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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Datum 13.0.0.0.0 zweifellos überaus aufwendig gefeiert worden. Die Zahl Dreizehn wurde als heilig angesehen, weil nach der Kosmologie der Maya die himmlischen Sphären aus dreizehn Schichten bestanden. In unserer Zeitrechnung (und nach gängiger Umrechnung) entspricht dieser Tag dem 21. Dezember 2012.
    All das schafft keine Notwendigkeit, den weit entwickelten und überaus leistungsfähigen Kalender der Maya damit zu erklären, er sei als Countdown zum Weltuntergang gedacht. Nur: Die mathematisch-astronomische Entschlüsselung des Kalenders glückte, lange bevor die Schrift der Maya entziffert werden konnte und man begann, ihre Geschichte und Weltsicht auf gesicherter Grundlage zu rekonstruieren. Daher erschien zunächst rätselhaft, wozu die Maya eine solch komplizierte Zeitrechnung besaßen. Brauchte ein vormodernes Volk, das im mittelamerikanischen Regenwald lebte, nicht einmal das Rad benutzte und obskuren Göttern Menschen opferte, einen so ambitionierten Kalender? Eine Zeitrechnung, die präziser war als der damals in Europa verwendete julianische Kalender aus römischer Zeit? Aus solchen Überlegungen spricht ein gewisses Maß westlich-moderner Überheblichkeit, die eigene Maßstäbe universell zur Anwendung bringt. Aber ohne tragfähige Erkenntnisse über die Geschichte der Maya und weil ihre Schrift noch nicht hatte entziffert werden können, war allen möglichen Spekulationen Tür und Tor geöffnet.
    Kalender werden nach den Bedürfnissen einer Kultur erstellt, und die kalendarischen Bedürfnisse der Maya traten erst mit der Entschlüsselung ihrer Schrift zutage. Weil aber bereits bekannt war, dass die Maya tiefreligiös waren, und aufgrund schreckenerregender Kastrophendarstellungen wurde eine Verbindung zwischen Weltuntergang und Kalender hergestellt, ohne dass dafür gesicherte Erkenntnisse vorlagen. Die Schöpfungsgeschichte der Maya, derzufolge die gegenwärtige Schöpfung die dritte ist, nachdem die Götter die beiden vorangegangenen zerstört hatten, begünstigte die Idee eines kommenden Weltuntergangs im Weltbild der Maya. Die bange Erwartung des Weltendes erfüllte in Mittelamerika aber viel mehr die Azteken, deren Blütezeit Jahrhunderte später lag und die kalendarisch anders verfuhren. Die Maya jedoch lebten ihrer Auffassung nach bei aller Ungewissheit in der besten aller Welten. Denn laut ihres Schöpfungsmythos wurden die vorangegangenen Welten vernichtet, weil die Götter unbrauchbare Menschen erschaffen hatten: beim ersten Mal aus Lehm, beim zweiten Mal aus Holz. Das konnte nicht gut gehen. Beim dritten Versuch aber wurden die Menschen aus Mais hergestellt und gerieten so, wie die Schöpfung es wollte: götterfürchtig und den Kalender achtend. Mithin gab es wenig Veranlassung für die Maya, eine Zerstörung auch dieser Schöpfung zu fürchten.
    Abgesehen von der irrigen Übertragung apokalyptischer Erwartungen der Azteken auf die Maya wurden für das angebliche Weltuntergangsdatum weitere Argumente bemüht, vor allem die, mit dem Datum 13.0.0.0.0 würde der Kalender enden, daher hätten die Maya das Ende der Welt erwartet. Auch das ist falsch. An diesem Tag geht lediglich ein Baktun zu Ende und ein neuer beginnt, weshalb es zu großen Feierlichkeiten gekommen wäre. Es ist nicht einmal so, dass die Maya ihren Kalender am Datum 20 (0).0.0.0.0 hätten enden lassen, also nach Vollendung von 20 Baktun oder einem Piktun, wie die nächsthöhere Einheit heißt. In Kalenderrechnungen der Maya sind noch viel größere Zeitpakete überliefert, die Tausende Jahre in der Zukunft liegen. Und sogar Datumsangaben aus der Zeit vor der Schöpfung, also dem kalendarischen Nullpunkt, kommen vor, beispielsweise wenn es um das Geburtsdatum derjenigen Götter geht, die die Schöpfung umsetzten. Dass die übliche Datierung beim Zeitbündel Baktun aufhört, liegt nur daran, dass für einen kalendarischen Überblick größere Einheiten nicht nötig waren – wir verorten uns ja auch in Jahrhunderten und nicht in Jahrzehntausenden. Und trotzdem war im Vorfeld des ominösen 21. Dezember 2012 immer und immer wieder von angeblichen Maya-Prophezeiungen über einen Weltuntergang an diesem Tag die Rede. Solche Prophezeiungen existieren aber nicht. Kalenderprophezeiungen kannten die Maya zwar, um die Gunst des Kriegsgottes Venus oder des Regengottes Chaak vorherzubestimmen, aber ein Weltuntergang zum Ende des 13. Baktun am Datum 13.0.0.0.0 haben die Priester der Maya nicht in Aussicht gestellt.
    Warum aber kam es zu

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