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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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Huh!
    Der Donner grollt, der Sturm rasaunt!
    Flieht männiglich! Frau Sonne
    Ist schlecht gelaunt.
     
     
Frau Güte
    Heut sagte ich die ganze Nacht
    Im Traum: Ich wollt, ich wäre tot.
    Doch, als ich morgens aufgewacht,
    Begrüßten mich zwei Lippen rot.
    Frau Güte hat mich angelacht
    Und flüsterte: Es hat nicht not,
    Beiseite ist das Gift gebracht,
    Da, nimm und iß des Lebens Brot!
     
    Den ganzen Tag hab ich gelacht:
    Herr Meister Tod, gut Nacht, gut Nacht!
    Es ist nicht not! Es ist nicht not!
     
     
In einer dunklen Nacht
    Wenn dieser Körper einst zerfallen ist,
    Seele, du meine Seele,
    Träumst du dir einen andern Leib?
    Lebst du auf einem andern Stern?
    Treibst du aus deinem Drange, der die Schönheit will,
    Blumen, Bäume?
     
    Oh meine Seele, wenn du nicht vergehst,
    Dann bleib bei ihr, die mir das Leben lieber macht
    Als alle Schönheit.
     
    Umblüht sie,
    Umhüte sie,
    Laß alle Sterne, alle Seligkeit
    Und bleibe bei ihr.
     
    Und wenn auch sie dann, wachgeküßt vom Tod,
    Sich selbst in ihrer tiefsten Reinheit lebt,
    Dann geh in sie und gieb dich selber hin,
    Sei eins mit ihr.
    Das ist die Seligkeit, die ich dir hoffe,
    Meine Seele.
     
     
Reichtum
    Perlen gleiten durch meine Hand –:
    Das war Wasser, das verschwand;
    Gold kam über mich hergelaufen –:
    Wolkenberge, Wolkenhaufen;
    Nichts ist mehr in meiner Hand,
    Und ich kann mir garnichts kaufen,
    Und mir blieb nur, was ich fand:
    Ein Herz für mich, ein Glück für mich,
    Zwei Augen, die leuchten: Ich liebe dich,
    Und eine Wärme innerlich:
    Du, du und ich ...
     
     
Reliquien
1.
    Wie Blitzschlag kam das Schlimmste über mich:
    Mein Haus ward plötzlich leer, mein Herz ward leer;
    Das Glück ging fort auf Nimmerwiederkehr,
    Ein Krüppel und ein Bettler, bleibe ich.
     
    Das alles ist nicht
wahr
! Ich rufe dich,
    Im weiten Hause irre ich umher,
    Ich
muß
dich finden! – Ach, es ist
doch
leer;
    Der Blitz schlug ein, und er traf fürchterlich.
     
    Auf meiner Brust hab ich fünf Blätter ruhn,
    Die sind von dir und mir das letzte Stück:
    So
fühltest
du
, so
sprach ich aus
dein Glück,
    So
waren wir einst eins! – Was soll ich nun,
    Ich Halber in dem leeren Leben thun?
    Giebt es für mich
ein
Wort nur noch: Zurück?
     
     
2.
    Was du gefühlt hast, stammelnd, ungefüge,
    Ich durft es dir und mir zum Kranze runden,
    Du hast die Worte, ich den Sang gefunden, –
    Ach, daß ich noch die schönen Kränze trüge!
     
    Was waren das für Tage, was für Flüge
    Im Trostland Traum! Die Schwere überwunden,
    Wir beiden eingeflügelig verbunden, –
    Und heute höhnt die Leere gähnend: Lüge!
     
    Ich muß von mir auch diese Blätter geben;
    Es sei kein Rest an mir von jener Zeit;
    Das Wort von dir, das ich vermelodeit,
    Soll mit dem Glück ins Dunkel rückwärts schweben.
    Mich ruft das Licht, ich muß ins klare Leben.
    Fliegt, Flatterlügen, fort! Ich bin bereit.
     
     
3.
    Mir wird es schwer,
soll
ich sie fliegen lassen?
    Wer weiß, in welche schmutzig dumpfen Gassen
    Ihr Flug sie trägt. – Mut, Herz, gieb sie dem Wind!
    Du bist befreit, wenn sie ins Blaue schwinden.
     
    Da fliegen sie und segeln mit den Winden,
    Die deines Wahns die letzten Fetzen sind:
     
    (Das erste Blatt.)
     
    Was sind deine Freuden,
    Und was sind deine Leiden?
    Ich bin gern bei dir, wenn du mir weh thust. –
    Denk doch: Ich hab dich lieb.
     
    (Das zweite Blatt.)
     
    Oh, eile, denn die Welt
    Ist längst vergangen;
    Sie ist ein Liebesgezelt,
    In dem die Sterne wie Rosen hangen.
     
    (Das dritte Blatt.)
     
    Der Herbst sagt wohl: Ich sterbe.
    Aber du sagst: Ich lebe.
    Und so sage ich auch,
    Daß ich lebendig bin.
     
    (Das vierte Blatt.)
     
    In meinem Herzen ist ein Nest,
    Drin kleine Vögel singen.
    Höre doch:
    Sie singen deinen Namen.
     
    (Das fünfte Blatt.)
     
    Wenn du weg bist,
    Wenn ich einsam bin,
    Friert mein Herz.
    Wenn du da bist,
    Wenn du bei mir bist,
    Ist Sonnenschein.
     
    Nun sind sie fort ... Die Tauben fliegen schnell,
    Die Venus-Vögel. Silbern in das Blau
    Des hohen Himmels schwanden sie dahin.
    Der Himmel gabs, der Himmel nahms. Vorbei.
     
     
Erkenntnis
    Daß doch dein Stolz nicht eingestehen will:
    Ich irrte mich, was Gold mir schien war Blech ...
     
    Nein, lieber wütest du das Schicksal an
    Und schmähst: dein böser Hauch hat Grünspan mir
    Auf meines Goldes reinen Glanz gelegt.
     
    Weißt du denn nicht: Gold und ein treues Herz
    Behalten
immer
ihren tiefen Glanz?
     
     
Mit der Stielbrille
    Noch immer sprichts in mir: Es kann nicht

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