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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Matratze entlang. Nichts.
    »Ich sag halt solche Sachen, Billy. Du weißt doch, wie ich bin. Ich reiße immer irgendwelche Witze. Du kennst mich doch. Okay, Billy, ich bin ein Arschloch. Du weißt, dass ich ein Arschloch bin, das die ganze Zeit quasselt und oft gar nicht merkt, was es sagt.«
    Billy ging zum Stuhl zurück und setzte sich. »Kannst du mich jetzt besser sehen, Stevie?«
    »Nicht viel besser, nein. Ich brauche ein Taschentuch.«
    »Nimm das Laken.«
    Mit der freien Hand zog Zillis unbeholfen ein Stück des L a kens heraus, das lose zwischen Rost und Rahmen steckte. Er wischte sich damit das Gesicht ab und schnauzte sich geräusc h voll.
    »Besitzt du eine Axt?«, fragte Billy.
    »O Gott.«
    »Besitzt du eine Axt, Stevie?«
    »Nein.«
    »Sei ehrlich zu mir, Stevie.«
    »Tu’s nicht, Billy.«
    »Besitzt du eine Axt?«
    »Tu’s nicht!«
    »Besitzt du eine Axt, Stevie?«
    »Ja«, gab Zillis zu und schluchzte angstvoll auf.
    »Entweder bist du ein fantastischer Schauspieler, oder du bist wirklich bloß ein armer Trottel«, sagte Billy. Es war die letztgenannte Möglichkeit, die ihm allmählich Sorgen machte.
     

62

    Wenn du draußen im Garten auf die Schaufensterpuppen einhackst«, fragte Billy, »stellst du dir dann vor, es sind echte Frauen?«
    »Es sind bloß Schaufensterpuppen.«
    »Zerhackst du deshalb gern Wassermelonen, weil sie innen drin rot sind? Siehst du gern, wie das rote Fleisch durch die Gegend spritzt, Stevie?«
    Zillis sah verblüfft drein. »Was? Das hat sie dir erzählt? Was hat sie dir genau erzählt?«
    »Wer ist ›sie‹, Stevie?«
    »Die alte Hexe nebenan. Celia Reynolds.«
    »Du bist nicht in einer Position, in der du jemand anderen als alte Hexe bezeichnen könntest«, sagte Billy. »Eigentlich bist du in überhaupt keiner besonders angenehmen Situation.«
    Zillis sah belämmert drein. Dann nickte er eifrig. »Du hast recht. Tut mir leid. Sie ist bloß einsam, das weiß ich schon. Aber, Billy, sie schnüffelt einfach dauernd herum, statt sich um ihren eigenen Kram zu kümmern. Ständig steht sie am Fenster und beäugt einen durch die Jalousie hindurch. Kaum geht man in den Garten, glotzt sie schon.«
    »Und es gibt eine Menge Dinge hier, die andere Leute nicht sehen sollten, stimmt’s, Stevie?«
    »Nein. Ich tue nichts Verbotenes. Ich will bloß meine Ruhe. Deshalb hab ich vor ihr ein paarmal diese Show mit der Axt abgezogen. Hab den wilden Mann gespielt – aber bloß, um ihr Angst zu machen.«
    »Um ihr Angst zu machen.«
    »Aber doch nur, damit sie mich in Ruhe lässt! Ich hab es nur drei Mal gemacht, und beim dritten Mal hab ich ihr sogar gezeigt, dass es eine Show ist. Hab ihr gezeigt, dass ich sie sehen kann.«
    »Wie hast du ihr das gezeigt?«
    »Jetzt bin ich nicht mehr stolz darauf.«
    »Es gibt bestimmt ’ne Menge Dinge, auf die du nicht stolz bist, Stevie.«
    »Ich hab ihr den Finger gezeigt«, sagte Zillis. »Beim dritten Mal hab ich eine Schaufensterpuppe und eine Wassermelone zerhackt – ohne mir dabei vorzustellen, dass es was anderes ist! –, und dann bin ich zum Zaun gegangen und hab ihr anständig den Finger gezeigt.«
    »Du hast auch mal einen Stuhl zerhackt.«
    »Stimmt. Ich hab einen Stuhl zerhackt. Na und?«
    »Das Ding, auf dem ich gerade sitze, ist der einzige Stuhl, den du noch hast.«
    »Früher hatte ich zwei. Ich brauche bloß einen. Mensch, es war bloß ein Stuhl! «
    »Du siehst gern, wie Frauen wehgetan wird«, sagte Billy.
    »Nein.«
    »Hast du den Porno, der da vorhin lief, etwa heute Abend unter dem Bett gefunden? Hat ihn irgendein Gespenst da hingelegt, Stevie? Brauchst du vielleicht dringend ’nen Ge s pensterjäger hier im Haus?«
    »Das sind keine echten Frauen.«
    »Schaufensterpuppen sind es aber auch nicht.«
    »Ich meine, man tut ihnen nicht richtig weh. Die spielen das bloß.«
    »Aber du schaust es dir gerne an.«
    Zillis schwieg. Er ließ den Kopf hängen.
    In mancher Hinsicht war die Sache einfacher, als Billy erwa r tet hatte. Er hatte gedacht, äußerst unerfreuliche Fragen zu stellen und zu hören, wie ein anderer Mensch sich kriecherisch zu rechtfertigen versuchte, würde so peinigend sein, dass es unmöglich war, so etwas erfolgreich durchzuhalten. Nun spürte er stattdessen ein Gefühl der Macht, das ihm Selbstbewusstsein verlieh. Und Befriedigung. Er war erstaunt, wie leicht es ihm fiel. Außerdem machte es ihm Angst.
    »Es sind echt üble Videos, Stevie. Ziemlich krank sind die.«
    »Ja«, sagte Zillis leise, »das sind

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