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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Schauspiel noch im ersten Akt befand. Womöglich war dieser Akt nun zu Ende, doch sein Instinkt sagte ihm, dass noch ganz andere Dinge bevorstanden.
    An jeder Wendung des Geschehens hatte er getan, was ihm am vernünftigsten und vorsichtigsten vorgekommen war, zumal, wenn er seine eigene Vorgeschichte in Betracht zog.
    Alle Vernunft und alle Vorsicht hatten dem Mörder jedoch nur in die Hände gespielt. Stunde um Stunde war Billy Wiles weiter vom sicheren Ufer weggetrieben.
    Unten in Napa waren in dem Haus, in dem Giselle Winslow ermordet worden war, Indizien hinterlassen worden, die Billy belasteten. Haare aus seinem Duschablauf und noch irgendetwas anderes.
    Im Haus von Lanny Olsen hatte man zweifellos dasselbe getan. Das fing schon mit dem Lesezeichen in dem Buch auf Lannys Schoß an, bei dem es sich ohne Zweifel um ein Foto des ersten Opfers handelte. Dadurch war ein Zusammenhang zwischen den beiden Verbrechen hergestellt worden.
    Nun lag in Billys Badezimmer eine Leiche, in der ein ihm gehörendes Messer steckte.
    Trotz der Sommerhitze kam Billy sich vor wie auf einer abschüssigen Eisfläche, deren Ende im feuchten Nebel unsich t bar war. Noch hielt er sich bei der wilden Schussfahrt auf den Beinen, wurde jedoch immer schneller, was sein Gleichgewicht bedrohte.
    Am Anfang war Billy von Cottles Leiche so geschockt gew e sen, dass er nicht nur körperlich, sondern auch geistig erstarrt war. Nun kamen ihm mehrere Handlungsmöglichkeiten in den Sinn, doch er stand weiter stocksteif da, weil er sich nicht entscheiden konnte.
    Am schlimmsten wäre es gewesen, voreilig zu handeln. Er musste alles gut durchdenken und versuchen, die Folgen sämtlicher Optionen vorherzusehen.
    Weitere Fehler konnte er sich nicht leisten. Seine Freiheit hing von seinem Scharfsinn und seinem Mut ab. Mehr noch: Es ging darum, zu überleben.
    Als er sich wieder ins Badezimmer vorwagte, sah er keinerlei Blut. Vielleicht wies das darauf hin, dass Cottle nicht dort ermordet worden war.
    Allerdings hatte Billy auch anderswo im Haus keinerlei A n zeichen einer Gewalttat entdeckt.
    Diese Tatsache lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Griff des Messers. Rund um die Einstichstelle war das leichte Sommerj a ckett mit dunklem Blut durchtränkt, doch der Fleck war nicht so groß, wie zu erwarten gewesen wäre.
    Der Mörder hatte Cottle mit einem einzigen Stoß erledigt. Er hatte genau gewusst, wo und wie man die Schneide zwischen die Rippen schieben musste. Dadurch war das Herz offenbar schon nach ein oder zwei Schlägen stehen geblieben, was die Blutung auf ein Minimum beschränkt hatte.
    Cottles Hände lagen in seinem Schoß. Die eine war nach oben gewandt, die andere lag darauf, als hätte er sterbend seinem Mörder applaudiert. Zwischen den beiden Händen verbarg sich etwas.
    Als Billy mit Daumen und Zeigefinger eine Ecke des kaum sichtbaren Gegenstands fasste und ihn dem Griff des Toten entzog, kam eine Computerdiskette zum Vorschein. Sie war rot und stammte von derselben Marke, die er selbst benutzt hatte, als ihm noch etwas an der Beschäftigung mit dem Computer gelegen war.
    Er betrachtete die Leiche aus verschiedenen Perspektiven. Dann drehte er sich langsam um sich selbst, um den Raum nach Spuren abzusuchen, die der Mörder absichtlich oder unabsich t lich hinterlassen hatte.
    Früher oder später musste er wahrscheinlich die Taschen von Cottles Jackett und Hose durchsuchen. Durch die Diskette hatte er einen Vorwand, diese unangenehme Aufgabe vorerst aufz u schieben.
    Er ging ins Arbeitszimmer, legte den Revolver und die Diske t te auf den Schreibtisch und zog die Kunststoffhülle von seinem verwaisten Computer. Fast vier Jahre lang hatte er den Rechner nicht mehr benutzt.
    Merkwürdigerweise hatte er ihn trotzdem nie ausgesteckt. Vielleicht war das ein unbewusster Ausdruck seiner hartnäck i gen, wenn auch zerbrechlichen Hoffnung, Barbara Mandel könne eines Tages doch genesen.
    Als ihm im zweiten Jahr am College klar geworden war, dass kaum etwas von den Dingen, die er dort lernte, ihm dabei helfen würde, seinen Traum zu erfüllen und Schriftsteller zu werden, hatte er das Studium abgebrochen. Anschließend hatte er sich mit verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten über Wasser gehalten und in der Freizeit fleißig an seinen Texten gearbeitet.
    Mit einundzwanzig hatte er seinen ersten Lob als Barkeeper angetreten. Für einen Schriftsteller schien diese Tätigkeit absolut ideal zu sein. So gut wie jeder Kneipenhocker lieferte ihm

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