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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eines jeden Dramas, und wenn Billy den nicht leistete, gab es keinen zweiten Akt.
    Natürlich musste Billy etwas unternehmen, um Barbara zu beschützen. Wie er das tat, musste er allerdings gut überlegen, und er hatte Zeit, das zu tun.
    Wenn er unrecht hatte und Barbara doch das nächste Opfer war, dann würde sich die Welt rasch in ein kurzes, bitteres Fegefeuer verwandeln, bevor er alsbald einen Raum in der Hölle selbst bezog.
    Sieben Minuten waren vergangen, seit Cottle ins Haus gega n gen war, und noch immer tat sich nichts.
    Billy erhob sich. Seine Beine fühlten sich wacklig an.
    Er holte den Revolver aus der Crackerschachtel. Dass Cottle die Waffe sehen würde, war ihm egal.
    An der Schwelle der offenen Tür blieb er stehen und rief Cottles Namen. Als er keine Antwort erhielt, sagte er: »Cottle, verdammt noch mal!«
    Er ging ins Haus, durchquerte das Wohnzimmer und betrat die Küche.
    Ralph Cottle war nicht da. Die Hintertür stand offen, obwohl Billy wusste, dass er sie zugezogen und abgeschlossen hatte.
    Er trat auf die hintere Veranda. Da war Cottle ebenso wenig wie im Garten. Der Mann war verschwunden.
    Obwohl das Telefon nicht geläutet hatte, war Cottle ve r schwunden. Vielleicht hatte er das Ausbleiben des Anrufs als Hinweis darauf gedeutet, dass der Mörder meinte, er habe versagt, woraufhin er in Panik geraten und geflohen war.
    Ins Haus zurückgekehrt, zog Billy die Tür zu und sah sich in der Küche um, ob irgendetwas fehlte. Er hatte keine Ahnung, was das hätte sein können.
    Alles sah aus wie sonst, so wie es sein sollte.
    Dann verwandelte seine Ungewissheit sich in eine böse A h nung, und aus dieser wurde ein Verdacht. Bestimmt hatte Cottle doch etwas mitgenommen oder hinterlassen. Irgendetwas musste er doch getan haben!
    Weder in der Küche noch im Wohnzimmer fand Billy etwas Ungewöhnliches, auch im Arbeitszimmer nicht. Im Bad jedoch entdeckte er Ralph Cottle. Tot.
     

25

    Das harte, fluoreszierende Licht überzog Cottles offene Augen mit einer dünnen, falschen Frostschicht.
    Nicht im Suff, sondern im Jenseits versunken, saß die Ja m mergestalt auf dem heruntergeklappten Toilettendeckel, an den Spülkasten gelehnt. Der Kopf war zurückgeneigt, der Mund schlaff. Gelbliche, verfaulte Zähne umrahmten eine Zunge, deren milchiges Rosa durch den Wasserentzug ständiger Trunkenheit rissig geworden war.
    Betäubt stand Billy da und hielt den Atem an. Dann wich er in den Flur zurück und starrte durch den Türrahmen hindurch auf die Leiche.
    Sein Rückzug hatte nichts mit irgendwelchem Gestank zu tun. Im Todeskampf hatten sich bei Cottle weder Darm noch Blase geleert. Er sah weiterhin ungepflegt, aber nicht schmutzig aus – worauf er als Einziges einigermaßen stolz gewesen war.
    Billy konnte im Badezimmer einfach nicht atmen. Er hatte das absurde Gefühl, dort würde ein Vakuum herrschen, in dem Cottle ums Leben gekommen war und das nun auch ihn zu ersticken drohte.
    Im Flur gelang es ihm, wieder Luft zu holen. Dadurch konnte er nachdenken.
    Nun erst sah er den Griff des Messers, das in Cottles zerkni t tertem Anzug steckte. Hellgelb war dieser Griff.
    Die Schneide war schräg von unten bis zum Heft zwischen die Rippen gestoßen worden, genau dort, wo sich das Herz befand. Durchbohrt, war es zum Stillstand gekommen.
    Billy wusste, dass die Schneide fünfzehn Zentimeter lang war. Das gelbe Messer gehörte ihm. Er bewahrte es in seinem Angelkasten in der Garage auf. Es war ein Fischmesser, sorgfä l tig geschärft, um Barsche auszuweiden und Forellen zu fileti e ren.
    Der Mörder hatte sich weder im Wald verborgen noch in einer Bodensenke oder in einem Nachbarhaus, um sie durchs Visier eines Gewehrs hindurch zu beobachten. Das war eine Lüge gewesen, die der Säufer geglaubt hatte.
    Während Cottle auf die vordere Veranda zugegangen war, musste der Irre sich durch die Hintertür ins Haus geschlichen haben. Dort hatte er gelauert, während Billy und sein Besucher auf ihren Schaukelstühlen gesessen hatten, wenige Meter von ihm entfernt.
    Billy hatte sich geweigert, eine ihm bekannte Person als nächstes Opfer auszuwählen. Wie angekündigt, hatte der Mörder ihm diese Aufgabe daraufhin verblüffend rasch abgenommen.
    Obwohl Cottle fast ein Fremder gewesen war, hatte Billy ihn zweifellos gekannt. Und jetzt lag er in seinem Haus. Tot.
    In kaum mehr als eineinhalb Tagen, in einundvierzig Stunden, waren drei Menschen ermordet worden. Dennoch hatte Billy das Gefühl, dass sich das grausame

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