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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sie. Ich weiß.«
    »Hast du dich schon mal selbst auf Video aufgenommen, wie du Frauen auf diese Art und Weise wehtust?«
    »Nein. Du lieber Himmel, nein.«
    »Du flüsterst, Stevie.«
    Zillis hob das Kinn von der Brust, schaute Billy jedoch nicht an. »Ich hab noch nie einer Frau so wehgetan.«
    »Nie? Du hast nie einer Frau so wehgetan?«
    »Nie. Das schwöre ich.«
    »Wie hast du ihnen denn wehgetan, Stevie?«
    »Das hab ich nie getan. Ich könnte es gar nicht.«
    »Du bist ja so ein Chorknäblein, was?«
    »Ich schaue es mir bloß … gerne an.«
    »Wie Frauen misshandelt werden?«
    »Das schaue ich mir gerne an, das stimmt. Aber ich schäme mich dafür.«
    »Ich glaube nicht, dass du dich auch nur ein bisschen dafür schämst.«
    »Das tu ich aber. Ich schäme mich. Während ich es sehe, nicht immer, aber danach schon.«
    »Wonach?«
    »Nach dem … Zuschauen. Aber das will ich … o Mann. So will ich doch eigentlich gar nicht sein.«
    »Wer würde schon gerne so sein, wie du bist, Stevie?«
    »Weiß nicht.«
    »Sag mir einen Menschen. Einen Menschen, der gerne wäre, wie du bist.«
    »Da gibt’s vielleicht niemand«, sagte Zillis.
    »Wie sehr schämst du dich?«, drang Billy weiter in ihn.
    »Ich hab die Videos weggeworfen. Oft, ganz oft. Ich hab sie sogar vernichtet. Aber dann, weißt du … nach einer Weile kaufe ich neue. Ich brauche Hilfe, um damit aufzuhören.«
    »Hast du dich je um Hilfe bemüht, Stevie?«
    Zillis antwortete nicht.
    »Hast du dich je um Hilfe bemüht?«
    »Nein.«
    »Wenn du wirklich aufhören willst, weshalb hast du dich dann nicht um Hilfe bemüht?«
    »Ich hab gedacht, ich kann allein aufhören. Das hab ich wir k lich gedacht.«
    Zillis fing an zu weinen. Seine Augen waren immer noch glasig vom Gift, aber das waren echte Tränen.
    »Warum hast du eigentlich die Schaufensterpuppen im Nebe n zimmer so verschandelt?«
    »Das verstehst du doch nicht.«
    »Klar, schließlich bin ich bloß der langweilige alte Billy Wiles, der nicht besonders hip ist, aber versuch’s doch trotzdem mal.«
    »Das hat gar keine Bedeutung, was ich mit denen getan hab.«
    »Dafür, dass das keine Bedeutung hat, hast du aber ’ne Menge Zeit und Energie darauf verwendet.«
    »Darüber spreche ich nicht. Darüber nicht.« Die Weigerung klang eher wie ein Flehen. »Nein, das tu ich nicht.«
    »Würdest du dann womöglich rot werden? Hm, Stevie? B e lastet das dein zartes Seelchen?«
    Nun weinte Zillis endgültig. Es waren keine heftigen Schluc h zer, sondern die steten, heißen Tränen der Erniedrigung und der Scham.
    »Es zu tun ist nicht dasselbe, wie darüber zu sprechen«, sagte er.
    »Du meinst, das zu tun, was du mit den Puppen angestellt hast, ja?«, stellte Billy klar.
    »Du kannst … du kannst mich abknallen, aber darüber spreche ich nicht. Das kann ich einfach nicht.«
    »Wenn du die Puppen verstümmelst, bist du dann erregt, Stevie? Bist du steif vor Erregung?«
    Zillis schüttelte erst den Kopf und ließ ihn dann hängen.
    »Es zu tun und darüber zu sprechen ist wirklich ganz was anderes?«, fragte Billy.
    »Billy. Billy, bitte. Ich will das nicht hören. Ich will nicht hören, wie ich darüber spreche.«
    »Denn wenn du es tust, dann ist es bloß etwas, das tu tust. Aber wenn du darüber sprichst, dann ist es etwas, das du bist .«
    Der Ausdruck auf Zillis’ Gesicht bestätigte Billy, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
    Es brachte offenbar nicht viel, auf der Sache mit den Scha u fensterpuppen herumzureiten. Die waren das, was sie waren. Steve Zillis seine Perversion unter die Nase zu reiben, war womöglich sogar kontraproduktiv.
    Billy hatte noch immer nicht erreicht, was er herausbekommen wollte.
    Er war gleichzeitig müde und aufgedreht, brauchte Schlaf, war jedoch aufgeputscht durch Koffein. Ab und zu tat es in der durchbohrten Hand weh; das Schmerzmittel verlor an Wirkung.
    Weil er seine Erschöpfung mit chemischen Mitteln bekämpfte, führte er die Befragung womöglich nicht geschickt genug durch.
    Wenn es sich bei Zillis um den Irren handelte, dann war er ein Genie, was die Vortäuschung von Gefühlen anging.
    Aber das waren Soziopathen schließlich: gefräßige Spinnen mit einem unheimlichen Talent, das überzeugende Bild einer komplexen Persönlichkeit vorzuspiegeln, um ihre eisige Berechnung und ihre unersättliche Gier zu kaschieren.
    »Wenn du an den Schaufensterpuppen herumbastelst oder dir diese kranken Videos anschaust«, sagte Billy, »denkst du dann auch schon mal an Judith

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