Irrweg Grundeinkommen
deren innerer Härte sich alle anderen ausgerichtet haben, weil Deutschland immer schon eine im Vergleich zu seinen Handelspartnern geringe Steigerung der Arbeitskosten aufwies und folglich nie im Hinblick auf seine Wettbewerbsfähigkeit gefährdet war.
Globalisierung, selbst wenn sie ein neues Phänomen wäre, könnte von den Wirtschaftssubjekten nur das an Anpassung verlangen, was die Marktwirtschaft schon immer verlangt hat. Der Begriff der Globalisierung beschreibt ja kein substantiell neues Phänomen, sondern nur die Tatsache, dass sich neue Regionen der Welt den gleichen marktwirtschaftlichen Bedingungen stellen, die seit 200 Jahren den Güter- und Kapitaltausch in der westlichen Welt dominieren. Marktwirtschaft verlangt illusionslose Anpassung der Ansprüche an die realen Produktionsmöglichkeiten. Es kann nur verteilt werden, was erwirtschaftet und abgesetzt wird. Wer sich an diese Regel hält, macht nichts falsch, ganz gleich, wie viele und wie viele neue Mitbewerber es auf dem Markt gibt.
Ob und wie gut sich eine Gesellschaft an diese Regel gehalten hat, lässt sich auf lange Sicht am besten am Wert der Währung in dieser Gesellschaft ablesen. Nur wer die illusionslose Anpassung an seine eigenen Verhältnisse ohne große Friktionen schafft, kann eine harte Währung im Innern wie nach außen haben. Deutschland war – daran gemessen – in den letzten 30 Jahren das Land in der Welt, das am besten die Herausforderungen der Globalisierung bestanden hat. Wer diesen einfachen Test ablehnt, muss behaupten, es sei möglich, dass sich die Devisenmärkte über einen Zeitraum von 30 Jahren nicht nur in der Größenordnung, sondern sogar in der Richtung der Bewertung der D-Mark geirrt haben.
Die Frage, ob das Auftreten der neuen Wettbewerber in Osteuropa und Fernost die Lage fundamental verändert, ist im Lichte dieser Überlegungen ohne weiteres zu beantworten. Die neuenMitbewerber, ganz gleich, ob vorher sozialistische Länder oder »nur« Entwicklungsländer, könnten am Markt nur dann besonders erfolgreich sein und also eine Bedrohung für deutsche Unternehmen, wenn sie schon vor dem Eintritt in marktwirtschaftliche Bedingungen für einige Zeit einen wettbewerbsfähigen Kapitalstock aufgebaut hätten und mit unterbewerteten Währungen in den internationalen Handel eingetreten wären. Bei den sozialistischen Ländern war nach allgemeiner Auffassung jedoch gerade das Gegenteil der Fall. Sie lebten vor der Öffnung mit »unterdrückter Inflation«, also einem Regime, bei dem mehr Geld im System war, als mangels Produktionskapazitäten ausgegeben werden konnte. Nur durch eine massive Abwertung nach der Öffnung ihrer Märkte konnten sie kurzzeitig eine Importschwemme verhindern. Alle diese Länder wurden aber im Laufe des Übergangs bei steigenden Löhnen zu Ländern mit Defiziten in der Leistungsbilanz. Bei den vorher abgeschotteten Entwicklungsländern ist das nicht anders. Vom Weltmarkt abgeschottete Länder sind in der Regel gerade nicht wettbewerbsfähig; was wäre sonst der Sinn der Abschottung gewesen? Wenn sie sich schnell dem Weltmarkt öffnen, geraten sie unter Druck der Länder, die schon lange Erfahrung mit den Bedingungen eines offenen Marktes haben, und nicht umgekehrt. Dass diese Zusammenhänge in keiner Weise thematisiert wurden, sondern ganz im Gegenteil die Arbeitnehmer in westlichen Industrieländern mit dem Stichwort »Globalisierung« unter Druck gesetzt wurden, obwohl sich ihre Arbeitgeber in einer komfortablen Ausgangslage befanden, ist dem nur absurd zu nennenden neoklassischen Paradigma der Faktorkonkurrenz zwischen Arbeit und Kapital geschuldet und der von diesem Gedankenkonstrukt extrem profitierenden Lobbyarbeit der Unternehmerverbände.
Mit der Angst vor der Globalisierung ist obendrei die fatale Idee entstanden, nicht nur Unternehmen, sondern auch Staaten stünden im Wettbewerb miteinander, nämlich um den besten Standort für die international agierenden Investoren und um die Verbesserung für die Bedingungen der heimischen Exportunternehmen.Selbst wenn diese Idee richtig wäre, schaffte sie einen unabweisbaren Bedarf für internationales staatliches Handeln, also für internationale Kooperation der Staaten. Schon der Wettbewerb der Unternehmen ist nach allgemeiner Auffassung regelungsbedürftig. Wie könnten und sollten dann Staaten ohne supranationale Regeln Wettbewerb miteinander betreiben?
Doch die Idee selbst ist äußerst problematisch. Offensichtlich ist die Gefahr des
Weitere Kostenlose Bücher