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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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mir Ihre Entscheidung mitteilen, dann gebe ich sie an ihn weiter und hab nichts mehr mit der Angelegenheit zu tun. Übrigens sind jetzt nur noch gute zwei Minuten übrig.«
    »Ich gehe zur Polizei.«
    »Dafür ist es zu spät.«
    »Ich stecke zwar bis zum Bauch in der Scheiße«, gab Billy zu, »aber später stecke ich nur noch tiefer drin.«
    Kaum hatte Billy Anstalten gemacht, sich aus seinem Scha u kelstuhl zu erheben, sagte Cottle scharf: » Hinsetzen! Wenn Sie versuchen, vor mir die Veranda zu verlassen, gibt’s einen Kopfschuss!«
    In seinen Taschen verstaute so ein Säufer doch sicher nur Flaschen, keine Waffen. Und selbst wenn er einen Revolver hatte, traute Billy es sich zu, ihm den problemlos abzunehmen.
    »Nicht von mir«, sagte Cottle, »von ihm. Er beobachtet uns nämlich durchs Zielfernrohr eines Präzisionsgewehrs.«
    Der Schatten des Waldes im Norden, die gleißende Sonne auf dem Hang im Osten, die Felsen und Mulden auf den Feldern südlich der Landstraße …
    »Er kann uns fast von den Lippen ablesen, was wir sagen«, fuhr Cottle fort. »Es ist die beste Scharfschützenwaffe, die es gibt, und er kann damit umgehen. Auf tausend Meter kann er einen damit treffen.«
    »Vielleicht will ich das ja.«
    »Er ist bereit, Ihnen den Gefallen zu tun, aber er meint, Sie sind noch nicht bereit. Irgendwann werden Sie’s sein, sagt er. Letztendlich werden Sie ihn bitten, Sie zu töten, aber jetzt ist es noch nicht so weit.«
    Trotz des Gewichts seiner Schuld fühlte Billy Wiles sich plötzlich leicht wie eine Feder und fürchtete einen unvermuteten Windstoß. Er ließ sich wieder in den Schaukelstuhl sinken.
    »Es ist zu spät, zur Polizei zu gehen«, sagte Cottle, »weil er im Haus der Frau und an ihrem Körper Indizien hinterlassen hat.«
    Der Tag blieb still, doch diese Worte kamen wie ein Windstoß. »Was für Indizien?«
    »Zum Beispiel ein paar Haare von Ihnen in der Faust der Frau und unter ihren Fingernägeln.«
    Billys Mund fühlte sich taub an. »Woher soll er denn Haare von mir haben?«
    »Aus dem Ablauf Ihrer Dusche.«
    Noch bevor der Albtraum begonnen hatte, als Giselle Winslow noch lebte, war ihr Mörder bereits in Billys Haus gewesen.
    Der Schatten auf der Veranda hielt die Sommerhitze nicht mehr ab. Sie brodelte, als hätte Billy auf der Straße mitten in der Sonne gestanden. »Was noch, außer den Haaren?«
    »Das hat er nicht gesagt. Aber es ist nichts, was die Polizei mit Ihnen in Verbindung bringen wird … falls Sie nicht aus irgen d einem Grund in Verdacht geraten.«
    »Wofür er sorgen kann.«
    »Wenn die Cops auf die Idee kommen, Sie zu einer DNA-Probe aufzufordern, dann sind Sie geliefert.«
    Cottle warf einen Blick auf die Armbanduhr.
    Das tat Billy ebenfalls.
    »Noch eine Minute«, bemerkte Cottle.
     

23

    Eine Minute. Billy Wiles starrte auf seine Armbanduhr, als handelte es sich um den Zündmechanismus einer Bombe, deren Detonation bevorstand.
    Er dachte nicht an die dahineilenden Sekunden, an die Ind i zien, die am Tatort des Mordes an Giselle Winslow hinterlassen worden waren, oder daran, dass er sich im Visier eines Präzis i onsgewehrs befand.
    Stattdessen stellte er im Geiste eine Liste aller ihm bekannten Menschen zusammen. In rascher Folge flackerten Gesichter auf. Menschen, die er mochte, solche, denen er gleichgültig gegen ü berstand und solche, die er nicht mochte.
    Das waren düstere Untiefen, in denen er zu versinken drohte. Sie zu verdrängen, war trotzdem so schwierig, wie ein Messer an der Kehle zu ignorieren.
    Ein Messer anderer Art, ein Gefühl der Schuld, schnitt ihn endlich von diesen Gedanken los. Als ihm bewusst wurde, wie ernsthaft er den Wert der Menschen verglichen hatte, die er kannte, um einzuschätzen, wer von ihnen weniger Recht zu leben hatte als die anderen, überkam ihn ein angewiderter Schauder.
    »Nein«, sagte er, wenige Sekunden, bevor seine Bedenkzeit zu Ende ging, »nein, ich treffe keine Wahl. Er soll zum Teufel gehen.«
    »Dann wird er an Ihrer Stelle entscheiden«, brachte Cottle in Erinnerung.
    »Er soll zum Teufel gehen!«
    »Na schön. Ihre Sache. Es ruht auf Ihren Schultern, Mr. Wiles. Mich geht es überhaupt nichts an.«
    »Und was nun?«
    »Sie bleiben auf Ihrem Stuhl sitzen, Sir, genau wie jetzt. Ich soll in die Küche zum Telefon gehen, auf seinen Anruf warten und ihm dann Ihre Entscheidung mitteilen.«
    »Ich gehe rein«, sagte Billy. »Den Anruf nehme ich entg e gen.«
    »Sie machen mich noch kirre«, sagte Cottle. »Dann werden

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