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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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Brust das alte Haupt
    Und blickt zu mir mit braunem Auge auf.
    Oh tiefes Gluck: das ist der alte Blick,
    Der Kinderblick, der aus dem Herzen kommt,
    Und, oh, das ist die liebe Stimme auch,
    Die glockenleise: Komm, du, komm, du, komm;
    So lange, lange fort!.. Da seh ich erst
    Im blauen Wasserspiegel, daß mir weiß
    So Haar und Bart. Und zweisam, Arm in Arm,
    Gehn wir ins kleine Haus. Die Thüre fällt
    Leis zu ...
     
     

Barocke Bilder
     
    (An Otto Erich Hartleben für den Pierrot lunaire.)
     
1.
    Die Sonne ging unter, der Mond steigt auf,
    Sonngoldenes Rot Westwolken berändert,
    Drüben in geisterleisem Lauf
    Mondsilberhuschestrahl schlendert.
     
    Sterbeverzuckendes, rieselndes Rot;
    Sonne, das Heldenherz bricht im Tod,
    Das flammende Leben versinkt.
     
    Schau, wie die wimmernde Nacht, die kalte,
    Eifersüchtige Alte,
    Das dampfende Herzblut trinkt.
     
     
2.
    Die goldene Wärme schwand in die Nacht,
    Nun ist der kalte Spott erwacht,
    Der sich ins tiefste Erdenloch
    Vor der schenkenden Güte verkroch.
    Es glitzert frech,
    Ein Schild von Blech,
    Der leere Mond über des Tages Leiche.
    Seine Strahlen sind Seelen vom Schattenreiche.
     
     
3.
    Der Mond wirft seinen Silberspeer
    Nach dem Herzen der Erde,
    Daß sie wie er
    Ein spukender Leichenstern werde.
    Seit Jahrmillionen ohn Unterlaß
    Will er sie töten,
    Aber sein Haß
    Muß fliehn,
    Sieht er am Himmel ziehn
    Das Purpurlebensmeer der Morgenröten.
     
    Noch schlägt das Herz der Erde heiß
    In Lieben und Gebären,
    Noch dreht der alte Wandelkreis:
     
    Samen, Blüten, Aehren –
    Zeugen, Geburt und Tod,
    Wann wird es stille?
    Wo glüht das Urgebot,
    Wo wacht der Wille?
     
     

Die Juli-Hexen
     
    (Der kleinen Sibylla Blei zum Lesen, wenn sie größer ist.)
     
    ›Der Mond trinkt an der Erde,
    Komm heraus in die helle Nacht!‹
    »Wohin wollen wir gehen?«
    ›Auf die Waldwiese!
    Auf die Waldwiese!‹
    »Was wollen wir denn dort machen?«
    ›Tanzen! Tanzen!‹
    »Mit wem den?«
    ›Mit uns selber! Mit uns selber!.‹
    »Wenn aber der Waldteufel kommt?«
    ›Soll er mit tanzen! Soll er mit tanzen!‹
    »Aber wenn er nicht will?«
    ›Muß müssen! Muß müssen!‹
    »Kennt ihr ihn denn?«
    ›Freilich! Freilich!‹
    »Wie sieht er denn aus?«
    ›Ganz voller Haare!
    Ganz voller Haare!‹
    »Und weiter nichts?«
    ›Oh ja: Bocksbeine! Und eine krumme Na–ase!‹
    »Hu! Wird er euch nicht beißen?«
    ›Fallt ihm net ein! Fallt ihm net ein!
    Hat die kleinen Mädeln so gerne und spielt
    Auf der Flöte!‹
    »Was denn?«
    ›Lauter schöne Lieder zum Lachen!‹
    »Und singt er auch?«
    ›Ja, wenn er heiße Augen hat.‹
    »Was denn?«
    ›Das dürfen wir nicht sagen!
    Oh nein! Oh nein!‹
    »Ist es denn schlimm?«
    ›Oh nein! Oh nein!
    Aber zu schön zum sagen.
    So ... so ... so ... schön ...!‹
    »Was kichert ihr denn!«
    ›Weil du dumm bist, weil du dumm bist,
    Weil du dumm bist und denkst,
    Wir sagen dir, was der Waldteufel singt.‹
    »Werd ich mirs selber hören!«
    ›Du? Du? Du mit deinem Barte?
    Dir singt er nicht,
    Dich frißt er!‹
    »Ich kirr ihn mir schon!«
    ›Hörst du ihn?
    Höre, höre, hör wie der Waldteufel lacht!
    Wir kommen! Wir kommen!
    In schlooweißen Hemden.
    Wir ko–o–mmen!‹
    »Langsamer! Langsamer!
    Springt nicht so schnelle!
    Wo seid ihr! Wo seid ihr!«
    ›Kleb du im Bette!
    Wir tanzen schon!‹
     
     

Traum im Walde
     
    Ein lichter, grüner Schleier über mir,
    Und um mich her ein lichter grüner Schleier ...
    Es singt und klingt aus weiter, weiter Ferne
    Musik, vergehend, weich ...
    Durch die Maschen des Schleiers flirrt und blinkt
    Ein goldiger Schein.
    Der malt sich in Kringeln,
    In tanzenden, huschenden, bebenden Tupfen
    Hell aufs dunkelgrüne Moos.
     
    Was singt das ferne, ferne Lied ...?
    Lauschen will ich ...
    Holde, weiche Frauenstimme,
    Leise, leise ... Wiegenliedsang ....
    Schlage die Augen auf, glückliches Kind;
    Siehe, liebreich schimmern zwei gütige
    Sterne der wachenden Liebe nieder,
    Schlafe, schlafe du glückliches Kind,
    Umsungen vom Liede der Mutterliebe ...
     
    Wehend teilt sich der grüne Schleier:
    Wie eine Wolke umhüllt er ein Weib.
    Das naht mit schwebend langsamem Schritt.
     
    Bist du das Glück, Weib, bist du die Liebe? ...
     
    Selige Milde strömt aus den blauen,
    Himmlisch gütigen Augen mir
    Lösend ins Herz ...
     
    Bist du die Liebe, Weib? ...
     
    Wie es klingt und duftet ...
    Was hebt mich empor?
    Ein Quillen und Schwellen in mir:
    Süßes Singen,
    Ferne, nahe;
    Geigen

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