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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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Nebel und Nacht und Wind,
    Weint an der Brust mir leise das Kind,
    Weint, daß getrennt wir müssen, allein,
    In der heiligen Weihenacht sein.
    Küß ich die Thränen ihr lind vom Gesicht:
    Weine nicht, Mädel, geh, weine nicht!
    Zündet heut Andern der Liebesmann
    Flimmernde Christkindlkerzen an,
    Hat er in unseren Herzen entfacht
    Eine ewige Weihenacht.
    Sind wir auch heute Abend getrennt,
    Doch uns im Herzen ein Christbaum brennt.
    Dir aus dem Auge ja lacht sein Schein,
    Nein doch, du Meine, wir sind nicht allein.
    Trag ich dein Herz ja in meiner Brust,
    Du auch das meine tragen mußt.
     
    Froh mir ein hellwarmes Lächeln dankt,
    Fest mich ihr rundvoller Arm umrankt,
    Tief saugt ihr Blick sich in meinen ein:
    »Nein, oh du Meiner, wir sind nicht allein.«
    Wandern zurück wir durch Nebel und Wind,
    Lacht an der Seite mir selig das Kind.
     
     
Erwachen in den grellen Tag
    (Ein Vorgesicht.)
     
    Was war das für ein wunderreicher Traum!
    Er hat mein Herz so innig warm beglückt ...
     
    Er führte mich auf grüne Wiesen aus
    Voll Frühlingsblumen, – jeder Blüte gab
    Von Sonnengold er einen Glorienschein.
    Hell war der Himmel und unendlich weit,
    Leis wimpelte von säftevollen Zweigen,
    Die glänzend überquollen in dem Licht
    Des jungen Lenzen, unberührtes Grün.
     
    Und alles war voll Glück, voll Glück auch ich;
    Ein Sonnenstäubchen Glück: so fühlt ich mich.
    Und durch die Welten wirbelte ich hin;
    Licht war mein Herz, und meine Augen Glanz.
     
    Die Wiese mit den Blumen ... Langsam schritt
    Ich durch das grüne Rauschemeer, ich führte
    Am Arm ein Mädchen, und an meiner Brust
    Hört ich ein Klopfen, das wie Liebe klang,
    So fragend zag und bittebang und tief;
    Und zweier Augen heiße Seligkeit,
    Ein Rosenhimmel, aller Gnaden voll,
    Sah mir ins Herz und hellte mir ein Glück,
    Das nie ich wußte, das mein Sehnen war
    Durch lange, arme, liebeleere Zeit.
     
    Das war die Liebe.
     
    Leise wie ein Traum
    Ist sie durch Seele mir und Sinn geweht,
    Und ich war selig. Rosen sah ich rings,
    Und Rosen deckten mir die ganze Welt,
    Die Welt voll Gräuel, Traumesrosen deckten
    Mit Blütenranken mir die Wahrheit zu.
     
    Die Sonne sah ich nur: ich sah nur dich;
    Die Augen gingen über mir vor Glanz,
    Ergießen wollte sich das Herz vor Glück,
    Bang überselig strömen in den Tod, –
    Da wacht ich plötzlich unter Thränen auf.
     
    Was ich als Sonne selig angesehn,
    Als aller Liebe, aller Schönheit Herd –
    Ein einziger Blick verriet mir blitzesgrell,
    Daß eine Lüge meine Sonne war,
    Ein schöner, böser, liebeleerer Stern.
     
    Der Traum ist aus. Ich starre in mein Herz,
    Ich weine in mein Herz: die Thräne fällt
    In einen Krater, krustig ausgebrannt.
    Der heiße Lavastrom der Liebe ward
    Zu Stein.
     
    Ich will die Tage nutzen. Kalt
    Will deine Lüge ich einmeißeln ihm.
     
     
Letzter Wunsch
    Daß deine Hand auf meiner Stirne liegt,
    Wenn mich das Sterben in der Wiege wiegt,
    Die leis hinüber ins Vergessen schaukelt,
    Von schwarzen Schmetterlingen schwer umgaukelt.
    Ein letzter Blick in deine braunen Sonnen:
    Vorüber strömen alle unsre Wonnen
    In einer bitter-süßen Letztsekunde;
    Ein letzter Kuß von deinem warmen Munde,
    Ein letztes Wort von dir, so liebeweich:
    Dann hab ich, eh ich tot, das Himmelreich,
    Und tauche selig in den großen Frieden:
    Der Erde Holdestes war mir beschieden.
     
     
Wenn wir alt sein werden
    Wenn wir alt sein werden,
    Wenn der Ruhe Dämmerung
    Leis in immergleichem Atemzuge uns im Herzen haucht,
    Wenn das Auge matt und milde blickt,
    Kältre Farben sieht und flockigen Umriß,
    Wenn der Hände Drücke,
    Altersfaltenweich,
    Immer abschiednehmender, zag sich fühlen,
    Wenn das Hirn,
    Von Erkenntnis starr, immer kälter wird,
    Und der Hoffnung warmer Taubenflügelschlag
    Nicht mehr linde Glücksgedankenwellen schlägt,
    Wenn an Rosen-Statt
    Herbstzeitlose blaßt ...:
    Sonne, Sonne!
    Du auch wirst mir dann verbleichen,
    Die ich kindlich und anbetend liebe.
    Eine Wärme nur,
    Eine Liebe nur,
    Nur
einen
Glauben dann
    Werd ich mir wahren:
    Dich
    Du Traumvergangene,
    Heilige.
     
     
Scherzo
    Es ist kein Wind von holdrer Art,
    Als der um ihren Kleidsaum weht,
    Wenn meine Frau im Tanze
    Durchs Zimmer geht.
     
    Und gar kein schöner Tönen ist,
    Als das aus ihrem Munde klingt,
    Wenn meine Frau zur Zither
    Ein Liedel singt.
     
    Und ist auch gar kein schöner Licht,
    Als das aus ihren Augen braun,
    Wenn sie aus Herzenstiefen
    Hellfröhlich schaun.
     
    Hub! Aber wenns gewittert!

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