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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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diesem Weltuntergangs-Hype? Abgesehen davon, dass noch lange nach Entdeckung der Ruinenstädte im Regenwald die Maya-Kultur zu wenig erforscht war und zu beliebigen Spekulationen regelrecht einlud, verdankt sich die Karriere einer angeblichen Prophezeiung für den Schicksalstag 13.0.0.0.0 oder 21. 12. 2012 der New-Age-Bewegung im Allgemeinen und dem US-amerikanischen Autor José Argüelles im Besonderen, der sich seit 1975 mit Esoterik-Büchern hervortat, worin er vom Ende des Maya-Kalenders schrieb – einschließlich damit verbundener apokalyptischer Visionen. Mit fundierter Forschung hat das nichts zu tun – vielmehr dienten seither in einem diffusen Unbehagen an der Moderne Elemente der Maya- und anderer Kulturen als geeignete Hülle, die mit allen möglichen Sehnsüchten und kruder Esoterik gefüllt werden kann. Seither sprang eine Vielzahl Autoren bereitwillig und nicht selten geschäftstüchtig auf diesen Zug auf, und alle verfuhren nach demselben eigenwilligen Rezept der Esoteriker: Willkürlich werden Elemente zusammengebracht, die nichts miteinander zu tun haben, notfalls rabiat passend gemacht und als gesicherte oder weise Erkenntnis postuliert. Allerdings haben die Maya nicht verdient, als beliebige Projektionsfläche moderner Menschen zu dienen, die ihnen ein solches Unbehagen mitsamt ihrer apokalyptischen Sehnsüchte mir nichts, dir nichts überstülpen. Dieser bewundernswerten und faszinierenden Hochkultur wird damit nichts anderes als Unrecht angetan – als wäre das, was die seriöse Forschung über sie herausgefunden hat, nicht schon spannend genug.
    José Argüelles übrigens starb 2011 und konnte den großen Tag nicht mehr selbst erleben. Zahllose andere aber wurden am 21. Dezember 2012 in banger, freudiger oder grimmiger Erwartung auf den Untergang der Welt enttäuscht. Die alten Maya hätten über das Medienspektakel weise, aber verständnislos den Kopf geschüttelt.

Der Kalif von Bagdad war ein weiser und gerechter Herrscher – IRRTUM!
    Dass es im Märchen nicht um die akkurate Darstellung von Geschichte geht, weiß eigentlich jedes Kind. Aber das hindert uns nicht daran, in manchem Fall die märchenhafte Darstellung einer historischen Persönlichkeit in unser Geschichtsbild zu übernehmen – durchaus ähnlich der Wirkmächtigkeit ihrer Darstellung im Film, man denke nur an den unvergesslichen Peter Ustinov als Kaiser Nero in Quo vadis? oder zuletzt Daniel Day-Lewis als Abraham Lincoln. So geht es auch mit dem berühmten Kalifen Harun ar-Rashid, der uns vor allem als märchenhafte Gestalt aus Tausendundeine Nacht geläufig ist, aber tatsächlich gelebt hat. Allerdings haben die beiden Figuren, historisch und literarisch, nicht allzu viel miteinander zu tun. Und obwohl die westliche Welt Harun ar-Rashid, Kalif von Bagdad, als Vertreter eines goldenen Zeitalters kennt, er der bekannteste Vertreter seiner Dynastie ist und den Beinamen »der Rechtgeleitete« erhielt, wird er in der islamischen Welt bedeutend weniger geschätzt. Aus gutem Grund.
    Während heute mancher Muslim aus dem Orient den Lockungen des Westens verfällt – oder sie im Gegenteil als verwerflich verteufelt –, war es in früheren Jahrhunderten der Orient, der die Fantasie der Menschen im Abendland beschäftigte. Alles Morgenländische schien märchenhaft: die fremde Religion des Islam, die prächtigen Höfe der Sultane, die exotischen Speisen und verwunschenen Basare, die Kleidung und die so ganz anderen Sitten. Gekonnt ausgeschmückte Reiseberichte und andere literarische Zeugnisse waren es, die dem Abendland die Kultur des Orients vermittelten. Der französische Schriftsteller Paul Valéry nannte jenes Orientbild, das auf Hörensagen, Träumerei und literarischer Fantasie beruht, »l’orient de l’esprit«. Und nichts hat in Dauer und Breitenwirkung mehr Einfluss entwickelt als die berühmte Märchensammlung Tausendundeine Nacht .   
    Bei diesen Märchen handelt es sich um eine umfängliche Erzählsammlung, in die Geschichten aus verschiedenen östlichen Kulturräumen Eingang fanden: Persische, indische, ägyptische und arabische Erzähltraditionen kommen zusammen, um nur einige zu nennen. Die heute in der westlichen Welt geläufige Version wurde vermutlich im 16. oder 17. Jahrhundert in Ägypten zusammengestellt. Die erste französische Ausgabe von Tausendundeine Nacht vom Anfang des 18. Jahrhunderts spielte bei der Verbreitung in Europa eine Schlüsselrolle, rasch gefolgt von Ausgaben in anderen

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