Irrgarten Der Liebe
schwirren, lang aussäuselnd;
Blüten schaukeln herab durch warme,
Wogende Düfte, – ah, der Atem
Der Frau mir nahe.
Ihre Blicke strömen wie heiße Fluten
Glühend mir ins Herz, –
Ein Kuß
Auf meinen bebenden Lippen ...
Bist du die Liebe, Weib?
Da klingts wie Wiegenliedsang so weich,
Beruhigend, seliger Wehmut voll
Von den Lippen der Frau:
»Vergehe im Traum,
Schlaf ein im Tod, unruhiges Kind:
Schlafe, schlafe, mein Kind im Tod,
Siehe die Liebe lebt.«
Ernte
(Für meinen lieben Liliencron.)
Sonnengießen durch den Tag,
Wellenhoch im fröhlichen Schlag
Geht mein Herz, es schaukelt leise
Eine Wiener Walzerweise.
Sensenschwung und Sichelschnitt,
Grün und gelb fällt Gras und Aehre,
Meine Freude erntet mit:
Segenschwere! Segenschwere!
Unter einem Lindenbaum,
Auf des weißen Kirchleins Hügel,
Ruht ich aus; da hub mein Traum
Surrend die Libellenflügel:
Steht ein Feld im Korne schwer,
Schwankt in goldnem Ueberschwange,
Früchtefroh und reifebange,
Trocken rauschend hin und her.
An des Segens goldnem Rand,
Wo des Himmels Blau sich breitet,
Eine Sense in der Hand,
Eine Bauerndirne schreitet.
Weit aus, wuchtig ist ihr Schritt,
Ueberhäupten ihr der Stahl
Lacht in huchig hellem Glitzen;
Schnell im Schwung mit einemmal
Seh ichs durch die Bläue blitzen,
Und die Magd beginnt den Schnitt.
Bogenhalb dreht sich ihr Leib,
Bogenweit greift aus das Eisen,
Näher, näher kommt das Weib
Hinter breitem Messerkreisen.
Langsam rührt mit steter Kraft
Sie der schweren Sense Schaft.
Brach schon dehnt sich Stoppelleere.
Wo rauschgolden sich die Aehre
In des Windes Wehn gewiegt,
Sterbestarr das Leben liegt.
Näher, näher kommt sie her,
Auf die Seele fällt mirs schwer.
Augen zu. Ich höre den Schnitt,
Und ein Klagen hör ich mit
Von Millionen Sterbequalen.
Stille dann. Scheu schau ich hin:
Ruhend steht die Schnitterin
Unter Abendsonnenstrahlen.
Von des vollen Goldes Rot
Einen Augenschein umloht,
Dann im letzten, hellen Licht,
Umrißschwarz ... Bist du der Tod!?
Klar blickt sie mir ins Gesicht,
Gütig, groß und mütterlich,
Wendet in die Helle sich;
Geht. Sie überwächst den Schein,
Dunkel bricht von ihr herein.
Wo rauschgolden sich die Aehre
In des Windes Wehn gewiegt,
Sterbestarr das Leben liegt.
Allhin dehnt sich Stoppelleere.
Schwerer Traum
Ich lag an einem Birkenstamm
Und sah durchs grüne Schleierlicht,
Wie eine weiße Wolke schwamm
Im hohen Blau. Und ein Gedicht
Ward in mir. Leise sang michs ein;
Ich schlief und lebte einen Traum:
Mir wars, ich war ein Kind, und klein
Stand neben mir der Birkenbaum.
So schmächtig zart; ich griff ein Blatt
Und blies darauf, da führte mich
Ein Sturm in eine große Stadt
Voll Lärm und Stöhnen fürchterlich.
Ein glühend Ungeheuer stand
Auf weitem Markt, und Dampf und Rauch
Spie aus sein Mund, und seine Hand
Riß alles her und riß mich auch.
Fraß alles Leben in sich ein,
Und alles Leben drängte sich
Zu ihm mit jammergellem Schrein;
So starb mit allem Leben ich.
Das war, den ich geträumt, der Traum.
Die weiße Wolke war nicht mehr,
Und über meinem Birkenbaum
Kroch wolkengrau ein Wetter her.
Fieberlied
(Für Johannes Schlaf.)
Dieses Lebens Jammerthal
Steht voll schwarzer Schmerzensrosen,
Die an grauem Dornenstrauche,
Zwischen scharfgezackten dunkel-
Grünen Blättern blühn.
Große, schwarze Schmerzensrosen
Nicken über meinem Haupte
Und entschütten ihrem Schooße
Giftig gelben Samenstaub.
Dicker, dumpfer Duft umschwillt mich
Sichtbarlich in sammetblauer
Schwüler, feuchter Wetterwolke,
Und von ferne hör ich Geigen.
Geigen hör ich ein wildes Lied.
Schmerzensschrill und voller Wollust,
Voller Gier und greller Helle,
Und im Takte meines Herzschlags,
Stoßweis wechselnd, klingt das Lied.
Lullt mich ein zu Schlaf und schreckt mich
In ein atemloses Wachen,
Drückt die Lider mir wie Bleilast,
Reißt mein rot entzündet Auge
Auf in eine blutige Sonne –
Und die schwarzen Schmerzensrosen
Nicken über mir ...
Innocentia
(Nach Franz Stucks Gemälde; dem Meister gewidmet.)
Der klare Blick gradaus, weit in Welt,
Und eine Welt in diesem klaren Blicke:
Da ruht die Liebe und der Schmerz im Traum,
Und Schönheit schlägt die Wogen drüber her
Wie Frühlingswind. Der schlanke Lilienstengel
In weißer Hand ragt unbewegt und heilig.
Die Augen schloß ich, und
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