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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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man sich Aufträge verspricht. Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass das nur über Mittelsmänner funktionieren kann. Dezent und diskret”, erklärte er und schien seine alte, weltmännische Fassung wieder gefunden zu haben.
    „Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen”, antwortete Altmann sachlich und kühl. „Insgesamt sind aber auf diese Weise 11,25 Millionen Euro verschwunden. Nur in den vergangenen drei Jahren. Da stellt sich mir durchaus die Frage, ob es so viel Bakschischs bedurft hat. Irgendwie, erlauben Sie mir den Hinweis, steht das trotz Ihres geschäftlichen Erfolges und der Bilanzsummen in keinem gesunden Verhältnis zu dem, was letztlich dabei herausgekommen ist.”
    Steinke zuckte mit den Schultern. „Nicht jedes Geschäft, das man ankurbeln will, ist von Erfolg gekrönt. Das hab’ ich Ihnen doch gestern zu erklären versucht. Im Übrigen müssen Sie verstehen, dass ich mich nicht um alles kümmern kann.”
    „Na ja, Peanuts sind das ja nicht gerade”, stellte Altmann süffisant fest.
    „Des hab’ i damit net g’sagt”, erklärte der Firmen-Chef wieder ins Schwäbische verfallend. „Aber wann und wohin welche Beträge fließen, des isch Sache von mei’m Finanzvorstand. Der allein isch dafür verantwortlich. Aber auch das hab’ ich Ihne scho g’sagt.”
    Altmann machte ein nachdenkliches Gesicht. „Wer letztlich zur Verantwortung gezogen werden kann, das ist Sache der Finanzverwaltung und der Gerichte.”
    „Gerichte?”, brauste Steinke plötzlich auf. „Wie soll ich des verstehe?”
    „Ich sag’s Ihnen: In meinen Augen stehen Sie im Verdacht, Steuern hinterzogen zu haben – und zwar in gewaltiger Höhe. Alles sieht danach aus, als ob das Geld nicht so verwendet wurde, wie Sie es mir glauben machen wollen, sondern, dass es auf Auslandskonten transferiert wurde, um es der Besteuerung durch den deutschen Staat zu entziehen.”
    Steinke sprang auf. „Das saget Sie”, fuhr er Altmann bissig an und hastete zu dem offen stehenden Fenster, „des behauptet Sie, ohne irgendeinen Beweis zu habe, wisset Sie überhaupt, was Sie da saget? Isch Ihne bewusst, welch’ ungeheure Anschuldigung Sie da aussprechet?” Er kam an den Schreibtisch zurück und baute sich vor Altmann auf. „Und wenn an dem, was Sie hier so daherschwätzet, tatsächlich was dran wär’, dann hat des alles der Rottler verbockt. Der alloi.” Er holte tief Luft. Schon tat ihm der Gefühlsausbruch leid. „Entschuldigen Sie”, sagte er jetzt wieder ruhiger und setzte sich Altmann gegenüber, der ihn regungslos beobachtet hatte.
    „Kann vorkommen, macht nichts”, sagte der Finanzbeamte kühl. Die Andeutung eines Lächelns huschte über sein Gesicht.
    „Und was werden Sie jetzt tun?”, wollte Steinke verunsichert wissen.
    Altmann runzelte die Stirn und rückte seine Brille zurecht. „Anzeige erstatten”, meinte er dann.
     
    Häberle und Linkohr hatten den Ausführungen ihres Kollegen Deutschländer aufmerksam gelauscht. Doch dann hatte dieser noch eine Überraschung parat. „Ein interessanter Zeuge hat sich gemeldet.”
    Häberle verengte die Augenbrauen. Deutschländer versuchte erneut, Ordnung in seine Zettelwirtschaft zu bringen. Dann fuhr er fort:
    „Ein Omnibusfahrer, der gestern früh die Linie von Blaubeuren nach Geislingen gefahren ist, entsinnt sich an einen merkwürdigen Fahrgast”, begann er und versuchte offenbar selbst, seine Schrift zu entziffern, „in Aufhausen, was Luftlinie gerade mal vielleicht zwei Kilometer von unserm Berneck entfernt ist, sei ein Fahrgast zugestiegen, der einen etwas durchnächtigten Eindruck gemacht habe.”
    Häberle lauschte gespannt. „Um wie viel Uhr war das?”
    „Müsste gegen 5.35 Uhr gewesen sein. Das ist die Zeit, in der der Linienbus in Aufhausen abfährt.”
    „Hm”, machte Häberle, „könnte hinhauen. Wenn unser Knabe im Morgengrauen losgeflogen ist, war er locker schon kurz vor fünf auf dem Berneck. Zu Fuß braucht er dann maximal eine dreiviertel Stunde bis zur Bushaltestelle in Aufhausen.”
    Die drei Kriminalisten schwiegen für einen Moment.
    „Und? Kann der Fahrer ihn beschreiben?”, wollte Häberle wissen.
    „Kaum. Der Mann habe sich in einen toten Winkel des Innenspiegels gesetzt”, las Deutschländer von seinen Zetteln, „und sei bis zum Geislinger Bahnhof gefahren. Der Zeuge hat im Berufs- und Schülerverkehr dann auch nicht mehr weiter auf ihn geachtet, aber”, und da machte Deutschländer eine theatralische Pause, „der Mann soll

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