Irrweg Grundeinkommen
einer Bank nach einem Kredit, um mit dem geliehenen Geld ein Investitionsgut, etwa eine neue Maschine, zu kaufen. Kann die Bank dann nur so viel Kredit herausgeben, wie sie Einlagen hat? Nein, die Bank kann weit darüber hinaus Kredite vergeben, weil sie aus Erfahrung weiß, dass normalerweise nie alle Sparer zugleich ihr Geld zurückverlangen, sondern immer nur ein bestimmter Prozentsatz der Einlagen abgezogen wird, den sie als Reserve halten muss. Folglich kann die Bank Geld schaffen (schöpfen), indem sie dem Investor eine Kreditlinie über ihre Spareinlagen hinaus einräumt, die ihm erlaubt, die für seine Investitionen notwendigen Käufe zu tätigen. Der Unternehmer entfaltet dadurch wirklich zusätzliche Nachfrage.
Hinzu kommt selbstverständlich, dass alle Notenbanken dieser Welt auch unmittelbar Liquidität schaffen und zusätzliches Wachstum finanzieren können. Notenbanken schaffen Geld aus dem Nichts, wenn sie zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellen, die nicht auf schon vorhandenem realen Einkommen beruht, sondern auf zukünftiges reales Einkommen setzt. Der Investor gleicht also nicht nur eine durch das Sparen entfallende Nachfrage aus, sondern er erhöht darüber hinaus die Auslastungder Industrie oder der Dienstleistungswirtschaft unmittelbar. Dort entstehen entsprechend mehr Einkommen, darunter Gewinne.
Nimmt der Unternehmer die neue Maschine in Betrieb und steigt die Produktivität in seiner Firma, erhöht das seine Erlöse, und er ist in der Regel in der Lage, die verlangten Zinsen zu zahlen. Der Kredit bewirkt demnach eine Einkommenssteigerung in der Gegenwart und in der Zukunft, und zwar – abzulesen an der gestiegenen Gütermenge – eine reale. Voraussetzung für das Funktionieren der durch Kredit geschaffenen Nachfrage ist natürlich, dass die Sachinvestition ein Erfolg ist, dass sie also ein potentiell produktives Projekt darstellt und das mögliche Mehr an Produktion auch seine Abnehmer findet. Denn nur dann bringt die Sachinvestition so viel Geld in die Kassen des Investors, dass er nicht nur die ursprüngliche Kreditsumme, sondern auch noch zusätzlich Zinsen für sie bezahlen kann und obendrein per Saldo einen Gewinn macht. Mit anderen Worten: Verschuldung aus dem Nichts kann das Einkommen, mit dessen Hilfe sie verzinst und getilgt werden soll, schaffen.
Weil der Kredit zu zusätzlicher Nachfrage und damit zu steigenden Einkommen einschließlich steigender Gewinne führt, ist im Nachhinein Ersparnis in Form höherer Gewinne entstanden. Wenn die Investition misslingt, entwertet sich die Gläubigerposition der Bank oder des Besitzers der Schuldverschreibung oder des Aktionärs. Jede erfolgreiche Verschuldung setzt aber eine Kettenreaktion nach oben in Gang, denn mit der kreditbedingt steigenden Auslastung nimmt entweder die Investitionsneigung weiterer Unternehmer zu oder die steigende Nachfrage führt bei bereits hoher Auslastung der Kapazitäten zu höheren Preisen. Letztere signalisieren den Unternehmern, dass sich eine Ausdehnung der Angebotskapazitäten lohnt, was die Investitionsneigung erst recht stärkt.
Einzelwirtschaftlich gesehen können auch aus angespartem Vermögen, aus bereits erzielten Gewinnen Investitionsgüter bezahlt werden. Dazu schichtet beispielsweise ein einzelner Unternehmersein Vermögen von Geldvermögen in Richtung Sachvermögen um. Die Verschuldungssituation der Gesamtwirtschaft bleibt gleich, denn bei einem nicht durch (aus dem Nichts geschöpfte) Kredite finanzierten Kauf wechselt nur das zur Bezahlung verwendete Geldvermögen den Besitzer; die spiegelbildlich zu diesem Geldvermögen existierenden Schulden bleiben davon vollkommen unberührt. Kaufen alle Wirtschaftsakteure nur mit ihrem vorhandenen Geldvermögen (also ihren Ersparnissen), kann tatsächlich nichts Zusätzliches entstehen, weil die Wirtschaftssubjekte immer nur untereinander Geldvermögen und bereits vorhandene Sachanlagen (oder auch Konsumgüter) tauschen. Damit entsteht niemals ein neues (Investitions-)Gut. Nur wenn ein Gut mit Hilfe von neu geschaffenem Kredit gekauft wird, kann zusätzliche Nachfrage entstehen.
Nun mag man einwenden, dass die Inbetriebnahme eines bereits vorhandenen Investitionsguts, das nicht auf Pump gekauft wurde (also der einfache Tausch von Geld- gegen Sachvermögen), die Produktivität genauso gut steigern kann wie ein noch nicht produziertes. Das ist richtig. Nur fehlt der Effekt der zusätzlichen Nachfrage durch den Kredit. Und der ist entscheidend, wenn
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