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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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sein,
    Es ist ein wüster, widerlicher Traum;
    Ich muß mich schämen, daß ich so geträumt.
    Und hin zu ihr und ihr die Hand geküßt:
    Vergieb mir, du, ich sah im Traum dich schlecht,
    Mein Traum hat dich beleidigt; ich bin krank,
    Daß ich so frevelhaften Wahnsinn spann.
    Und dann erwach ich in die Wirklichkeit
    Und seh mich um und sehe mich allein
    Und weiß und sag es laut zur leeren Wand:
    Bonjour madame, ich habe mich geirrt,
    Es war kein Traum, jedoch ein Träumer ich.
    Bonjour madame et bon plaisir, die Welt
    Ist höchst verwunderlich und ein Roman.
    Man muß sie nehmen, wie sie ist, Madam.
    Man muß nicht meinen, sie sei so und so,
    Und muß aus Träumen sich kein Goldgespinst
    Um Stirn und Auge legen, nein, Madam,
    Mit klarem Auge, lächeln und moquant,
    Muß man sie ansehn wie ein Kavalier
    Zur sehr gescheiten Zeit des Rokoko,
    Das Stielglas vor der Nase und, ahü,
    Ein wenig hüsteln, wenn man etwa merkt,
    Sie sei nur eine Dirne, keine Fee.
Zwischen Abend und Nacht
     
    (Epilog des Einsamen.)
     
    Da zieht der Fluß und trägt das Abendgold,
    Da stehn die Wolken wie ein Goldgebirg:
    Der Abend giebt uns seine goldne Hand.
     
    Wohl, wohl! Der Schlaf und was schön träumen macht
    Zieht leis die Flöre über unsre Welt,
    Und Viele sind jetzt glücklich, denn sie ruhn.
    An manchem Bette sitzt die Liebe jetzt
    Mit Wiegenliedern, und manch müdes Haupt
    Hat seinen Schooß nun,
daß
es ruhen kann.
    Da liegt wohl eine weiche, weiße Hand
    Recht leicht und zärtlich, hütend, auf der Stirn
    Des Schlafenden, und seiden streicht das Haar
    Der guten Hegerin die Wangen ihm,
    Der seine Ruhe in der Liebe hat.
     
    Wie's in den Nestern still wird! Ab und an
    Zirpt so ein Meislein, das wohl träumen mag.
    Die Zeit der Nachtigallen ist vorbei.
     
    Einst hab ich halbe Nächte lang gelauscht,
    Wie unsrer Wälder vollste Kehle sang,
    Und mich ergriff der kleinen Kreatur
    Aufschluchzend Lied im Allerinnersten.
    Ich wußte wohl: auch mir ist seelenvoll
    So heiße Liebe schluchzend zugewandt,
    Und dankbar trat ich leise an ein Bett
    Und suchte eine kleine warme Hand
    Und küßte sie. – Da hatte ich mein Glück.
     
    Das ist vorbei. Es kam ein böser Wind
    Und riß mir meine Rose weg vom Stock
    Und trug sie in die Stadt. Da liegt sie nun
    Entblättert in der Gosse. Säh ich sie,
    Ich könnte sie nicht mehr erkennen. – Oh,
    So herben Schmerz hast du mir angethan,
    Einstmals Geliebte, daß mein Herz steinhart
    Von Narben wurde. Eher höbe ich
    Den Kot der Gasse, als die Rose auf.
     
    Der Fluß verlor sein Gold. Er geht in Grau.
    Grau stehn die Wolken wie ein Bleigebirg.
    Es winkt die Nacht mit ihrer grauen Hand.
     
     

Versunkenheit
     
    Dies war ein Traum, in dem ich
mich
erkannte
    Oh holde Schwäche, da ich mich ermannte
    Und mein Geheimstes offenbarlich sah.
     
Neue Liebe
    Wer diese Verse liest, die nur von Liebe singen,
    Der wisse wohl: es ist kein heißer Atem,
    Der ihre Flügel hebt, und kein Begehren.
    Das Glück hat sie gesungen, nicht der Wunsch.
     
    Vielleicht ist Sehnsucht ganz von ferne drin,
    Doch also fern, daß nur ein leises Rauschen
    Aus diesem weiten Meere tröstlich klingt,
    Nicht brausend, drohend.
    Bin ich doch ein Mönch
    In Mauerfrieden, Stille um mich her
    Und rings ein Glanz von milden Zärtlichkeiten.
     
    Beruhigung hat endlich mich erquickt,
    Versunkenheit ward mir so ganz zu teil,
    Daß all mein hingegangen Leben nun
    Dem Herzen wie ein Wolkenbild erscheint,
    Dem nachzublicken mir Erfreuung ist.
     
    So falt ich meine Hände voller Dank
    Und will nichts mehr, als daß es also bleibe.
    Ich habe mich; ich fühle innerlichst:
    So wachs ich recht aus meines Wesens Kern,
    Und eine Sonne ist mir glänzend hold,
    Die nicht versengt und nimmermehr vergeht.
     
     
Anrufung von Ferne
    Du mit deinem goldenen Haare
    Schönes Mädchen, Wunderbare:
    Da du mir gewogen bist
    Und mir deine Sonnen scheinen,
    Darf ich, und ich will es, meinen,
    Daß dies Leiden und mein Weinen
    Nur ein Traum gewesen ist.
     
    Nur ein Traum, und jetzt ist Leben,
    Und ich darf es mir vergeben,
    Daß so häßlich ich geträumt.
    Alles wird im Lichte helle,
    Das Verdrießlichste geht schnelle,
    Trittst du über meine Schwelle,
    Hat der Grimm das Feld geräumt.
     
    Deine Schöne, deine Güte,
    Daß sie lange mich behüte!
    Weiter wünscht mein Herz nichts mehr.
    Mir den Abend zu bereiten,
    Mich durch tiefste Seligkeiten
    Ins Vergessen zu begleiten,
    Kamst du mir vom Himmel her.
     
Pulchra ut sol, clara ut lux
    In einer Kirche

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