohend schwarzer Koloss vom helleren Himmel ab. Die beiden Piloten sahen unter sich die Lichter der Fahrzeuge, die in dieser Sommernacht über die schmalen Sträßchen des Albvorlandes zu schleichen schienen.
    „Bussard eins”, krächzte es in den Kopfhörern der beiden Piloten. Der Uniformierte auf dem rechten Sitz meldete sich und gab gleichzeitig die Position des Helikopters durch.
    „Wie groß ist Ihre Chance, eine flüchtige Person in diesem Waldgebiet ausfindig zu machen?”
    „Gering”, sagte der Co-Pilot und blickte auf das schwarze Waldgebiet unter sich hinaus, „außerdem sind noch viele Fahrzeuge unterwegs. Wenn die Zielperson ein

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