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Irrweg Grundeinkommen

Irrweg Grundeinkommen

Titel: Irrweg Grundeinkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Meinhardt und Dieter Vesper Friederike Spiecker Heiner Flassbeck
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es um die gesamtwirtschaftliche Auslastung und das Wachstum geht. Bleibt die Auslastung gleich, gibt es keinen Grund für eine Ausdehnung der Produktion insgesamt. Dem inbetriebgenommenen Investitionsgut (oder gesamtwirtschaftlich gesehen irgendeiner anderen Sachanlage) fehlt es dann an zusätzlicher Nachfrage, um aus der potentiellen Produktivitätszunahme eine tatsächliche werden zu lassen.
    Eine arbeitsteilig organisierte Geldwirtschaft kann wachsende Kapazitäten allerdings nur dann stabil auslasten – ohne auf eine dauernde Verschuldung des Auslands zu bauen –, wenn die Wirtschaftspolitik dafür sorgt, dass die Mehrzahl der Menschen die berechtigte Erwartung hat, dass sie an den durch die neuen Kapazitäten wachsenden Einkommensmöglichkeiten voll partizipieren. Dann fragen sie nämlich in Erwartung dauerhaft steigender Einkommen tatsächlich mehr nach (und generierendadurch die benötigte Auslastung) und beginnen nicht, ihr Geldeinkommen zu horten und damit der Auslastung beziehungsweise den Investoren einen Strich durch die Rechnung zu machen. Letzteres brächte den Investitionsgütersektor und mit ihm nach und nach die gesamte Wirtschaft in Bedrängnis. Und zwar nicht nur zu einem Stillstand, sondern zu einem Abwärtstrend. Eine Marktwirtschaft ohne Investitionsgütersektor kennt dieses Problem nicht und braucht weder Kredite aus dem Nichts noch positive Einkommenserwartungen, aber sie kann auch nicht wachsen.
    Heimisches Sparen und ausländische Schulden als Ergebnis deutscher Wirtschaftspolitik 62
    Als Folge der großen Umverteilung hat sich in den vergangenen Jahren das deutsche Wirtschaftsmodell fundamental verändert. Sparen und Investieren sind nicht mehr, was sie einmal waren. Das kann man an der sogenannten Finanzierungsrechnung der gesamten Volkswirtschaft gut zeigen. Die Finanzierungsrechnung eines Sektors zeigt, ob der Sektor also per Saldo mehr ausgegeben als eingenommen hat oder umgekehrt. Betrachtet man dann die Salden von Einnahmen und Ausgaben aller Sektoren einer Volkswirtschaft zusammen, stellt man fest, dass die Zusammenfassung dieser Salden den außenwirtschaftlichen Saldo der Einnahmen und Ausgaben der Volkswirtschaft ergibt, also das, was man den Leistungsbilanzsaldo nennt. Da aber alle Länder dieser Welt zusammen immer einen vollkommen ausgeglichenen Leistungsbilanzsaldo haben, weil die Welt nicht Güter leihen oder verleihen kann, sich also immer genau an ihre Verhältnisse anpassen muss, sind die Finanzierungssalden der Volkswirtschaften insgesamt und ihrer wichtigsten Sektoren (private und öffentliche Haushalte und Unternehmen) ein sehr aussagekräftiger Indikator für nachhaltiges oder weniger nachhaltiges Wirtschaften.
    Abbildung 11 hatte schon gezeigt, dass sich der Finanzierungssaldo der Unternehmen (also deren Nettosparen oder die Nettoverschuldung)seit den Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders bis heute fundamental geändert hat. Bis vor einigen Jahren war die sektorale Verteilung der Schulden und Ersparnisse eine vollkommen andere als in den letzten Jahren. Zwar sparten die privaten Haushalte in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wie heute einen nicht unerheblichen Teil ihres Einkommens. Doch die Salden sowohl des Auslandes als auch des Staates waren bis Mitte der 1980er Jahre relativ ausgeglichen. Den Gegenposten zu den Ersparnissen der privaten Haushalte bildeten damals vor allem die Unternehmen, die sich in hohem Maße verschuldeten, zugleich aber sehr dynamisch investierten.
    Der Kontrast zur gegenwärtigen Situation könnte nicht größer sein. Zwischen 2004 und 2011 waren die deutschen Unternehmen Nettosparer in Höhe von immerhin zwei Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE). Der Gegenposten dazu war ein extrem stark gestiegenes Defizit des Auslands (wie das auch schon in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre der Fall war, wenn auch nicht in so ausgeprägter Form). Gleichzeitig investierten die Unternehmen weniger als jemals zuvor in den letzten 40 Jahren (vgl. Abbildung 11). Statt das erwirtschaftete Geldvermögen in Sachanlagen zu investieren und sich zu verschulden, behalten die Unternehmen es offenbar lieber und legen es als Finanzinvestitionen auf dem Kapitalmarkt an. Dieses Verhalten lässt sich rational nur damit erklären, dass die Unternehmer auf den Finanzmärkten, nämlich mutmaßlich im globalen Spielkasino des Investmentbanking, höhere Renditen erwarten und kurzfristig realisieren können, als sie durch realwirtschaftliche

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