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Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt

Titel: Irrtum!: 50 Mal Geschichte richtiggestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Geschichte. Sein Vater Heinrich II. war der Erste der englischen Könige aus dem Hause Anjou, die seit Mitte des 12. Jahrhunderts auf dem englischen Thron saßen und ein Herrschaftsgebiet von Schottland bis zu den Pyrenäen für sich reklamierten. Sie beriefen sich dabei auf dynastische Verbindungen und Eroberungen. Englands Festlandinteressen bezogen sich vor allem auf die Normandie im Norden Frankreichs, die Heinrichs Vater erobert hatte, der als Graf von Anjou und Tours seinem Sohn weitere Gebiete sowie einen Anspruch auf Oberherrschaft über Maine und Bretagne in Nordwestfrankreich vererbte. Hinzu kam Aquitanien in Südfrankreich nebst benachbarten Ländereien, das Richards Mutter Eleonore von Aquitanien mit in die Ehe gebracht hatte. Kurz vor der Heirat mit Heinrich war ihre erste Ehe mit dem französischen König Ludwig VII. annulliert worden; ihre schillernde Biographie als französische und schließlich englische Königin und ihre aktive politische Rolle trugen Eleonore üble Nachrede ein, die sich über die Jahrhunderte hielt. 2
    Das Herrschaftszentrum dieser heterogenen Ansammlung von Ländereien lag eher in der Normandie als in England, und über alle Teile effektiv zu herrschen, erwies sich als recht schwierig. Einerseits beanspruchte der englische König ganz Westfrankreich und damit mehr Land, als sein französischer Kollege kontrollierte, andererseits stand über dem englischen der französische König als sein Lehensherr – wenn auch nur auf den französischen Anteil des englischen Reiches bezogen. Zudem war der englische Anspruch stets umstritten. Die Folge waren blutige Kriege und diplomatische Scharmützel – langfristig gar der Hundertjährige Krieg, der mit Unterbrechungen von 1337/39 bis Mitte des 15. Jahrhunderts dauerte.
    Heinrich regierte so überaus geschickt, dass er trotz aller Widrigkeiten zum mächtigsten Fürsten nach dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde, was sich auch daran ablesen lässt, dass er seine Kinder europaweit sehr hochkarätig verheiratete. Allerdings hatte er mit vier seiner fünf Söhne eine liebe Not, denn sie rebellierten immer wieder gegen den Vater und gegeneinander, wobei es natürlich fast immer um Macht und den Thronanspruch ging. Sie schreckten dabei nicht einmal vor einem Bündnis mit dem französischen König zurück. Heinrichs dritter Sohn Richard erzwang schließlich die Anerkennung als Erbe und wurde 1189 Englands erster König, der ohne Wahl, sondern infolge der (erzwungenen) Erbfolgebestimmungen die Krone gewann. Bald nach der Krönung begab er sich auf den Kreuzzug ins Heilige Land und geriet auf der Rückreise in Gefangenschaft zunächst des Herzogs von Österreich, sodann des Kaisers. Erst nach mehr als einem Jahr wurde er durch eine astronomisch hohe Summe freigekauft und kehrte nach Hause zurück.
    Richard Löwenherz war zwar verheiratet, aber kinderlos, und so machte er seinen zehn Jahre jüngeren Bruder Johann zum Erben, der später als Johann Ohneland ungleich glanzloser regieren sollte und eines großen Teils des englischen Festlandbesitzes verlustig ging. Richard dagegen kämpfte nach seiner Rückkehr gegen den französischen König ziemlich erfolgreich um seine französischen Besitzungen und stritt sich mit dem aufsässigen Adel von Aquitanien, wo er schließlich in Châlus 1199 an einer Wunde starb, die ihm der Pfeil eines Armbrustschützen auf der belagerten Burg beigebracht hatte. Der mittelalterliche Chronist Roger von Hoveden befand, hier habe die Ameise den Löwen getötet.
    König Richard verdiente sich seinen Beinamen Löwenherz durch seinen großen Mut und seine unermüdliche Kampfeslust – und wurde zu einem Mythos. Dafür bietet seine Biographie ja auch alle notwendigen Zutaten: Seine Epoche war die Zeit der höfischen Ritterspiele, der Troubadoure und der Kreuzzüge, und im Besonderen verlief sein Lebensweg zwischen Machtglanz und Kriegertum, zwischen hehren Idealen und schnöden Intrigen, zwischen Frankreich und England, zwischen Familie und Krone. Richards Kampf für das Kreuzfahrerkönigreich Jerusalem im dritten Kreuzzug wurde von der zeitgenössischen Propaganda weidlich ausgeschlachtet, die Botschaft vom unerschrockenen Ritter fand weite Verbreitung und stieß auf große Begeisterung in der Christenheit. Einer seiner Biographen nannte ihn den »Paradekreuzritter« und »Inbegriff des verwegenen Kriegers«, und vor allem als solcher erlangte Richard Löwenherz bleibenden Ruhm in zahlreichen

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