Irrgarten Der Liebe
Worte zu mir:
»Vor meiner Thüre sank er unterm Kreuz.
Ich hoh ihn nicht.
Wer hebt Verbrecher auf?
Ich betete Dank, daß meine Seele nicht so frech, wie seine.
Da hob in seinem Herzen sich die Wahrheit:
Der Haß von Mensch zu Mensch.
So starb er.
Mir aber fluchte seine bittere Erkenntnis,
Daß ich sein Erbe sei und endelos erkenne:
Golgatha überall und Hammerschlag am Kreuz!
Sein Tod ist ewig,
Seine Liebe ist tot.
Ich lebe und lerne den Haß.
Könnt ich ihn lehren!« .....:
Golgatha überall und Hammerschlag am Kreuz ...
Vision des Geißlers
Mit Singen und mit Beten
Hin zum Altar getreten
Qualfreudige Asketen.
Wir stehn vor Grabesthoren,
Wir sind dem Tod geboren,
Das Leben ist verloren.
Hört, wie die Heiden singen!
Wie ihre Becken klingen!
Seht, wie die Nackten springen!
Sie tanzen in der Sonnen
Um einen grünen Bronnen,
Draus kommt rot Wein geronnen.
Der rote Wein vergossen,
Die rote Lust genossen,
Mit Stöhnen wild beschlossen.
Blut strömt am Himmelsrande,
Sie liegen tot im Sande,
Ihr Leichentuch die Schande.
Wir schreiten auf den Leichen,
Wir Seligen, wir Reichen,
Blut strömt von unsern Streichen.
Die heiligen drei Könige des Elends
Ueber einem Häusel, ganz weiß beschneet,
Golden ein flimmernder Funkelstern steht.
Weiß alle Wege, die Bäume alle weiß,
Milde des goldenen Sternes Gegleiß.
Gelb aus dem Fenster ein Lichtschein schräg
Ueber das Gärtchen, über den Weg.
Sieh, da über den Feldweg quer
Stakt ein steingrauer Alter her;
Ganz in Lumpen und Flicken getan,
Und hält vor dem Hause an.
Haucht in die Hände und sieht sich um,
Blickt zum Sterne und wartet stumm.
Kommt von der andern Seite an
Wieder ein alter zerlumpter Mann.
Geben sich beide stumm die Hand,
Starren zum Sterne unverwandt.
Kommt ein dritter und grüßt die zwei,
Raunen und tuscheln und deuten die drei.
Blicken zum Sterne, blicken zur Thür;
Tritt ein bärtiger Mann herfür:
»Kamt in Mühen und Sehnen weit;
Geht nach Hause! Es ist nicht die Zeit ...«
Senken die Köpfe die drei und gehn
Müde fort. Es hebt sich ein Wehn,
Hebt sich ein Stürmen, Wirbeln, Gebraus,
Und der goldene Stern löscht aus.
Christoph, Rupprecht, Nikolaus
(Herrn Siegmund von Hausegger zugeeignet.)
Ich kenn drei gute, deutsche Geselln
Mit großen Händen und Beinen schnelln;
Mit dicken Säcken auf breitem Buckel
Stampfen sie eilig durchs Land mit Gehuckel;
Haben Eis im Bart
Und grimmige Art,
Aber Augen gar milde;
Führn Aepfel und Nüsse und Kuchen im Schilde
Und schleppen und schleppen im Huckepack
Himmeltausendschöne Sachen im Sack.
All drei sind früher Heiden gewesen.
Der erst heißt Christoph: Auserlesen
Hat er in einer eisgrimmigen Nacht
Das Christkindel übers Wildwasser gebracht.
Rupprecht der zweite ist genannt:
Der fuhr voreinsten übers Land
Tief nächten in Gespenstergraus
Als Heidengott. Den Nikolaus,
Als wie der dritte ist geheißen,
Thät man als einen Bischof preisen.
Das ist nun all Legend und Mär.
Ich übernehme nicht Gwähr,
Daß just genau es so gewesen.
Habs nicht gesehn, habs nur gelesen.
Auf Schildereien jedermann
Die dreie freilich sehen kann.
Da ist der Rupprecht dick beschneet
Und derb gestiefelt fürder geht.
Drei Aepfel trägt der Nikolaus,
Sieht väterlich und ernsthaft aus.
Und Christophor im langen Bar
Ist heidenmäßig dick behaart,
Hat einen roten Mantel an
Und ist ansonst ein nackter Mann.
Die dreie nun, daß ihr es wißt,
Verehre ich als Mensch und Christ.
Sie sind so lieb und ungeschlacht
Und ganz aus deutschem Mark gemacht.
Mildherzig rauh, kratzhaarig lind,
Des deutschen Gottes Ingesind.
Die guten Knechte, reichen Herrn!
Sie dienen gern und schenken gern,
Wolln keinen Dank, wolln keinen Lohn,
Sind in sich selbst bedanklohnt schon.
Grüß Gott ihr dreie miteinand
Im lieben weiten deutschen Land!
Christoph, Rupprecht, Nikolaus!
Schüttet eure Säcke aus,
Schüttet sie mit Lachen,
Blickt mit hellen Augen drein
Und laßt wohl gesegnet sein
Eure Siebensachen.
Des Teufels Nähfaden
Der Teufel näht in den Sack der Nacht,
In den grausteifleinenen weiten Sack
Die Erde ein.
Seht da, wie er hockt überm Kirchturmkreuz,
Daran er sein Nähwachs, den Mond, gespießt;
Hui, wie er den Faden darüber zieht
Mit seiner krummen Klaue, und wie er prüft
Ob er fest und
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