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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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vermeintlichen Ruhestätte tief unter der Erde erhoben, um sich ins Haus von Lanny Olsen einzuschle i chen. Für einen toten Skeptiker war das durchaus beachtlich.
    So verstörend war der Anblick von Cottle, dass Billy ihn einen Augenblick für lebendig hielt. Im nächsten Augenblick wurde ihm jedoch klar, dass es sich bei der im Schlot verschwundenen Leiche gar nicht um Cottle gehandelt hatte. Offenbar hatte sich jemand anders in der wurstförmig zusammengeschnürten Plane befunden.
    Billy hörte sich laut »Wer?« sagen, womit gemeint war, wer Cottle wohl ersetzt haben mochte. Gleichzeitig begann er, sich zum Flur umzudrehen, um jeden niederzuschießen, der dort stand.
    Ein mit Bleischrot gefülltes Säckchen oder etwas Ähnliches, von geübter Hand geführt, traf ihn exakt an dem richtigen Punkt im Nacken, an der Schädelbasis. Der Schlag rief weniger Schmerzen als Farberscheinungen hervor. Ein elektrisch blaues und magmarotes Flimmern zuckte ihm eine Sekunde lang durch den Kopf und schillerte an der Innenseite seiner herabsinkenden Augenlider.
    Wie der Boden auf ihn zukam, nahm er nicht wahr. Stattdessen glaubte er stundenlang im freien Fall durch eine düstere Lav a röhre zu stürzen. Dabei überlegte er, wie sich die Toten wohl da unten, im kalten Herzen eines erloschenen Vulkans, vergnügten.
    Die Dunkelheit schien ihn mit größerer Macht in Besitz ne h men zu wollen als das Licht, denn wenn er sporadisch so weit aufwachte, dass er unter der Oberfläche des Bewusstseins schwebte, zog sie ihn immer wieder in die Tiefe zurück.
    Zweimal sprach eine fordernde Stimme zu ihm, zumindest hörte er sie zweimal. Beide Male verstand er sie, doch nur beim zweitem Mal war er in der Lage, etwas zu erwidern.
    So benommen und verwirrt Billy auch war, er zwang sich dazu, dieser Stimme genau zu lauschen und sich ihre Höhe und ihren Klang einzuprägen, um sie später identifizieren zu können. Das würde allerdings schwierig werden, denn sie klang gar nicht richtig wie eine menschliche Stimme. Rau und seltsam verzerrt stellte sie beharrlich eine Frage:
    » Bist du bereit für deine zweite Wunde? «
    Nach der Wiederholung stellte Billy fest, dass er fähig war, eine Antwort zu geben: »Nein.«
    Da er, wenn auch röchelnd, seine Stimme wiedergefunden hatte, fand er auch die Kraft, die Augen zu öffnen.
    Obwohl sein Blick verschwommen war und sich nur langsam klärte, sah er den dunkel gekleideten Mann in der Skimaske über sich stehen. Die Hände des Irren steckten in weichem schwa r zem Leder, und er brauchte beide, um eine große, futuristische Pistole zu halten.
    »Nein«, wiederholte Billy.
    Er lag auf dem Rücken, halb auf dem Läufer mit Rosenmuster und halb auf dem dunklen Holzboden, den rechten Arm über der Brust, den linken seitlich ausgebreitet. Den Revolver spürte er in keiner seiner Hände.
    Als sich die letzten Schleier verzogen, sah Billy, dass die Art der Waffe doch nicht auf einen Zeitreisenden oder einen Besucher von einem fremden Stern schließen ließ. Es war bloß eine dieser tragbaren Nagelpistolen, die nicht mit Pressluft betrieben werden mussten.
    Billys linke Hand lag mit dem Rücken am Boden, und der Mann in der Maske nagelte sie ans Holz.
     

DRITTER TEIL -  Wie du lebst, ist alles, was du hast
     
    52

    Schmerz und Furcht trübten die Vernunft und vernebelten alle Gedanken.
    Der durch sein Fleisch gebohrte Nagel entlockte Billy einen Schrei. Lähmender Schrecken verlangsamte seine Gedanken, als er merkte, dass er an den Boden geheftet war und sich in Gegenwart des Irren nicht mehr wehren konnte.
    Schmerzen kann man nur aushalten und besiegen, wenn man sie annimmt. Leugnet oder fürchtet man sie, nimmt man sie nur noch stärker wahr.
    Die beste Reaktion auf Terror ist rechtschaffener Zorn, Ve r trauen auf eine höhere Gerechtigkeit und die Weigerung, sich einschüchtern zu lassen.
    Diese Gedanken marschierten ihm nicht ordentlich aufgereiht durch den Kopf. Es waren Wahrheiten, die sich durch harte Erfahrungen in seinem Unterbewusstsein festgesetzt hatten, und er handelte danach, als wären es in Fleisch und Blut übergega n gene Instinkte gewesen.
    Im Fallen hatte er den Revolver losgelassen. Den hatte der Irre offenbar nicht. Womöglich war die Waffe in Reichweite.
    Suchend drehte Billy den Kopf zu beiden Seiten. Mit der freien Hand tastete er auf dem Boden umher.
    Der Irre warf ihm etwas ins Gesicht.
    Billy zuckte zusammen, weil er neue Schmerzen erwartete, doch es war nur eine Fotografie.
    Was

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