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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Besitzungen gegen die Ansprüche des französischen Königs zu verteidigen. Er agierte gleichzeitig umsichtig, planvoll und mit diplomatischem Geschick: Ziel war ein Geflecht von Bündnissen vor allem mit Toulouse und Flandern, das die französische Krone isolieren sollte. Dafür überwand Richard sogar tief sitzende Feindschaften. Und auch die Machtwirren nach dem Tod von Kaiser Heinrich VI. nutzte er geschickt in seinem Sinne aus, ohne den Bogen zu überspannen.
    Um eine gerechte Beurteilung zu treffen, sei schließlich in Rechnung gestellt, dass Richard plötzlich und vor der Zeit starb. Man darf davon ausgehen, dass sein politisches Wirken vor allem der letzten Lebensjahre sich bei längerer Regierungszeit eindrucksvoll hätte entfalten können. Dann wäre das Bild des ungestümen Kriegerkönigs von dem des besonnenen, in größeren Zusammenhängen denkenden Regenten abgelöst worden. Aber dazu sollte es nicht mehr kommen. Stattdessen folgte auf einen ebenso mutigen wie fähigen Herrscher, dem zu wenig Wirkungszeit vergönnt war, mit seinem jüngeren Bruder Johann Ohneland ein talentloser König, der das Werk von Bruder und Vater in kürzester Zeit verspielte.

Der Deutsche Orden kam ganz legal an sein Herrschaftsgebiet in Polen – IRRTUM!
    Der Prozess der europäischen Einigung hat viele althergebrachte Animositäten wenn nicht gänzlich beseitigt, so doch ihrer unheilvollen Wirkmacht entledigt. Paradebeispiel ist meist die deutsch-französische Aussöhnung – Grundlage und wichtiger Motor der Europäischen Union. Um nichts weniger wichtig aber ist die Aussöhnung zwischen Deutschland und Polen, denn auch die Geschichte dieser beiden Länder ist so eng verknüpft wie problematisch. Da geht es in jüngster Geschichte um die Verbrechen Hitlerdeutschlands, in jüngerer vor allem um den Aufstieg Preußens, das den Abstieg Polens forcierte, bis es von den europäischen Landkarten ganz verschwunden war. Ein Historiker brachte die Einschätzung aus der Zeit des Kalten Krieges auf den Punkt: »Der Gegensatz zu Polen wurzelt in der Genese und der Tradition des neuzeitlichen preußischen Staates selbst. Seine beiden Bestandteile, die Mark Brandenburg und der Ordensstaat, entstanden durch die Vernichtung des Slawentums, beide bereicherten sich durch Beutemachen an Polen.« Der mittelalterliche Deutsche Orden, das dritte und älteste Element der historisch bedingten polnisch-deutschen Beziehungsprobleme, wurde mit Deutschland gleichgesetzt, was mit positiven, oft nationalistischen Vorzeichen auch deutscherseits getan wurde. Heute ist der Blick beidseits der Oder differenzierter, denn dass mittelalterliche Geschichte sich nur sehr begrenzt entlang nationaler Trennlinien erschließt und zu aktuell-tagespolitischen Zwecken nicht taugt, gehört zum besseren Umgang in einem geeinten Europa.
    Der Deutsche Orden entstand um 1190 während des Dritten Kreuzzugs als letzter der drei großen mittelalterlichen Ritterorden. Aufgrund der schwierigen Lage im Heiligen Land sah er sich nach anderen Wirkungsmöglichkeiten um, setzte sich eine neue Aufgabe – die Bekehrung der heidnischen Prußen – und suchte nach einem eigenen Herrschaftsgebiet – das spätere Ostpreußen. In den 1230er-Jahren und mit zunächst kaiserlichem, bald auch päpstlichem Segen etablierte er mehrere Stützpunkte entlang der östlichen Seite der Weichsel, während sich westlich des Flusses das slawische Herzogtum Pomerellen dem Expansionsdrang des Ordensstaates entgegenstemmte, langfristig vergeblich. Der christliche Slawenherrscher Herzog Konrad I. von Masowien hatte den Orden zuvor zu Hilfe gerufen, um gegen die baltischen Prußen vorzugehen – und wurde die Ritter nun nicht mehr los.
    Seit Anfang des 13. Jahrhunderts standen Konrad und seine christlichen Fürstenkollegen vor wachsenden Problemen mit ihren heidnischen Nachbarn, den baltischen Prußen. Die wollten sich nicht zum Christentum bekehren und schon gar nicht unterwerfen lassen. Zweimal wurden mit päpstlicher Unterstützung Kreuzzüge geführt, in denen Polen und Deutsche gemeinsam gegen die Heiden kämpften. Die Sache schlug beide Male fehl, also wandte sich der masowische Herzog in seiner Not an den Deutschen Ritterorden. Dessen Hochmeister Hermann von Salza, ein überaus gewiefter Politiker und Taktiker, erkannte die Gelegenheit, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Er wollte nicht bloß gegen die Prußen zu Felde ziehen, sondern sich bei dieser Gelegenheit auch gleich ein

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