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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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dasselbe Bild
    Sah meine Seele, ganz denselben Blick,
    So voller Reinheit, Schöne und voll Liebe,
    Doch statt des Lilienstengels ruht im Arm
    Ein schlafendes Bambino. Mutterunschuld!
     
    Die Welt schien mir an diesem Tage schön.
     
     

Der schwarze Ritter
     
    (Nach einem Thoma'schen Bilde.)
     
    Im Thale unten die blaue Tiefe,
    Grau am Himmel jagende Wolken;
    Langsam reitet,
    Die Lanze im Arm,
    Auf braunem Rosse ein schwarzer Ritter;
    Rote Ebereschentrauben
    Leuchten aus dunklem Grün heraus
    Wie offene Wunden ...
     
     

Alter Wein und junges Blut
     
    (Zu Böcklins Altrömischer Weinschänke.)
     
    Alter Wein und junges Blut
    Tanzen durcheinander.
    Blumenmädchen, wirf die Rosen,
    Wirf die Rosen aus dem Schurze,
    Wirf die Rosen auf den Weg!
    Sieh, wir taumeln in geschienten
    Gliedern mit dem blauen, schweren
    Stahlhelm, taumeln wie am hohen
    Himmel die betrunkenen grauen
    Wolken. (Oder find es Schläuche?)
    Pfui, wer wird hier stille stehn?
     
    Zwar, dort in den Rhododendren
    Lauern niederträchtige Dornen,
    Und es scheint mir, hopla, Mädchen,
    Hinter ihnen schnarcht der Tod.
     
    Pst! Kommt! Auf den Zehenspitzen
    Schlüpfen leis wir in den Keller!
    Wo im Sand die spitzen Krüge
    Mit den dicken Bäuchen stehn.
    Kommt, wir machen eine Kette!
    Erst zwei stahlbeschiente Beine,
    Dann zwei nackte, schlanke, weiche,
    Und so nach der Regel weiter,
    Die Ovid beschrieben hat.
     
    Laßt den Tod im Busche schnarchen!
    Wenn die sehr betrunknen Wolken
    Sich auf Jovis Knieen lagern,
    Legen wir uns neben ihn.
     
     

Bildchen
     
    Der Frühling naht dem Sommer zu,
    Ein leichter Wind wiegt über dem Gras,
    Hell leuchten die Blüten im Busche.
     
    Die Blumen im Grase nicken leis,
    Es klingt der kleine, klare Bach
    Aus schattigem Dunkel schüchtern heraus,
    Als käm er vom Reiche der Träume.
     
    Vom Reiche der Träume, in dem sie weilt,
    Das braune Mädel mit flatterndem Haar,
    Die junge kräftige Bauerndirn.
     
    Zwischen Frühling und Sommer webt ihr Traum,
    Zwischen Blüte und Frucht, zwischen Hoffen und Glück,
    Und die Augen gehen ihr über.
     
     

Drei trunkene Lieder zur Harfe
     
    (Für Paul Scheerbart.)
     
1.
    Tonnen stehen im dunklen Keller,
    Breite, braune, bauchige Tonnen,
    Und zwischen ihnen taumelt meine Jagd
    Nach einem Sonnenstrahl,
    Den ich im vorigen Sommer sah.
     
    Sicher, in einer dieser Tonnen steckt er:
    Napoli oder Caro vigno, ihr goldenen,
    Wer von euch hat ihn?
    An einem See wars vor dem großen Gebirge,
    Und silbergraue Libellen flogen im raschelnden Röhricht
    Des dürr grünen Schilfes.
    Aus den klingenden, kleinen Wellen tönte silbern die Frage:
    »Wo lebt die Eine mit dem liebegütigen Herzen,
    Das deiner Sehnsucht vorbestimmt ist als weiches Bett?«
     
    Und ein heißer, goldener Strahl kam von der großen Sonne,
    Der über die Wellen fuhr wie kriegschlichtender Schwertstreich.
     
    Seid mir Liebesorakel, ihr sonneschwangeren Tonnen!
     
     
2.
    Die Welt ist reich, wie das Auge eines schönen Mädchens.
     
    Tiefes Dunkel ist drin voll süßer und schauriger Rätsel,
    Und die Seligkeit ist in ihr, die glitzernd
    Ueber die Oberfläche des feuchten Augapfels huscht.
     
    Und das Herz dieser Welt voller Keime und heißer Fluten –
    Wie das Herz eines verliebten Mädchens ist es, das unbewußt
    Sich nach Umarmung sehnt und schmerzlich seligem Gebären.
     
    Feuerstrahlender Gott, der du die Wolkenvorhänge zerreißest,
    Die Erde in ihrer Nacktheit zu schauen,
    Heißblickender Mann, Held Helios, gieße
    Deine Lebensströme in den heiß wartenden Schooß der Erde!
     
     
3.
    Da noch Blut in meinen Adern ist
    Und Kraftspannen in meinen Muskeln,
    Will ich lieben, – lieben wie ein seliger Gott und ein gesundes Tier.
     
    Die faule Furcht der Menschheit blas ich hinweg
    Mit meinem Odem voll rasender Sehnsucht.
     
    Meine drängende Brust hebt sich nach den bebenden
    Vollen Brüsten unendlicher Hingabe.
     
    Zwingen will ich den ausweichenden Blick
    Sehnender Weichheit.
     
    Her zu mir alle, ihr Liebeskräftigen,
    Ich will euch umarmen.
     
    Wer aber liebesfeige ist, der gehe hin und ersäufe sich
    In veilchenfarbener Tinte.
     
     
    Seinem Tode will ich ein Tanzlied singen.
     
    Sela.
     
     

Groteske
     
    (An Hermann Bahr.)
     
    Ich sah im Traume eine Abendröte,
    Die war wie wellendes, dampfendes Blut,
    Tief dunkel.
    Faul, breit, quoll sie molkig,
    Schwappend am leeren Horizonte lang gedehnt.
     
    Schwer lag sie: leuchtender Schlamm.
     
    War das die Sonne, die da hinten sank?
     
    Mir

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