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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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eine relativ große Tasche dabei gehabt haben. Eine schwarze.”
    Häberle machte einen zufriedenen Gesichtsausdruck. „Das klingt spannend. Und – was sagt der Zeuge, wie hat der Mann ausgesehen?”
    „Er kann nicht mal etwas über die Haarfarbe sagen. Er meint, es sei noch ziemlich füllig gewesen, zersaust, wie das nach einer durchwachten Nacht halt so sei.”
    Der Kommissar holte tief Luft. „Na ja, ist doch schon immerhin etwas”, meinte er schließlich und lächelte zuversichtlich.
    Linkohr wechselte das Thema: „Da hat sich doch gestern Abend noch dieser Flugleiter aus Konstanz gemeldet – hat denn das was gebracht?”
    Deutschländer blätterte wieder in seinen Unterlagen. „Um ehrlich zu sein, dieser Sache haben wir keine allzu große Bedeutung beigemessen. Was soll’s auch? Ich denk’, der Flugleiter nimmt sich ein bisschen zu wichtig. Warum soll auch schon eine Pilotin, die in Konstanz eine Bekannte von der Hahnweide treffen wollte, etwas mit der Sache zu tun haben – bloß, weil diese Bekannte immer mit dem geklauten Flieger geflogen ist!”
    Häberle überlegte. „Habt ihr das Kennzeichen von diesem Flugzeug?”
    „Ja, das hat er uns heut’ früh gleich durchtelefoniert”, Deutschländer studierte seine Unterlagen und nannte die fünf Buchstaben des Kennzeichens. „Wir haben’s beim Luftfahrtbundesamt gecheckt. Zugelassen ist es auf eine Haltergemeinschaft in Rothenburg ob der Tauber. Sind drei Personen.” Der Kriminalist drehte eines seiner eng beschriebenen Blätter um. „Nur eine davon ist eine Frau. Eine Svea Heinemann, wohnt auch in Rothenburg. Aber jetzt kommt’s …” Er hatte die seltsame Gabe, das Interessante meist bis zum Schluss aufzuheben.
    „Sie werden’s uns gleich verraten”, erwiderte Häberle einigermaßen ungeduldig.
    „Der Beruf der Dame hat mich nämlich ein bisschen stutzig gemacht. Sie ist Steuerberaterin.”
    Häberle verengte die Augenbrauen. „Steuerberaterin?”, wiederholte er.
    „Komisch, gell?”
    „Irgendwie schon”, meinte Häberle und schaute Linkohr an, der auch begriffen zu haben schien: Die tote Frau Pulvermüller war schließlich Sekretärin bei einem Steuerberater gewesen.
    „Sie meinen, unsere Pulvermüller könnte etwas damit zu tun haben?”, sprach Linkohr aus, was sie alle dachten. Deutschländer zuckte mit den Schultern.
    „Vielleicht sollten wir dieser Dame in Rothenburg mal auf den Zahn fühlen”, meinte Häberle.
    „Und dem Chef von der Frau Pulvermüller”, fügte Deutschländer hinzu.
    Die drei Kriminalisten beendeten ihr Informationsgespräch. Deutschländer ging wieder in den angrenzenden Saal der Sonderkommission hinüber, während die beiden Anderen in dem kleinen Besprechungsraum sitzen blieben.
    „Ich schlag’ vor”, begann Häberle und lehnte sich zurück, „unsere Kollegen hier nehmen mal das Flugbuch von diesem Mosbrucker zur Hand und fahren damit zur Hahnweide. Dort wird sich feststellen lassen, wer vorigen Sommer etwa zur selben Zeit einen Flieger gechartert hat, wie unser Elektriker. Vielleicht stoßen wir dabei ja auf einen alten Bekannten. Vielleicht …”
    „Und wir?”, wollte Linkohr wissen.
    „Wir lassen uns mal von der flotten Wirtin in Göppingen etwas über ihre Freundin in Rothenburg erzählen – und danach werden wir uns um den Chef unserer Toten kümmern. Vielleicht kann der ein bisschen was über ihr Privat- und Liebesleben erzählen.”
     
     
    Die Gartenstühle waren die Nacht über zusammengeklappt im Freien gestanden. Elvira Schneider, die angesichts der Kühle des Vormittags auf ihre kessen Shorts verzichtete und stattdessen lange Jeans und einen kurzärmeligen leichten Pullover trug, wischte das Regenwasser von den Tischen. Inzwischen hatte sich die Bewölkung aufgelockert, so dass die engen Gassen Göppingens längst sonnendurchflutet waren. „Hallo Elvi”, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich. Es war Tommy, der immer strahlende Erfolgsmensch, der heute ein sportliches Outfit zur Schau trug. Er streichelte der attraktiven Frau über die Schulter und führte sie in ihr Lokal. Sie ließ sich das gerne gefallen. Drinnen war die Luft stickig. Der Zigarettenqualm der vergangenen Nacht hatte sich noch nicht verflüchtigt. Die Fenster waren weit geöffnet, alle Plätze leer. Im Hintergrund spielte ein Radiosender nostalgische Schlager.
    „Schon die NWZ gelesen?”, fragte Tommy, als er auf einem Barhocker Platz nahm. Auf dem Tresen lag die Göppinger Tageszeitung, obenauf die

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