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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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Golde,
    Den seine kräftige Hand hob im brausenden Lauf.
     
    Kommt die milde Magd, der bleiche Frühlings-Abend,
    Kommt mit leisen Schritten über die Maienwiese,
    Hat das Köpfchen weich links überschulter geneigt.
    Aschblond ist ihr Haar, wie überstäubt von Flocken
    Junger Frühlingsblüten, es fließt ihr über den Rücken
    Bis zur Beuge des Kniees, schmiegeweich wellt es hinab.
     
    Ihre Augen suchen, ihre grauen Augen,
    Die so furchtsam blicken wie der Rehkuh Lichter,
    Auf der Maienwiese die Spur des flüchtigen Tages.
     
    Suchen, suchen, suchen, die milden, grauen Augen,
    Aber Dunkel webt, wohin die Arme schreitet
    Längst verschwand der golddurchwirkte sonnenrote
    Saum des Frühlingstags am überflorten Himmel.
     
    Und es blinkt der erste blasse Stern am Himmel,
    Blinzelt mitleidgütig auf die Suchebange.
    Immer dunkler wirds, es kommen tausend Sterne.
     
    Alles still. Kein Wind. Kein Atemwehen.
    Alles tot. Die Sterne blicken kalt.
    Tief ins Dunkel getaucht der Nacht, der stummen Gebietrin,
    Schwand die suchende Magd. Silbern erhebt sich der Mond.
     
     

Ein Traum
     
    (Herrn Eugène Demolder zugeeignet.)
     
    Kommt her und seht, was in der Nacht ich sah,
    Kommt und erlebt, was mir im Traum geschah:
     
    Ich stand an einem weiten, grauen See;
    Feucht war die Luft und blaß des Himmels Blau,
    Wie flüssig Blei das Wasser. Und ein Kahn
    Lag unbewegt am Ufer, das ganz leer,
    Wie eine Wüste war. Kein Busch, kein Baum,
    Kein Schilf, kein Gras, nur knirschend grauer Sand.
     
    Da, leise, ging aus mir ich selber fort.
    Ich sah mich aus mir selber gehn. Leb wohl!
    Rief ich mir zu, ich, der ich schauend stand,
    Leb wohl, rief ich mir zu, ich, der ich ging.
     
    Der Schreiter, ich, das war ein junger Mann,
    Er wiegte in den Hüften sich und warf
    Die Arme rüstig hin und her, sein Gang
    Sprach: Leben! Leben! Doch der Bleibende,
    Ich, der am Ufer stand, war matt und alt.
    Und auf den Boden sank er, ich, und starb.
     
    Nun war ich risch im Kahn und ruderte
    Und schnitt die Wellen mit dem schwarzen Kiel
    Und schoß durchs Grau des unbewegten Sees.
     
    Voran! Voran! denn ich bin jung und stark,
    Ich fühle meine Kraft, ich freue mich
    Der Muskeln, wie sie mir gehorsam sind,
    Wie alles fest mir in den Händen ruht,
    Wie meiner Lungen Gleichmaß saugt und stößt,
    Wie meine Blicke in die Weite gehn.
     
    Doch nichts als Grau um mich und über mir.
    Der Himmel auch hat sich in Grau gethan,
    Und grauer Hauch weht von mir in die Luft.
     
    Da werd ich mählich matt und willenlos.
    Die Ruder laß ich, lautlos sinken sie
    Rechts, links ins Wasser, und ich lege mich,
    Wie eine Leiche lege ich mich lang,
    Als ob ein Sarg er wäre, in den Kahn.
     
    Wer bin ich denn? Bin ich der Tote nun,
    Der dorten in den Sand sank, bin ich nicht
    Der junge Schreiter mehr?
    Es treibt der Kahn
    Lautlos, doch schnell, ich fühls. Ich wage nicht
    Die Augen aufzuthun. Ich bin wohl tot.
     
    Da, durch die Lider rötets mir: um Gott!
    Ein zischender Eisenklumpen auf grauem Ambos, ruht
    Die Sonne auf Wolkenballen in dunkelroter Glut.
    Langsam, von Riesenfäusten gehalten, ein Hammer droht,
    Eine Krone aus ihr zu schmieden, eine Krone blutglührot.
    Eine Krone ... und ich hebe hoch mich auf
    Und greife in den Himmel, und herab
    Hol ich die Krone mir und setze sie
    Aufs Haupt mir. Hei, ein Strahlenzucken fährt
    Von meinem Haupt ringsum, und alles ist,
    Was mich umgiebt, erhellt und feierlich.
     
    Und vorn am Buge meines Kaiserschiffs
    Steh ich und fahre ein ins Himmelreich.
    Das liegt vor mir in lauter Schönheit da,
    So weit gedehnt, wie nie mein Blick vordem
    Etwas gesehn. Doch still und leer und tot
    Ist dieses Land, und wie mein Silberkiel
    Auf seines Hafens goldne Kiesel knirscht,
    Ist tiefe, schauerkalte Nacht um mich.
     
    Nur ferne blinzt ein zages Zitterlicht,
    Und ferne klingt ein zager Glockenton,
    Und ferne, dort, weiß ich, ists warm und gut.
     
    Ich geh zum Licht, ich geh zum Ton, ich geh
    Dahin, wo mein ein Herd, wo mein ein Herz
    Warm wartet. Ach, wie meilen-, meilenweit
    Ist Licht und Ton und Herz und Herd! Ich geh
    Viel viele Jahre lang, und stets in Nacht.
     
    Da endlich lichtet sichs, so wie im Mai
    Es morgenrötet über jungem Grün,
    Und zwischen Fliederbüschen wirbelt blau
    Herdrauch aus rotem Schornstein, und ein Haus,
    Ein kleines Bauernhaus mit moosigem Dach
    Seh ich, und an der Thür:
    ... Du, du, oh du!
     
    Ein altes Weiblein in schlohweißem Haar
    Kommt auf mich zu mit leisen Schrittelchen
    Und legt mir an die

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